# taz.de -- Länderergebnisse Europawahl: Athen links, Paris rechts, Rumänien rot
       
       > In Griechenland siegen die Linken, in Frankreich die Rechten, in Zypern
       > die Proeuropäer und in Österreich gewinnt die FPÖ. Eine Übersicht.
       
 (IMG) Bild: Die meisten davon für die Linken: Stimmenauszählung in Griechenland.
       
       DIVERSE EUROPÄISCHE HAUPTSTÄDTE rtr/afp/dpa | Der rechtsextreme Front
       National (FN) ist bei der Europawahl in Frankreich erstmals zur stärksten
       Partei geworden. Nach ersten Prognosen mehrerer Meinungsforschungsinstitute
       erzielte die Partei von Marine Le Pen zwischen 24 und 25 Prozent und hängte
       damit sowohl die Konservativen als auch die regierenden Sozialisten
       deutlich ab. Bei der Europawahl vor fünf Jahren war der FN lediglich auf
       6,3 Prozent der Stimmen gekommen.
       
       Die konservative Oppositionspartei UMP kam den Instituten zufolge auf rund
       20 bis 21 Prozent (2009: 27,87 Prozent). Für die regierenden Sozialisten
       bedeutet die Wahl eine erneute Schlappe nach dem Desaster bei den
       Kommunalwahlen vor rund zwei Monaten: Die Partei von Staatschef François
       Hollande kam den Prognosen zufolge lediglich auf 14 bis 15 Prozent und
       rutscht somit noch unter ihr schwaches Ergebnis von rund 16 Prozent im Jahr
       2009.
       
       Auch in Dänemark siegen Rechtspopulisten. Die dänische Volkspartei („Dansk
       Folkeparti“) wird stärkste Kraft. Nach einer Prognose, die der dänische
       Rundfunksender DR am Sonntagabend veröffentlichte, bekam die Partei 23,1
       Prozent der Stimmen. Danach erhält die europaskeptische DF drei Sitze im
       künftigen EU-Parlament.
       
       Bislang hatte ein DF-Abgeordneter im Europaparlament gesessen. Damit
       scheinen sich die letzten Umfragen vor der Wahl zu bestätigen: Dabei hatten
       die Rechtspopulisten stets vorn gelegen. Die regierenden Sozialdemokraten
       bekommen laut der Prognose ebenfalls drei Sitze. Die Partei von
       Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt erreichte danach mit 20,5
       Prozent die zweitmeisten Stimmen.
       
       In Schweden verpassen die Wähler ihrer Regierung einen kräftigen Dämpfer.
       Einer Prognose zufolge, die der schwedische Rundfunksender SVT am Sonntag
       veröffentlichte, erreichten die Konservativen („Moderate Sammlungspartei“)
       von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt nur 13 Prozent der Stimmen und
       verschlechterten sich damit im Vergleich zu 2009 um 5,8 Prozentpunkte.
       Wahlsieger wurden die Sozialdemokraten mit 23,7 Prozent der Stimmen. Die
       rechtspopulistischen Schwedendemokraten erreichten 7 Prozent und bekommen
       damit wohl zum ersten Mal einen Sitz im Europaparlament.
       
       In Griechenland zeichnet sich ein Sieg des oppositionellen Linksbündnisses
       Syriza ab. Erste Prognosen sehen 26 bis 30 Prozent für die von Alexis
       Tsipras geführte Syriza. Die konservative Partei von Ministerpräsident
       Antonis Samaras wurde zwischen 23 und 27 Prozent gemessen. Sein
       Koalitionspartner, die sozialdemokratische Pasok, kam auf sieben bis neun
       Prozent.
       
       Für die rechtsradikale Partei „Goldene Morgenröte“ stimmten den Prognosen
       zufolge acht bis zehn Prozent der griechischen Wähler. Die Syriza lehnt die
       Reformen entschieden ab, die dem Land im Gegenzug für Milliardenhilfen
       seiner Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds auferlegt worden
       waren.
       
