# taz.de -- Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann...
       
       > … ist Teil der LGBT-Community. Aber wer gibt den Ton in der Gemeinde der
       > Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transmenschen an?
       
 (IMG) Bild: Statt Binnen-I und Gender-Gap, gerne auch mal einfach nur X.
       
       … ist Teil einer großen Gemeinde, Community genannt. Genauer:
       LGBT-Community, die Gemeinde der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und
       Transmenschen. Diese 4-Buchstaben-Nummer ist aber nur die Kurzfassung der
       LSBTTIQ-Version, die Ts werden noch einmal aufgesplittet in Transsexuelle
       und Transgender, dazu kommen die Intersexuellen und die Queeren. Wer jetzt
       befürchtet, jemanden vergessen zu haben, klebt zur Sicherheit ein Sternchen
       drauf, so: *. Und wenn das alles nicht langt im Buchstabensalat, gibt es
       noch ein paar mehr zur gefälligen Auswahl: Q für Questioning (gemeint sind
       die unsicheren – vor allem jugendlichen – Homo-Anwärter), dann ein A oder S
       für die Straight Allies, also jene verbündeten Heteromenschen, die alle
       vorher Genannten mit in ihr Gebet einbeziehen. Und wer noch eine
       Schlusspointe braucht, beendet das Homo-Alphabet mit OW = Or Whatever.
       
       Was alle diese Gruppen miteinander verbindet? Bestimmt nicht ihre höchst
       unterschiedliche Lebensweise. Vielmehr entsprechen sie nicht –
       homoideologisch korrekt gesprochen – der Heteronormativität. Wobei hier
       schon mal das eine oder andere Trans* widerspricht, schließlich lebt er
       oder sie mit aller Hingabe ganz heterosexuell. Auch sonst ist es bei
       genauerem Hinsehen nicht weit her mit der großen Gemeinschaft. Allein das L
       zu Beginn aller Reihungen ist ein Etikettenschwindel. Es steht nämlich
       mitnichten dafür, dass lesbische Frauen den Ton angeben. Das große Wort
       führen – so wie im wirklichen Leben – weiße Mittelschichtsmänner. Sie
       wissen, wo es langgeht, sind die Stärksten und Mächtigsten.
       
       Hört man ihnen genauer zu, lernt man sehr schnell, dass sie von all den
       Übrigen niemanden wirklich ernst nehmen. Lesben verachten sie, weil sie
       nichts anderes sind als Frauen, Trans* sind Lachnummern für die Bühne und
       Nullnummern im Bett, Bisexuelle sind verklemmte Verkappte – und der Rest
       zählt sowieso nicht. Die einzigen, an denen sich die Gays, die schwulen
       Männer, messen und abarbeiten, sind ihre Kumpel von der Hetero-Front.
       
       Als im vergangenen Jahr das heterosexuelle Sixpack-Magazin GQ die
       werbetechnisch höchst erfolgreiche Kampagne „Mundpropaganda“ mit sich
       küssenden Heteromännern zündete, japsten die schwulen Zaungäste von einem
       Klimax zum nächsten. Das erotische PR-Feuer wurde überhaupt nicht dadurch
       gemindert, dass eben dieses Blatt zuvor einen Text veröffentlicht hatte,
       der richtige Kerle dazu animierte, lesbische Frauen mal ordentlich
       ranzunehmen, damit sie wieder aufs richtige Gleis kommen – in Südafrika
       wird so was „corrective rape“ genannt. So viel zur Solidarität der Gruppen.
       
       Auch ansonsten verschwinden Lesben inzwischen völlig von der Bildfläche,
       selbst jedes Mainstreammedium spricht heute gänzlich ungeniert von der
       „Schwulenehe“, der „Schwulenparade“, der „Schwulenbewegung“ und meint die
       Frauen doch mit. Auf Einspruch der Schwulen wartet man auch hier vergebens,
       schließlich sind sie die Herren der LGBTXYZ-Welt. Und niemand sonst.
       
       5 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elmar Kraushaar
       
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