# taz.de -- Kommentar Indizierung von Frei.Wild: Sehr, sehr kritisch
       
       > Mit Zensur kommt man Rechtsrock und seinen Fans nicht bei. Thüringens
       > Sozialministerin (SPD) hat es versucht und ist gescheitert.
       
 (IMG) Bild: Uff. Fans von Frei.Wild
       
       Ein hübsches, aber hohles Argument, das besonders gern mit dem Beispiel
       Amerika („Free Speech“) kommt, lautet so: Eine Demokratie muss es
       aushalten, dass an ihren Rändern auch andersartige, sogar radikale
       Meinungen vertreten werden. Solange diese nicht sonstwie straffällig
       vertreten werden – ein Aufruf zur Gewalt wäre so gesehen etwas anderes als
       die Gewalt selbst.
       
       Das Problem ist nur, dass die Handlungsmöglichkeiten gegen die Verbreitung
       solcher Meinungsmöglichkeiten dann äußerst beschränkt sind. Mit anderen
       Worten: Was tun gegen Rechtsrock? Nicht abspielen, keine Öffentlichkeit
       schaffen, das hilft im Rahmen des Normalen; die Ränder selbst erreicht man
       so nicht. Pädagogische Maßnahmen, Aufklärung etc. helfen meist auch nur bei
       eh schon Belehrten oder Belehrungswilligen; bei allen anderen löst das
       meist nur Renitenz aus.
       
       Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD) hat es jetzt mit
       zensorischen Mitteln versucht. Sie reichte einen Antrage auf Indizierung
       der Songs der umstrittenen Südtiroler Deutschrock-Band Frei.Wild wegen
       Gewaltverherrlichung ein. Wie heißt es so schön in dem Song: „Jetzt liegst
       du am Boden, jetzt liegst in deinem Blut. Das Blut in meinen Fäusten, ich
       find, es steht mir gut.“
       
       Aber der Bundesprüfungsstelle für jugendgefährdende Medien war das nicht
       heikel genug. Sie lehnte den Antrag ab - auch wenn sie die betreffenden
       Zeilen „sehr, sehr kritisch“ sah, wie die stellvertretende Vorsitzende der
       Prüfstelle, Petra Meier, betonte.
       
       Im Sinne der Jugend ist das wahrscheinlich sogar richtig entschieden - die
       ist längst anderes gewohnt und sollte mit derartigen Phantasien umzugehen
       wissen. Gegen Rechtsrock muss man also anders vorgehen. Die Attackierten
       stärken und Gegentexte zünden, zum Beispiel. Es geht darum, die
       rassistischen Argumente umzudrehen: Schwäche als Stärke zeigen. Und Rache
       als kindisch:
       
       Denn, um abschließend die Pet Shop Boys zu zitieren: „Ask yourself, can you
       even deliver/ What she demands of you?/ Or do you want revenge?/ But that's
       childish, so childish.“ In diesem Sinne.
       
       7 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rene Hamann
       
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