       ## Patt in Polen
       
       In Polen liegt bei der Europawahl ersten Prognosen zufolge die liberale
       Bürgerplattform (PO) von Regierungschef Donald Tusk nahezu gleichauf mit
       der nationalkonservativen Opposition. Beide Parteien schicken danach
       jeweils 19 der insgesamt 51 polnischen Abgeordneten ins Europaparlament,
       wie die Fernsehsender TVN24 und TVP unter Berufung auf Prognosen des
       Instituts Ipsos berichteten.
       
       Die PO führt der Prognose zufolge mit 32,8 Prozent der Stimmen leicht vor
       der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) mit 31,8
       Prozent. Den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafften auch das
       Linksbündnis SLD (9,6 Prozent), die euroskeptische KNP (7,2 Prozent) sowie
       die Bauernpartei PSL (sieben Prozent). Die Wahlbeteiligung lag Ipsos
       zufolge bei nur 22,7 Prozent.
       
       ## FPÖ siegt in Österreich
       
       In Österreich hat die rechtspopulistische FPÖ enorme Stimmengewinne
       erzielen können. Gegenüber dem Urnengang von 2009 legte die Freiheitliche
       Partei Österreichs einer Hochrechnung zufolge am Sonntag 7,3 Punkte zu und
       landete bei 20,0 Prozent. Dies bedeutet den dritten Platz hinter der
       konservativen Volkspartei (VP) und der sozialdemokratischen SPÖ.
       
       Die VP errang laut der Hochrechnung des ARGE-Instituts für die
       Nachrichtenagentur APA 27,7 Prozent der Stimmen, das sind 2,3 Prozentpunkte
       weniger als noch 2009. Der Stimmenanteil der SPÖ blieb demnach nahezu
       unverändert bei 23,8 Prozent.
       
       Zu den Gewinnern der Wahl können sich auch die Grünen und die erstmals bei
       einer EU-Wahl angetretene Neos-Partei zählen: Die Grünen erreichten der
       Hochrechnung zufolge 14,3 Prozent, das ist ein Plus von rund 4,4
       Prozentpunkten. Die liberale Neos wiederum kommt auf 8,0 Prozent.
       
       In Rumänien siegen die regierende Sozialisten (PSD) laut Prognosen
       haushoch. Die PSD des Ministerpräsidenten Victor Ponta käme demnach auf 41
       bis 43 Prozent der Wählerstimmen. Dies ermittelten vier
       Meinungsforschungsinstitute unabhängig voneinander bei Wählerbefragungen am
       Wahltag. Zweitstärktste Kraft würde demnach die oppositionelle
       Nationalliberale Partei (PNL) mit rund 14 Prozent. Das in zwei Parteien
       zersplitterte bürgerliche Lager, das der Europäischen Volkspartei (EVP)
       nahesteht, käme auf die Plätze drei und vier.
       
       Erste Hochrechnungen nach Auszählung von Stimmzetteln werden am Montag
       erwartet. Rumänien schickt insgesamt 32 Vertreter in das EU-Parlament. Zwei
       Stunden vor Schluss der Wahllokale lag die Wahlbeteiligung bei 26,52
       Prozent und damit um rund 5 Prozentpunkte höher als bei der Europawahl 2009
       zur selben Uhrzeit, teilte das zentrale Wahlbüro in Bukarest mit.
       
       ## Bürgerliche Bulgaren
       
       In Bulgarien hat die oppositionelle bürgerliche Partei GERB einer ersten
       Prognose zufolge klar gewonnen. Sie erhielt demnach 28,6 Prozent der
       Stimmen, während die regierenden Sozialisten auf lediglich 19,8 Prozent
       kamen. Das teilte das Meinungsforschungsinstitut Gallup am Sonntag im
       bulgarischen Staatsradio auf der Basis von Nachwahlbefragungen mit.
       
