# taz.de -- Bürgermeister zu Castor-Protesten: „Wir sollen hier eine Kröte schlucken“
       
       > Blockiert die CDU bald Castoren? Zur Not schon, sagt Philippsburgs
       > Bürgermeister Stefan Martus. Er und sein Stadtrat wollen keine weiteren
       > Behälter.
       
 (IMG) Bild: Hier stehen schon genug Castorbehälter, findet der Bürgermeister von Philippsburg.
       
       taz: Herr Martus, Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried
       Kretschmann hat angeboten, dass fünf Castorbehälter aus La Hague ins
       Philippsburger Zwischenlager gebracht werden könnten. Wie verhält sich Ihr
       Stadtrat dazu? 
       
       Stefan Martus: Der Stadtrat hat einstimmig beschlossen, in Sachen Castor
       einen Rechtsanwalt zu beauftragen.
       
       Was soll der unternehmen? 
       
       Der soll uns rechtlich begleiten. Und auf den Fall vorbereiten, dass
       tatsächlich ein Genehmigungsantrag gestellt wird, die fünf Castoren nach
       Philippsburg zu transportieren. Der Anwalt soll unter anderem Formulare für
       Einsprüche und Klagen vorbereiten, sodass dann sowohl Einwohner als auch
       die Stadt selbst unterzeichnen können.
       
       Und wenn die Einsprüche und Klagen abgewiesen werden? 
       
       Wir denken dann auch über Demonstrationen und anderes nach. Allerdings ist
       das erst mal hinten angestellt. Aber falls alle rechtlichen Möglichkeiten
       ausgeschöpft sind und tatsächlich ein Castortransport stattfindet, werden
       wir uns mit zivilem Ungehorsam zur Wehr setzen.
       
       Das Zwischenlager in Ihrer Stadt hat 152 Stellplätze, warum nicht noch ein
       paar Castoren mehr einlagern? 
       
       Jetzt neue Castoren aus fremden Kernkraftwerken einzulagern, wäre für uns
       ein enormes politisches Drama. Es geht ja auch um technische Unterschiede.
       Bei den Castoren aus La Hague handelt es sich um einen anderen Typ als bei
       den Philippsburger Behältern.
       
       Wo sollen die Castoren aus La Hague denn hin? 
       
       Wir fordern, dass sie nicht auf die deutschen Standort-Zwischenlager
       verteilt werden. Die Belastung mit den abgebrannten Brennelementen aus dem
       Kernkraftwerk Philippsburg ist ohnehin schon da. Als das Zwischenlager
       beantragt und gebaut wurde, hieß es, dass dort nur Abfälle aus dem hiesigen
       Kraftwerk untergebracht werden. Dieser Kompromiss wurde nun aufgekündigt.
       Dazu kommt, dass für die Castoren aus Frankreich technische Dinge
       vorzuhalten wären, die in Gorleben schon da sind und nicht zusätzlich
       benötigt würden.
       
       Sind Sie gegen die Suche nach einem neuen Endlager? 
       
       Nein, ich begrüße es, dass endlich ein Endlager im nationalen Konsens
       gesucht und gebaut werden soll. Aber wir sollen hier eine Kröte schlucken –
       und dagegen wehren wir uns. Dass die fünf Castoren im Zwischenlager
       Philippsburg gelagert werden sollen, damit sind wir nicht einverstanden.
       
       Die Philippsburger leben seit Jahrzehnten mit der Atomkraft. Ist das kein
       Argument dafür, ihnen noch ein bisschen mehr zuzumuten? 
       
       Nein.
       
       7 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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