# taz.de -- Kommentar Antifa-Kongress: Nicht nur Nazis sind Gegner
       
       > Im Kampf gegen Neonazis war die Antifa gut – aber was macht sie mit
       > rechten Parteien? Die Antwort ist offen, die Antifa stellt sich ihren
       > Herausforderungen.
       
 (IMG) Bild: Reicht das als Antwort auf die Stärke rechter Parteien in Europa?
       
       Eine klassische Krise ist dann eine, wenn sie zuerst nicht erkannt wird und
       später kaum gebändigt werden kann. Das galt für die US-Immbolilienkrise,
       für die sogenannte Eurokrise – und es gilt für manche Form der Lebenskrise.
       Am Wochenende kommen in Berlin Antifa-AktivistInnen aus ganz Deutschland
       zusammen. Die linke, [1][bewegungsnahe Monatszeitung] analyse & kritik
       fragte dazu gerade erst: „Antifa, gibt's die noch?“
       
       Die Frage hat einen Hintergrund. Für ihre Zusammenkunft hat die Szene ein
       selbstkritisches Motto gewählt: „Antifa in der Krise“. Das ist erstaunlich
       fortschrittlich, weil die Überschrift eine Fehler- und Debattenkultur
       befördert, die sicher nicht zu allen Zeiten zum Selbstverständnis linker
       und autonomer Gruppen gehörte.
       
       Wer seine eigene Krise pünktlich erkennt, ist gemeinhin vor Ärgerem gefeit.
       Das ist so ähnlich wie beim Arzt: Einsicht ist der erste Schritt zur
       Besserung. Dabei gibt es wenige Dinge, die sich die Antifa im Kern
       vorhalten lassen muss: Die kontinuierliche Arbeit von antifaschistischen
       Gruppen ist unbestritten die Grundlage von Antirassismusarbeit in vielen
       ländlichen Bereichen geworden und – etwa in der Auseinandersetzung mit der
       NPD oder freien Kameradschaften – ein ganz zentrales Element im Kampf gegen
       Neonazis und Alltagsrassismus.
       
       Dennoch steht die Antifa tatsächlich vor Herausforderungen, auf die es
       keine einfachen Antworten gibt: Auch die Antifa steht mitten in der
       Eurokrise. Die Skepsis gegen Europas Spar- und Krisenpolitik führt in
       zahlreichen Ländern zu einem deutlichen Zulauf für rechte und rechtsextreme
       Gruppen und Parteien. In Deutschland genießt die rechtskonservative Partei
       AfD Zulauf – und steht vermutlich kurz vor dem Einzug in das europäische
       Parlament.
       
       Im Kampf gegen Neonazis war die Antifa immer gut – aber was macht sie mit
       der AfD? Was macht sie mit Bürgerinitiativen, die sich bundesweit gegen
       Flüchtlingsunterkünfte formieren – mal mit, mal ohne Beteiligung von
       Neonazi-Strukturen? Und wie reagiert sie auf die Tatsache, dass auf dem
       Land zahlreiche staatlich geförderte Initiativen inzwischen die
       Antirassismusarbeit übernommen haben?
       
       In den vergangenen Monaten wurde in zahlreichen antifaschistischen Zirkeln
       und Plattformen nach Antworten auf die großen Herausforderungen gesucht,
       mit denen die antifaschistische Bewegung in Deutschland konfrontiert ist.
       Dabei steht auch die Frage zur Debatte, wie das gesellschaftliche Klima in
       Deutschland im Jahr 2014 in Sachen Rassismus und Antirassismus
       grundsätzlich zu bewerten ist. Eine der Kernfragen lautet: Hat sich die
       Stimmung nach den Progromen der 90er Jahre nicht merklich verbessert? Oder
       erweckt nur das Antlitz einer deutschen Öffentlichkeit derzeit einen
       vielleicht positiveren Eindruck als früher – obwohl an den Grenzen Europas
       ein hartes Abwehrregime gegen migrationswillige Flüchtlinge wütet?
       
       Die Szene hat also viel zu diskutieren, doch der für das Wochenende
       geplante Kongress hat bereits jetzt seine Wirkung entfaltet. Die
       Antifa-Bewegung konfrontiert sich aktiv mit den Herausforderungen, vor
       denen sie steht. Wer dazu in der Lage ist, braucht keinen Doktor.
       
       11 Apr 2014
       
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