       Die bislang im Europaparlament vertretene nationalistische Partei Ataka
       bekam nach dieser Prognose nur 3,6 Prozent der Stimmen. Damit dürften die
       Nationalisten dieses Mal den Sprung ins EU-Parlament verfehlt haben.
       
       In Finnland landet die rechtspopulistische Partei Wahre Finnen bei 12,8
       Prozent der Stimmen. Das geht aus einer Prognose hervor, die ein
       Nachrichtenblog des Europaparlaments am Sonntag bekanntgab. Die
       europaskeptisch eingestellte finnische Partei erhält demnach zwei Sitze im
       künftigen EU-Parlament – einen mehr als bislang. Am stärksten schnitt in
       Finnland mit 22,7 Prozent die zu den europäischen Konservativen gehörende
       Nationale Koalitionspartei ab. 2009 hatte sie allerdings noch 23,2 Prozent
       erzielt.
       
       In der Republik Zypern hat die proeuropäische konservative Demokratische
       Gesamtbewegung (DISY) klar gewonnen. Sie komme nach Auszählung von 90
       Prozent der Stimmen auf 37,85 Prozent, berichtete das staatliche zyprische
       Fernsehen (RIK) unter Berufung auf inoffizielle Ergebnisse aus dem
       Innenministerium. Die Partei steht dem konservativen Staatspräsidenten
       Nikos Anastasiades nahe.
       
       Zweitstärkste Kraft wird demnach die Linkspartei AKEL mit 26,6 Prozent. Die
       bürgerliche Demokratische Partei kommt den Angaben zufolge auf 10,85, die
       Sozialisten landen bei acht Prozent. Die Endergebnisse und die
       Sitzeverteilung sollten erst nach 23.00 Uhr (MESZ) bekanntgegeben werden.
       Die Wahlbeteiligung lag deutlich unter 50 Prozent. Zypern entsendet sechs
       Abgeordnete ins Europaparlament.
       
       ## Belgien wählt Parlament
       
       In Belgien wurde am Sonntag zudem das Parlament neu gewählt. Nach ersten
       Schätzungen vom Sonntagabend liegen dabei die Nationalisten der
       Neu-Flämischen Allianz (NVA) vorn. Die Partei, die Belgien auf lange Sicht
       auflösen will, lag in Flandern zwischen 32 und 34 Prozent, wie Berechnungen
       auf Grundlage der Auszählungen in rund einem Viertel der Wahllokale
       zeigten. Der rechtsextreme Vlaams Belang verlor demnach deutlich an
       Zustimmung.
       
       Parteichef Bart De Wever deutete am Abend an, dass er sich um die
       Regierungsbildung bemühen werde. „Wir wollen keine lange politische Krise“,
       sagte er in Brüssel. Daher wolle die NVA „die Initiative ergreifen, um zu
       sehen, was möglich ist“. Im Wahlkampf hatte die NVA ihre Ambitionen lange
       offen gelassen. Die Partei will den belgischen Bundesstaat auf lange Sicht
       eigentlich auflösen und Flandern in die Autonomie führen.
       
       Auf französischsprachiger Seite lag die Sozialistische Partei (PS) des
       amtierenden Ministerpräsidenten Elio Di Rupo an erster Stelle. Sie käme den
       Prognosen zufolge in der Wallonie auf rund 30 Prozent der Stimmen.
       PS-Parteichef Paul Magnette hob hervor, dass die PS zusammen mit ihrer
       flämischen Schwesterpartei SPA zusammen die „erste Parteienfamilie“
       Belgiens geblieben sei.
       
