# taz.de -- Der sonntaz-Streit: „Nicht nur für Israel gefährlich“
       
       > Israels Ministerpräsident Netanjahu kritisierte im Atomstreit die
       > Annäherung mit dem Iran. Auch Charlotte Knobloch warnt vor „faulen
       > Kompromissen“.
       
 (IMG) Bild: Einigung mit dem Iran: „Gefahr für den Weltfrieden“
       
       Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eine mögliche
       Einigung im Atomstreit mit dem Iran scharf kritisiert. Im sonntaz-Streit
       schrieb Netanjahu, die vorgeschlagene Einigung sei eine Gefahr für den
       Weltfrieden, und „nicht nur für Israel gefährlich“. Der Iran habe „de facto
       weiterhin die Möglichkeit, Uran anzureichern und auf die Herstellung von
       waffenfähigem Plutonium hinzuarbeiten“.
       
       Netanjahu bezog sich mit seiner Kritik auf die Verhandlungen zwischen dem
       Iran und den UN-Vetomächten und Deutschland in Genf. Zwar waren die
       Gespräche vorige Woche vertagt worden. Der US-Außenminister hatte aber
       gesagt, man sei einer Einigung „extrem nah“ gekommen.
       
       Zur Diskussion stand eine Zwischenlösung: Der Iran soll sein Atomprogamm
       einfrieren, dafür lockert der Westen einige Sanktionen und die USA geben
       iranische Auslandskonten frei. Am 20. November sollen die Gespräche
       fortgeführt werden.
       
       Ohne über eine Atombombe zu verfügen, finanziere der Iran den Terror
       weltweit, schrieb Netanjahu im sonntaz-Streit. „Man kann sich vorstellen,
       was er täte, wenn er sie hätte und welche Verwüstungen Hisbollah und Hamas
       anrichten würden, wenn sie sich unter seinem nuklearen Schutzschirm
       befänden.“
       
       Auch die Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, Charlotte Knobloch,
       sprach sich gegen eine zu schnelle Einigung mit dem Iran aus. Sie glaube
       nicht, dass sich der Iran unter dem neuen Präsidenten Hassan Rohani
       entscheidend verändert habe. "Die Hoffnungen auf Wandel sind romantisch,
       voreiliges Vertrauen leichtsinnig", schrieb Knobloch. "Faule Kompromisse"
       im Atomstreit seien deshalb verheerend.
       
       ## Polenz: Iran muss für Transparenz sorgen
       
       Derweil deutete ein Bericht der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA)
       an, dass der Iran den westlichen Forderungen zumindest teilweise Folge
       leistet. Der Iran habe seine Fähigkeiten zur Urananreicherung nicht mehr
       ausgeweitet, hieß es in dem ersten IAEA-Bericht seit Amtsantritt des neuen
       Präsidenten Hassan Rohani. Allerdings sei entgegen der Forderungen der
       Atomenergieagentur weiterhin Uran produziert worden.
       
       Der Iran wird verdächtigt, unter dem Deckmantel eines friedlichen
       Nuklearprogramms heimlich Atomwaffen zu entwickeln.
       
       Im Gegensatz zu Netanjahu sagte Ruprecht Polenz im sonntaz-Streit, er könne
       sich vorstellen, dem Iran in Zukunft mehr Vertrauen zu schenken. Der
       CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Innenausschusses schränkte
       ein, der Iran müsse dafür für Transparenz bei seinem Atomprogramm sorgen.
       Hoffnungsvoll stimme ihn, dass sich im Iran schon einiges verändert habe:
       „Einerseits durch den neuen Präsidenten Rohani, andererseits durch die
       Sanktionen.“
       
       Die Streitfrage in der aktuellen sonntaz vom 16./17. November beantworteten
       außerdem der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Omid Nouripour, der
       Iran-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Walter Posch, die
       Direktorin des American Jewish Committee in Berlin, Deidre Berger, der
       Geschäftsführer der Flüchtlingshilfe Iran, Lutz Bucklitsch und der
       taz-Leser Pierre Roschig.
       
       16 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Kempkens
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Rohani
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) Benjamin Netanjahu
 (DIR) Streitfrage
 (DIR) Atomstreit
 (DIR) USA
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) USA
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) IAEA
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) USA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) US-Handelsembargo gegen den Iran: Boeing darf liefern
       
       Das Abkommen zum iranischen Atomprogramm hat erste Konsequenzen: Boeing
       erhält von der US-Regierung die Erlaubnis, für kurze Zeit Flugzeugteile in
       das Land zu liefern.
       
 (DIR) Atomgespräche mit dem Iran: Eine „reale Chance“ für Einigung
       
       Mit dem Eintreffen des russischen Außenministers kommt Bewegung in die
       Atomverhandlungen. Denkbar ist eine Einigung auf eine sechsmonatige
       Zwischenlösung.
       
 (DIR) Vor Atomgesprächen mit Iran: USA versuchen Israel zu beruhigen
       
       Mit Spannung wird die nächste Runde der Atomgespräche erwartet. Putin gibt
       sich optimistisch, Obama hat Probleme. Und Israel schaut mit Missbehagen
       zu.
       
 (DIR) Der sonntaz-Streit: Kann man dem Iran vertrauen?
       
       Erste Erfolge: Die Atomenergieagentur und der Iran haben sich auf eine
       Zusammenarbeit geeinigt. Hat sich der Iran verändert?
       
 (DIR) Atomverhandlungen mit Iran: Israel im Clinch mit den USA
       
       Vor der neuen Gesprächsrunde am 20. November warnt Israels Regierungschef
       Netanjahu eindringlich vor einem Einknicken. US-Außenminister Kerry gefällt
       das nicht.
       
 (DIR) IAEA-Chef zu Atomgesprächen im Iran: Ziele der Zusammenarbeit vereinbart
       
       Die internationale und die iranische Atomenergiebehörde haben sich auf
       einen Fahrplan zur Beilegung des Atomtreits geeinigt. Die Anlage in Arak
       darf untersucht werden.
       
 (DIR) Verhandlungen in Genf: Atomgespräche mit Iran vertagt
       
       Lange sah es nach Fortschritten aus. Dann kam es doch nicht zur Einigung
       über das iranische Atomprogramm. Eine Lösung soll dennoch erreichbar sein.
       
 (DIR) Atomgespräche mit Iran: Gedämpfte Hoffnung
       
       Die Gespräche mit der iranischen Regierung über die Einstellung der
       Urananreicherung dauern an. Am Samstag wird der russische Außenminister in
       Genf erwartet.