# taz.de -- Kommentar Anschlag auf Asylheim: In Kreuth über Rassismus reden
       
       > Seit Monaten warnt die CSU vor so genannten Armutsflüchtlingen. In
       > Germering brennt nun ein Asylheim. Ein böses Revival bahnt sich an.
       
 (IMG) Bild: Opfer politischer Brandstiftung: Asylbewerber nach dem rassistischen Pogrom 1991 in Hoyerswerda
       
       Ein 1990er-Jahre-Revival bahnt sich in Deutschland an – leider keins mit
       Tamagotchis und Nirvana, sondern eines mit brennenden Migranten. Ob das
       [1][Flüchtlingsheim in Germering] bei München von einem Rassisten
       angezündet wurde, ist zwar noch unklar. Die Unterkunft ist aber nicht die
       erste ihrer Art, die in den letzten Monaten brannte. Und die öffentliche
       Aufmerksamkeit ist gering.
       
       Rückblick. Die frühen 1990er Jahre, die Unionsparteien fahren einen
       Anti-Asyl-Kurs. Entgegen aller Fakten schüren sie Ängste vor einer
       Flüchtlingsschwemme. Viele Medien spielen mit, der Bundestag schafft das
       Asylrecht zu großen Teilen ab, und Rassisten erheben sich zu einer Welle
       der Gewalt, von Hoyerswerda bis Solingen. Gewiss: Die Politik wollte keine
       Toten. Aber sie nahm sie in Kauf.
       
       Und heute? Seit Monaten warnen Konservative vor vermeintlichen
       Armutsflüchtlingen aus Südosteuropa. Zahlen des Arbeitsministeriums
       beweisen, dass sie übertreiben. Die CSU ließ sich aber nicht davon
       abhalten, vor ihrer Klausurtagung in Wildbad Kreuth plumpe Parolen zu
       verbreiten.
       
       Die Konservativen wollen nicht, dass Menschen brennen. Aber wieder
       verbreiten sie eine Stimmung, die Rassisten das Gefühl vermittelt, selbst
       Hand anlegen zu müssen. Mindestens zehn Anschläge gab es seit August auf
       Flüchtlingsheime und ähnliche Unterkünfte. Dass bislang niemand gestorben
       ist: purer Zufall.
       
       Für den ersten Toten werden alle Blumen niederlegen. Auch die Politiker,
       die heute über Bulgaren und Rumänen herziehen. Dass es soweit nicht kommt,
       haben sie selbst in der Hand. Eine neue Klausurtagung wäre nötig, der
       Bundestag nach Wildbad Kreuth, die Übertragungswagen hinterher und dann
       tagelang nur ein Thema: dass in Deutschland Asylheime brennen – und dass es
       so nicht weitergehen kann.
       
       9 Jan 2014
       
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 (DIR) Tobias Schulze
       
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