       25 May 2014
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Österreich
 (DIR) Europawahl 2014
 (DIR) Alexis Tsipras
 (DIR) FPÖ
 (DIR) Schwerpunkt Wahlen in Rumänien
 (DIR) Zypern
 (DIR) Europa
 (DIR) EU-Parlament
 (DIR) Europawahl
 (DIR) Europawahl 2014
 (DIR) Europawahl 2014
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Europawahl 2014
 (DIR) Europawahl 2014
 (DIR) Europawahl 2014
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Griechenland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Rumäniens neue rechtsradikale Partei: Hetze gegen Ungarn und Homos
       
       Der ehemalige Sozialdemokrat Bogdan Diaconu hat eine rechtsradikale Partei
       gegründet. Er will die Republik Moldau mit Rumänien vereinigen.
       
 (DIR) Kolumne Wir retten die Welt: Her mit den Chinesen!
       
       Die Eurokrise hat Zypern erwischt, aber nicht verändert. Die Zyprioten
       verramschen weiter ihre Insel: Erst an Briten und Russen, jetzt an reiche
       Asiaten.
       
 (DIR) Schlagloch Nationalismus in Europa: Von politisch bis populistisch
       
       Willy Brandts „Mehr Demokratie wagen“ kontert Angela Merkel mit „Mehr
       Freiheit wagen“. Die Folge ist mehr Nationalismus in Europa.
       
 (DIR) Kommentar EU-Wahl in Polen: Ohne Vision
       
       In Polen war die Wahlbeteiligung zur EU-Parlamentswahl erschreckend
       niedrig. Kein Wunder: Der Wahlkampf war ein Desaster.
       
 (DIR) Neonazis im Europaparlament: Jobbik zweite Kraft
       
       Faschisten feiern Wahlerfolge, nicht nur in Ungarn und Griechenland. Auch
       Deutschland schickt einen NPD-Mann nach Brüssel.
       
 (DIR) Erfolg des Front National in Frankreich: Den Élysée-Palast fest im Blick
       
       Unerwartet kam der Sieg des rechtsradikalen Front National nicht.
       Schockwirkung hat er aber dennoch. Die Sozialisten unter Hollande sind
       ratlos.
       
 (DIR) Ergebnis der AfD bei der Europawahl: Der Populismus der Neulinge
       
       „Für unsere Kinder“ verkündet Bernd Lucke seine Botschaft – und ruft die
       AfD als neue Volkspartei aus. Was genau das für die Arbeit in Brüssel
       bedeutet, bleibt im Dunkeln.
       
 (DIR) Europawahl in Frankreich: Doppelter Sieg für Le Pen
       
       Der Front National gewinnt die Europawahl in Frankreich. Marine Le Pen will
       jetzt die Führung der Rechtspopulisten im EU-Parlament übernehmen.
       
 (DIR) Die Groko nach der Europawahl: Die Deutschland-Karte sticht
       
       Mit ihrem personalisierten Wahlkampf haben Union und SPD auch
       nationalistische Töne bedient. Die SPD zieht neues Selbstvertrauen aus dem
       Ergebnis.
       
 (DIR) Wahlempfehlungen der Europa-taz: Begeisterung, Pflicht und Abscheu
       
       Einige überzeugen mit Satire, andere mit Rhetorik. Manches ist Utopie,
       anderes Schuldigkeit. Was die Europa-tazler an die Urnen treibt.
       
 (DIR) Kommentar Merkels EU-Wahlkampf: Nett winken, rechts blinken
       
       Rechtzeitig zur Europawahl will Merkel noch ein paar Stimmen am Stammtisch
       oder bei der NPD sammeln. Dabei weiß sie es eigentlich besser.
       
 (DIR) Kommentar Kommunalwahl Griechenland: Ein echtes Referendum
       
       Die lokalen Wahlen in Griechenland kündigen eine Richtungsentscheidung für
       die Europawahl an: weg von den Etablierten, hin zu den Linken.
       
 (DIR) Wahlen in Griechenland: Der Aufstand der Bürger
       
       Bei den griechischen Kommunal- und Regionalwahlen mussten die Volksparteien
       Einbußen hinnehmen. Zugelegt hat die Linkspartei Syriza.