# taz.de -- Kolumne Wutbürger: Weitwurf für Olympia
       
       > Sie pfeffern Koffer um Koffer aufs Band – Menschen in Neongelb, die sich
       > an Flughäfen aufhalten. Die Kür: Das Gepäck so aufs Band knallen, dass es
       > platzt.
       
 (IMG) Bild: Geschüttelt, nicht gelegt. Oder vielleicht doch?
       
       Das Internationale Olympische Komitee ist ja ständig darum bemüht, die Idee
       des antiken Wettstreits mit den Entwicklungen im Hier und Heute in Einklang
       zu halten. Ich möchte ihm deshalb eine Sportart ans Herz legen, von der die
       Weltöffentlichkeit bislang aus mir unverständlichen Gründen keinerlei Notiz
       genommen hat: den Kofferweitwurf.
       
       Entwickelt hat sich dieser Sport in Flughäfen. Die Athleten sind zumeist
       Männer, die in neongelben Trainingsanzügen und mit Schallschutz auf den
       Ohren – ich nehme an, den brauchen sie für die Konzentration – Gepäckstücke
       aus Anhängern wuchten und sie aus möglichst großer Entfernung aufs
       Gepäckband schmeißen.
       
       Die Fähigkeiten, die es braucht, um es bis an die Weltspitze zu schaffen,
       sind: Kraft in Armen und Schultern, Disziplin, Ausdauer sowie den Ehrgeiz,
       mindestens einmal pro Trainingsrunde einen Koffer mit solcher Wucht auf der
       Kunststoffbahn aufkommen zu lassen, dass er platzt. Dann weiß der Sportler:
       Gold bei Olympia ist keine Illusion, und er kann von Werbeverträgen und
       lebenslangem Ruhm träumen.
       
       Es gibt nicht viele Möglichkeiten, den Athleten beim Üben zuzusehen. Umso
       dankbarer war ich, dass ich neulich am Flughafen vor der Passkontrolle
       warten musste. Durch die Glasscheibe sah ich, wie ein Mann mit Glatze
       (Luftwiderstand!) Koffer um Koffer in die Hand nahm und aus einer Höhe von
       einem Meter aufs Band pfefferte. Er hätte die Gepäckstücke auch einfach
       hinlegen können. Aber der Mann stand ganz offensichtlich im Training. Da
       müssen persönliche Bedürfnisse wie etwa, dass man seine Hosen, Socken und
       den Kulturbeutel nur ungern einzeln aufsammelt, eben zurückstehen.
       
       Ich denke, die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sind für ihn eine
       realistische Perspektive. Er sollte nur darauf achten, dass er seine
       Wettkampfkleidung im Handgepäck mit sich führt. Nicht, dass er am Ende noch
       nackt antreten muss.
       
       27 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schächtele
       
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