# taz.de -- Negativpreis für dreiste Kinderwerbung: Die „Capri-Sonne“ geht unter
       
       > Das zuckerlastige Getränk erhält den Schmähpreis der Organisation
       > Foodwatch. Die Aktivisten fordern, Kindermarketing für ungesunde
       > Lebensmittel zu verbieten.
       
 (IMG) Bild: Zu viel „Capri Sonne“? Zu viele Windbeutel? Jedenfalls zu viel Gewicht.
       
       BERLIN taz | Wenn die Deutschen SiSi-Werke für ihren Soft-Drink
       "[1][Capri-Sonne]" werben, tauchen fast immer Kinder auf: Mal fliegen drei
       Astronauten im Schulalter per Raumschiff in die elterliche Küche, um das
       Getränk durch den orangenen Strohhalm aus dem Alu-Kunststoffbeutel zu
       saugen. Mal trinkt auf der Internetseite der Firma ein blondes Mädchen die
       Sorte "Elfentrank".
       
       Die Verbraucherorganisation [2][Foodwatch] hat damit ein Problem: "Kinder
       können nicht so gut zwischen Werbung und Wirklichkeit unterscheiden", sagt
       Verbandssprecher Andreas Winkler. Ein 200-Milliliter-Beutel Capri-Sonne
       Orange enthalte aber umgerechnet sechseinhalb Stück Würfelzucker.
       "Capri-Sonne ist ein Dickmacher. Die Kinder nehmen ohne Sättigungsgefühl
       viele Kalorien zu sich."
       
       Deshalb nominierte Foodwatch das Getränk für ihren Schmähpreis
       "[3][Goldener Windbeutel]", der dieses Jahr an die "dreisteste Werbemasche
       bei einem Kinderprodukt" gehen sollte. 43 Prozent von 120.000 Teilnehmern
       einer Online-Abstimmung auf der Internetseite des Preises wählten
       Capri-Sonne auf Platz eins, wie Foodwatch am Donnerstag bekanntgab.
       
       Die SiSi-Werke lehnten den Preis umgehend ab, da Capri-Sonne
       "ausschließlich natürliche Zutaten" enthalte und vollständig deklariert
       sei. Zudem biete das Unternehmen auch zuckerreduzierte Varianten an.
       
       ## Negativpreis auch für Pudding "Paula"
       
       Auf Platz zwei der "Windbeutel"-Abstimmung landete der Pudding "Paula" von
       Dr. Oetker. Er besteht zu 13 Prozent aus Zucker, wird aber zum Beispiel mit
       Comicfiguren beworben. Ähnlich arbeitet Nestlé, der mit seinen
       Frühstücksflocken "Kosmostars" - 25 Prozent Zucker - auf Platz drei steht.
       
       "Der Gesetzgeber muss klare Regelungen erlassen, dass solche unausgewogenen
       Lebensmittel nicht mehr an Kinder vermarktet werden dürfen", forderte
       Foodwatch-Sprecher Winkler. Die bisherigen Selbstverpflichtungen der
       Industrie reichten nicht, wie etwa die für den "Windbeutel" nominierten
       Produkte zeigten. Das Problem sei groß, da 15 Prozent der Kinder in
       Deutschland als übergewichtig, sechs Prozent sogar als fettleibig gelten
       würden.
       
       Die britischen Behörden stufen Kinderlebensmittel laut Foodwatch auf einer
       Negativskala beispielsweise für die Zucker- und Kaloriengehalte ein.
       Pluspunkte gebe es unter anderem für hohe Obst- und Gemüseanteile. Produkte
       über einem bestimmten Gesamtwert dürften nicht mehr in
       Kinderfernsehprogrammen beworben werden.
       
       In Deutschland könnte [4][Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner] eine
       ähnliche Regelung vorantreiben. Die als industriefreundlich kritisierte
       CSU-Politikerin ließ eine Bitte der taz um eine Stellungnahme zunächst
       jedoch unbeantwortet.
       
       16 May 2013
       
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