# taz.de -- Kommentar SPD-Politiker Hartmann: Vorsicht vor schnellen Urteilen
       
       > Nach dem Fall Christian Wulff wäre es angebracht, Indizien nicht als
       > Fakten zu inszenieren. Auch für Michael Hartmann gilt die
       > Unschuldsvermutung.
       
 (IMG) Bild: Wenn Medien als Rechercheur, Ankläger, Richter und Kommentator des Urteils auftreten, sehen Politiker schnell so lächerlich aus wie Karnevalsprinzen.
       
       Wir wissen nicht, ob der SPD-Innenpolitiker Michael Hartmann harte Drogen
       gekauft hat. Er ist als SPD-Vertreter im Parlamentarischen Kontrollgremium
       und als innenpolitischer Sprecher der Fraktion zurückgetreten. Und für
       Medien nicht erreichbar.
       
       Das addiert sich im flüchtigen Blick schnell zu einem Schuldeingeständnis:
       Wäre seine Immunität aufgehoben worden, wenn keine gravierenden, plausiblen
       Vorwürfe vorliegen? Wäre er unschuldig, warum tritt er zurück? Warum
       versteckt er sich?
       
       Die Vermutung, dass etwas dran sein muss, speist sich aus der Erfahrung mit
       der Dramaturgie solcher Affären. Aber die kann zu falschen Schlüssen
       verleiten. Wenn sich die Logik des Rechts und die der Medien kreuzen, kommt
       es mitunter zu Kurzschlüssen, gerade wenn es um Politiker geht.
       
       Exemplarisch konnte man dies beim Fall von Exbundespräsident Wulff
       beobachten. Der Verdacht, dass Wulff bestechlich sein sollte, verwandelte
       sich durch schiere Wiederholung zwar nicht in eine Tatsache, aber doch in
       etwas, das man als wahrscheinlich annahm. Der letzte Beweis, hieß es, fehle
       zwar noch, aber politisch sei Wulff sowieso unhaltbar geworden.
       
       Doch der letzte Beweis existierte nicht. Wenn Medien als Rechercheur,
       Ankläger, Richter und Kommentator des Urteils auftreten, dann hat das etwas
       von Hybris. Nach Wulff ist es angebracht, Indizien nicht stillschweigend
       als Fakten zu inszenieren. Und insgesamt den Ton herunterzupegeln.
       
       Dass Michael Hartmann seine Ämter in der Fraktion aufgibt (und
       Parlamentarier bleibt), muss kein Schuldeingeständnis sein. Es kann der
       Versuch sein, die Angriffsfläche zu verkleinern. Die SPD fordert, dass der
       Fall „schnell und umfassend“ aufgeklärt wird. Das ist ein frommer Wunsch:
       „schnell“ folgt der Medienlogik, „umfassend“ der Rechtslogik.
       
       4 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Michael Hartmann
 (DIR) Christian Wulff
 (DIR) Immunität
 (DIR) Medienkritik
 (DIR) Drogenpolitik
 (DIR) Crystal Meth
 (DIR) Michael Hartmann
 (DIR) Michael Hartmann
 (DIR) Drogen
 (DIR) Michael Hartmann
 (DIR) Michael Hartmann
 (DIR) Christian Wulff
 (DIR) Christian Wulff
 (DIR) Christian Wulff
 (DIR) Christian Wulff
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Drogenpolitik in Deutschland: Diesmal fällt der Skandal aus
       
       Michael Hartmann nimmt Crystal Meth. Dabei passt der SPD-Politiker kaum ins
       Bild des Meth-Konsumenten, das die Medien pflegen.
       
 (DIR) Crystal-Meth-Skandal um SPDler: Hartmann gibt Konsum zu
       
       SPD-Politiker Michael Hartmann hat den Konsum der Droge Crystal Meth
       eingeräumt. Erst Anfang der Woche hatte er einen entsprechenden
       Zeitungsbericht dementiert.
       
 (DIR) Drogenvorwürfe gegen SPD-Mann: Herr Hartmann schweigt
       
       Der SPD-Abgeordnete lässt ein angebliches Drogengeständnis dementieren. In
       seiner Fraktion wird bereits über ein Comeback nachgedacht.
       
 (DIR) Angebliches Geständnis zu Crystal Meth: SPDler widerspricht Zeitungsbericht
       
       Eine Zeitung berichtet, aus dem Umfeld von Michael Hartmann hätte jemand
       dessen Konsum von Crystal Meth eingeräumt. Der Abgeordnete dementiert das.
       
 (DIR) Drogen- und Suchtbericht 2014: Cannabis statt Crystal Meth
       
       Am Montag hat die Bundesregierung den aktuellen Drogen- und Suchtbericht
       vorgestellt. Das Ergebnis? Die illegale Lieblingsdroge der Deutschen ist
       Cannabis.
       
 (DIR) Bundestagsabgeordneter unter Verdacht: Dealer-Kontrolle führte zu SPDler
       
       Nach Ermittlungen gegen den Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann wegen
       Drogenverdacht zeigt sich die SPD-Fraktion ratlos.
       
 (DIR) Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt: SPDler unter Crystal-Meth-Verdacht
       
       Der SPD-Innenexperte Hartmann ist überraschend nach Drogenvorwürfen
       zurückgetreten. Der Bundestag hat die Immunität des Abgeordneten bereits
       aufgehoben.
       
 (DIR) Politiker brauchen Makel: Einmarsch der Roboter
       
       So nachvollziehbar der Wunsch nach dem Idealzustand des fehlerfreien
       Politikers ist: Er ist verrückt, wenn man ihn zu Ende denkt.
       
 (DIR) Christian Wulffs Sicht auf die Affäre: Wulffs letzte Abrechnung
       
       In seinem Buch wirft der Exbundespräsident ehemaligen CDU-Kollegen, „Bild“
       und „Spiegel“ schmutzige Methoden vor – und erwähnt spannende Details.
       
 (DIR) Der Absturz aus Christian Wulffs Sicht: „Es war eine Jagd“
       
       Der Ex-Bundespräsident wirft dem Bild-Chef vor, ihn aus Ehrgeiz zum
       Abschuss freigegeben zu haben. Wulffs Buch liefert erhellende Einblicke in
       den Medienbetrieb.
       
 (DIR) Staatsanwalt über übereifrige Kollegen: „Nur fünf Prozent Freisprüche“
       
       Christoph Frank vom Deutschen Richterbund verteidigt Staatsanwälte gegen
       den Vorwurf, sie zerstörten mit nicht gerechtfertigten Ermittlungen
       fahrlässig Existenzen.