# taz.de -- Kolumne Wutbürger: Gelebter Umweltschutz für Idioties
       
       > Was tut man nicht alles, um die Welt zu retten: Äpfel nur aus regionalem
       > Anbau, Altglas brav in den Container. Aber wohin bloß mit den Deckeln?
       
 (IMG) Bild: Hat Schneid: Flasche ohne Kopfbedeckung
       
       Wäre mein Leben doch so einfach wie das der Menschen in meiner Umgebung.
       Ich könnte mir den ganzen Aufwand sparen, nur um die Welt zu retten. Müll
       trennen, im Supermarkt zu den Äpfeln aus Brandenburg greifen und die aus
       Neuseeland liegen lassen und den Einkauf nicht in Plastiktüten nach Hause
       tragen – macht das Leben doch nur unnötig kompliziert. Es geht auch ganz
       easy. Die Welt wird sich schon selbst retten, wenn sie unbedingt möchte.
       
       Wie das funktioniert, ein verantwortungsbewusstes Verhalten ganz ohne zu
       viel lästiges Nachdenken, kann man an einem Altglascontainer bei mir um die
       Ecke lernen. Braunglas, Grünglas, Weißglas, das ganze Programm. Die
       Menschen in meiner Nachbarschaft – viel sanierter Altbau, dazwischen
       Neubauten mit nackten Betonflächen und Fenstern bis zum Fußboden –
       entsorgen dort ganz vorbildlich. Jedenfalls das Glas.
       
       Im Angesicht der schwarzen Schlünde stellen dann viele offenbar ganz
       überrascht fest, dass auf ihren Gläsern und Flaschen noch Verschlüsse und
       Deckel klemmen. Da weiß der grüne Bürger von heute: Alu und Plastik, das
       ist nichts für den Glascontainer. Das muss in die Gelbe Tonne. Und was
       macht er? Er nimmt das Zeug nicht etwa wieder mit. Er schraubt es ab und
       legt es oben auf den Container. Ganz easy. Oft sieht die Sammelstelle aus
       wie eine Open-Air-Ausstellung des Grünen Punkts.
       
       Nimmt man sich dieses Verhalten zum Vorbild, tauchen noch ganz andere
       Strategien vor dem geistigen Horizont auf. Zum Beispiel das Auto verkaufen,
       stattdessen die U-Bahn nehmen und für die 900 Meter zur Haustür in einen
       Carsharing-Wagen am Straßenrand springen. Oder den CO2-Ausstoß nach einem
       Langstreckenflug kompensieren, indem man den Betrag auf ein dafür
       eingerichtetes Konto überweist, das auf den eigenen Namen läuft.
       
       Das ist gelebter Umweltschutz im Jahr 2013. Nicht für Dummies, sondern für
       Idioties.
       
       5 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schächtele
       
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