# taz.de -- Kolumne Wutbürger: Halbnackt in der Fremde
       
       > Was haben Urlauber eigentlich in ihren Koffern? Am Mittelmeer tendiert
       > der Tourist an sich zur Textilfreiheit. Das finden viele nicht gut.
       
 (IMG) Bild: Als Tourist, da lebt sich's gänzlich ungeniert.
       
       Wer seinen Urlaub in einem fremden Land verbringt, will ja nicht nur im
       Meer planschen, essen und viel schlafen, sondern auch etwas lernen. Die
       Reise in ein neues EU-Mitgliedsland war in dieser Hinsicht ein voller
       Erfolg. Mit bildungsbürgerlichen Ambitionen fuhren wir in die nächstgrößere
       Stadt.
       
       Da gab es einen alten Palast zu besichtigen, der was mit den Römern zu tun
       haben soll, eigentlich aber als Kulisse für Souvenirstände diente.
       Sonnenbrillen, T-Shirts, kitschige Kühlschrankmagneten. Und unendlich viele
       Batiktücher
       
       Batiktücher, die sich leider keiner der vielen Touristen umbindet. Im
       Gegenteil: Sobald die Sonne scheint, wollen diese viel Haut zeigen. Stets
       zur falschen Zeit und am falschen Ort. Mir wird ein genauer Einblick in die
       verschiedenen Verfallsstadien des menschlichen Körpers gewährt, die ich so
       genau nicht studieren wollte.
       
       Die Einheimischen wollen es offensichtlich auch nicht so genau wissen und
       versuchen, die Leute mit Stopp-Schildern davon abzuhalten, halbnackt bei
       ihnen aufzukreuzen. Diese Schilder, Piktogramme mit Mann und Frau in
       Badebekleidung und rotem Querbalken, werden einfach ignoriert. Die meisten
       Urlauber haben sich nun mal dafür entschieden, ihren Urlaubsort in ein
       Nudistencamp zu verwandeln.
       
       Mir war das peinlich, also bemühte ich mich in den ersten Tagen, durch
       beispielhaft züchtige Kleidung eine Vorbildfunktion auszuüben. Mein
       niedrigschwelliges Angebot an die anderen Touristen war jedoch sinnlos,
       zudem wurde ich trotzdem Opfer einheimischer Kollektivbestrafung: Die
       Angestellten in den Cafés, Restaurants und Geschäften wehren sich gegen
       ihre Gäste, indem sie konsequent jeglichen Blickkontakt vermeiden.
       
       Geschlagen zog ich mich auf die Terrasse meiner Ferienwohnung zurück und
       machte mich erst mal frei – aber nur oben.
       
       Eine Frage bleibt aber offen: Was packen die Urlauber in ihre gigantischen
       Koffer, die sie am Flughafen vom Gepäckband ziehen? Kleidung kann es nicht
       sein.
       
       14 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) ISABEL LOTT
       
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