# taz.de -- „GroKo“ ist „Wort des Jahres“: Das haut jetzt aber richtig rein
       
       > Die Gesellschaft für deutsche Sprache wählte die „GroKo“ zum „Wort des
       > Jahres 2013“. Es musste wohl unbedingt was Griffiges sein.
       
 (IMG) Bild: Die „GroKo“ wird nun womöglich in den Duden aufgenommen, bevor sie überhaupt existiert
       
       Du lieber Himmel, ist das simpel. „GroKo“, das von der Gesellschaft für
       deutsche Sprache frisch gekürte „Wort des Jahres 2013“, ist nicht nur eines
       jener Wörter, die man eher zögerlich, vielleicht auch besser gar nicht
       benutzt. Denn was es bezeichnet, nämlich die anstehende Große Koalition aus
       Union und SPD, wird ja keineswegs von jedem als so schnurrend und witzisch
       empfunden, wie „GroKo“ auszusprechen wäre.
       
       Und ist es tatsächlich schon an der Zeit, die künftige Allianz jener
       Parteien zu verniedlichen, die einander einen ganzen Wahlsommer lang nach
       Kräften bekämpft und geschmäht haben, um anschließend geschmeidig ihr
       Regierungsbündnis zu schmieden?
       
       „GroKo“ ist ja nicht einmal ein Wort. Sondern ein Akronym, also ein
       Kurzwort, das aus mehreren Anfangsbuchstaben – oder auch, wie hier, aus
       Anfangssilben – zusammengesetzt sein kann. Nato wäre ein vergleichbares
       Akronym. Auch Nabu und Bafög. Oder das leider noch viel zu unbekannte
       Lagetsi, das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische
       Sicherheit in Berlin.
       
       Auch schön: Haribo, das dem 1945 verstorbenen Hans Riegel aus Bonn auf
       jeder Gummibärchentüte ein Denkmal setzt. Und mal ehrlich, beim Aussprechen
       des Akronyms Azubi hört man doch schon die Zopfschleifigkeit heraus. Azubi
       – irgendwie lustig und jung und gut auszubeuten, oder?
       
       ## Verniedlichtes Wortgut
       
       Ähnlich verhält es sich nun also bei jener „GroKo“, die womöglich in den
       Duden aufgenommen wird, bevor sie überhaupt existiert. Dr. Werner
       Scholze-Stubenrecht, Leiter der Dudenredaktion, erklärt dazu, Kurzwörter
       wie „GroKo“ signalisierten „einen Abbau von Distanz“. Abgekürztes,
       verniedlichtes Wortgut, so Doktor Doppelname, verlören auf diese Weise den
       „Nimbus des Besonderen“.
       
       Für Twitter-Nutzer hingegen ist „GroKo“ seit langem in Gebrauch. Von eben
       diesem Mikroblogging-Portal nämlich stammt das neue Wort des Jahres.
       Twitterer benutzen es als Hashtag, also als Schlagwort für all jene, die
       zur sich anbahnenden schwarz-roten Ehe etwas zu melden haben meinen. Und
       das waren und sind Millionen.
       
       Dieser Umstand, diese Hey-Cool-Ranschmeiße durch die auch schon 66 Jahre
       alte Gesellschaft für deutsche Sprache an die Sprachverhunzer des 21.
       Jahrhunderts, wirft ein Licht auf die mögliche Motivlage der Juroren.
       
       Bei „Rettungsroutine“, ihrem Wort des Jahres 2012, schüttelte das mehr oder
       weniger interessierte Publikum nur mit dem Kopf. „Rettungsroutine“, das die
       sich wiederholenden Maßnahmen gegen die Eurokrise meinte, befand sich
       tatsächlich außerhalb jeder öffentlichen Wahrnehmung.
       
       In diesem Jahr musste es also etwas Griffigeres werden. „GroKo“ – das haut
       jetzt aber richtig rein. Jedenfalls wenn man einem Verein angehört, der vom
       Kulturstaatsminister und den Kultusministerien der Länder finanziert wird.
       
       13 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Maier
       
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