# taz.de -- Verhandlungen über Koalition: Inhalte erstmal verschoben
       
       > Nettigkeiten zum Anfang, dann große und kleine Runden: Union und SPD
       > inszenieren die Koalitionsverhandlungen als Harmonieshow.
       
 (IMG) Bild: Meinen es gut miteinander: Die GeneralsekretärInnen von CSU, SPD und CDU
       
       BERLIN taz | Die Verwandlung vollzog sich im Eiltempo: Kaum 90 Minuten, und
       aus erbitterten Wahlkampfgegnern waren plötzlich vertrauensvolle
       Wunschpartner geworden. Freudig verkündete der CDU-Generalsekretär Hermann
       Gröhe: „Das war ein guter Start.“ Die SPD-Spitzenfrau Andrea Nahles
       bedankte sich artig für den „freundlichen Empfang“ in der Parteizentrale
       der Union. Und der CSU-General Alexander Dobrindt beteuerte süffisant, an
       diesem Mittag hätten sich im Konrad-Adenauer-Haus zum Kennenlernen „alle
       mal umarmt“ – „und das war hilfreich“.
       
       Zum Start in ihre Koalitionsverhandlungen inszenierten CDU, CSU und SPD am
       Mittwoch erst mal eine schnelle Harmonieshow: 75 Parteivertreter rückten
       aus allen Winkeln des Landes an, um sich gut anderthalb Stunden lang
       wechselseitig den besten Willen zuzusichern.
       
       Angela Merkel habe diese erste schwarz-rote Vollversammlung als Gastgeberin
       mit „versöhnlichen, einladenden Worten“ eröffnet, berichteten Teilnehmer
       beim anschließenden Mittagsbuffet. SPD-Chef Sigmar Gabriel habe ebenso
       versöhnlich und aufgeräumt reagiert. Ja, selbst der CSU-Vorsitzende Horst
       Seehofer habe „eher geschnurrt als geknurrt“.
       
       Heiße Themen wie Mindestlohn, Energiewende oder Bund-Länder-Finanzen wurden
       an diesem Mittwoch erst gar nicht aufgerufen. Stattdessen beschlossen die
       27 Abgesandten der CDU gemeinsam mit 18 CSU-Funktionären und 30
       Sozialdemokraten ein paar organisatorische Grundlagen für das weitere
       Verfahren. So soll sich die „Große Runde“ bis zum 27. November
       voraussichtlich noch neun Mal an unterschiedlicher Stelle in der Hauptstadt
       treffen.
       
       ## Großer Kreis der Interessengruppen
       
       Dieser 75er-Kreis – vom SPD-Innenpolitiker Thomas Oppermann schon vor dem
       Start als „Mischung aus Wiener Kongress und Bundesversammlung“ bespöttelt,
       dient wohl vor allem als Gremium, das den vielen parteiinternen Unter- und
       Interessengruppen das Gefühl vermitteln könnte, in die schwierige Suche
       nach erträglichen Lösungen einbezogen gewesen zu sein. Alle relevanten
       Budgetfragen sollen dort vorgetragen und Konflikte thematisiert werden.
       „Die Große Runde löst große Probleme“, versprach CSU-Generalsekretär
       Dobrindt.
       
       Doch das stimmt wohl bestenfalls so halb. Denn die komplizierten
       Detaillösungen werden natürlich an anderer Stelle in kleinen Zirkeln
       ausgedealt. Dazu haben die Koalitionsstrategen bereits im Vorfeld ein
       beachtliches Geflecht aus Groß-, Klein-, Unter- und Arbeitsgruppen
       entworfen. Die CDU gab den 75 angereisten Koalitionsmitrednern am Mittwoch
       vorsorglich sogar ein buntes Organigramm mit auf den Heimweg – damit auch
       ja keiner von ihnen den Überblick verliert.
       
       Fest steht: 12 Arbeitsgruppen, jeweils mit insgesamt 17 Parteivertretern
       besetzt, sollen in den kommenden vier Wochen die einzelnen Kapitel des
       Koalitionsvertrages ausarbeiten, hinzu kommen 4 Untergruppen mit je 11
       Teilnehmern. Das wären schon mal 248 Unterhändler.
       
       Heikle Streitfragen sollen an eine 15-köpfige „Kleine Runde“ delegiert
       werden. Und wenn gar nichts mehr geht, muss die „Runde der
       Parteivorsitzenden“ zum Sechs-Augen-Gespräch antreten. Für Tagesordnungen
       und Organisatorisches zuständig ist eine fünfköpfige Steuerungsgruppe.
       Nicht zu vergessen das schwarz-rote „Redaktionsteam“.
       
       Am kommenden Mittwoch wird sich die „Große Runde“ zur nächsten
       schwarz-roten Generalversammlung treffen. Dann, kündigte der
       CSU-Generalsekretär an, werde man sich in der SPD-Parteizentrale auch an
       die inhaltliche Arbeit machen und das Thema Europa vornehmen.
       
       23 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Astrid Geisler
       
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