# taz.de -- Kommentar Verbraucherschutz: Klar ist überhaupt nichts
       
       > Über 7.000 Produkte wurden in zwei Jahren auf dem Internetportal der
       > Verbraucherschutzzentralen reklamiert. Das klingt viel, ist es aber
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: Produkte über Produkte. Die Branchenverbände loben die Hersteller für ihre Innovativkraft
       
       Klingt doch nicht schlecht, diese Zahl. Die Macher von
       [1][lebensmittelklarheit.de] jedenfalls freuen sich: [2][7.300
       Produktbeschwerden] hat das Portal seit 2011 verzeichnet. Und bei einem
       Drittel sollen die Hersteller auf die Beschwerden auch eingegangen sein.
       
       Aber ist das tatsächlich ein Erfolg, genau zwei Jahre nachdem die Website
       der Verbraucherschutzzentrale an den Start gegangen ist, um Transparenz in
       das Wirrwarr aus beschönigenden Bezeichnungen, Weglassungen oder
       Falschkennungen auf den Lebensmittelpackungen zu bringen? Übrigens mit
       Unterstützung von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, die sich als
       damals als mutige Rebellin gab, um die Industrie das Fürchten zu lehren.
       
       Man muss sich dazu andere Zahlen ansehen. Ein Vollsortimenter führt bis zu
       40.000 unterschiedliche Waren im Angebot, der normale Supermarkt knapp
       10.000. Die Branchenverbände loben die Hersteller für ihre Innovativkraft.
       
       Fast jede Einzelhandelskette führt inzwischen ein großes Sortiment an
       Eigenmarken – und egal, ob im Biobereich oder bei Fertigprodukten: Der
       Lebensmittelmarkt diversifiziert mit Gewalt. Pro Jahr kommen knapp 2.000
       sogenannte Neuheiten in die Regale. Da klingt die Zahl 7.300 gar nicht mehr
       so prächtig.
       
       Zwei Jahre lebenmittelklarheit.de zeigen vor allem: Klar ist überhaupt
       nichts. Im Gegenteil. Ein Klick auf die aktuelle Website macht nur noch
       deutlicher, wie unklar Verpackungsbezeichnungen sind. Und welche
       Kreativität Produktmanager und Marketingabteilungen entwickelt haben.
       [3][Fast drei Viertel der Verbraucher trauen heutzutage nicht mehr dem, was
       auf der Packung steht.] Ähnlich groß ist das Misstrauen wohl nur bei der
       Tour de France.
       
       Nur: Radsport kann man ausschalten, essen muss man immer.
       
       19 Jul 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://lebensmittelklarheit.de/
 (DIR) [2] http://www.verbraucher.de/klartext-statt-verbrauchertaeuschung-bei-lebensmitteln--
 (DIR) [3] http://www.vzbv.de/11052.htm
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörn Kabisch
       
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