# taz.de -- Bundestagsabgeordneter unter Verdacht: Dealer-Kontrolle führte zu SPDler
       
       > Nach Ermittlungen gegen den Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann wegen
       > Drogenverdacht zeigt sich die SPD-Fraktion ratlos.
       
 (IMG) Bild: Mann der zweiten Reihe: Michael Hartmann.
       
       KÖLN taz | Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann steht unter
       Drogenverdacht. Es gehe „um den Verdacht eines Verstoßes gegen das
       Betäubungsmittelgesetz“, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwalt
       Martin Steltner. Dass es sich um die Modedroge Crystal Meth handelt, wollte
       er „weder bestätigen noch dementieren“.
       
       Auf den 51-Jährigen Hartmann gestoßen waren die Fahnder offenbar aufgrund
       der Observation einer Dealerin. Angeblich soll er mindestens dreimal
       Crystal Meth bei der Berlinerin gekauft haben. Der Bundestag hat am
       Mittwoch Hartmanns Immunität aufgehoben. Kurz darauf durchsuchten Polizei
       und Staatsanwaltschaft seine Berliner Wohnung. Fündig wurden sie trotz
       eingesetzter Spürhunde nicht, bestätigte Steltner der taz.
       
       Hartmann trat noch am Mittwoch als innenpolitischer Sprecher der
       SPD-Bundestagsfraktion zurück. Alle Termine für die kommende Woche hat er
       abgesagt. Seine Homepage ist abgeschaltet. Zu den Vorwürfen schweigt er
       bislang. Sein Mandant werde nach Akteneinsicht „gegenüber den
       Ermittlungsbehörden die erforderlichen Stellungnahmen abgeben“, teilte sein
       Anwalt Johannes Eisenberg mit. Erst danach werde Hartmann sich
       „entscheiden, ob und wie er sich zu den Vorwürfen öffentlich äußert“.
       
       Eisenberg dementierte einen Bericht der Bild-Zeitung, nachdem es um
       insgesamt rund 100 Gramm Crystal Meth gehe. Er könne „ausschließen, dass es
       um den Erwerb von Betäubungsmitteln in dem Umfang, der pressenotorisch
       geworden ist, geht“, so der Anwalt. Inhalt der Vorwürfe solle der Erwerb
       „in eigenverbrauchsüblicher Menge“ sein.
       
       Hartmann zählt zu den Unauffälligen in der SPD-Fraktion. Seit 2002 gehört
       der gläubige Katholik aus dem Landkreis Mainz-Bingen dem Bundestag an. 2011
       setzte er sich als Nachfolger von Dieter Wiefelspütz als innenpolitischer
       Sprecher der Fraktion durch. Wiefelspütz war medial stets präsent. Hartmann
       blieb indes auch in der neuen Rolle ein Mann der zweiten Reihe.
       
       ## „Kluger Leistungsträger“
       
       In der SPD-Fraktion herrschte am Donnerstag ratloses Abwarten. Die
       Parlamentarische Geschäftsführerin Christine Lambrecht versicherte, die
       Fraktion unterstütze die Arbeit der Staatsanwaltschaft. „Die Vorwürfe
       müssen schnell und umfassend aufgeklärt werden“, so Lambrecht. Eine weitere
       Kommentierung der Fraktion werde es aus Rücksicht auf die laufenden
       Ermittlungen nicht geben.
       
       Lambrecht hatte in der Edathy-Affäre eine unglückliche Figur gemacht. Beim
       Gespräch mit Journalisten hatte sie beteuert, von Ermittlungen gegen
       Sebastian Edathy nur aus den Medien zu wissen. Ein paar Stunden später ließ
       SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann verlauten, dass er Lambrecht schon zwei
       Monate zuvor über den Verdacht informiert hatte. Ähnliches soll sich nicht
       wiederholen.
       
       Auch die SPD-Fraktionskollegen waren mit Stellungsnahmen vorsichtig. Ein
       SPD-Genosse beschrieb Hartmann als „klugen Leistungsträger“. Die
       rheinland-pfälzische SPD, deren Landesvorstand Hartmann angehört, äußerte
       sich ebenfalls zurückhaltend. „Wir kennen Hartmann seit vielen Jahren als
       engagierten und rechtsbewussten Politiker“, heißt es. Es gelte zunächst
       einmal die Unschuldsvermutung.
       
       SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kündigte unterdessen in der
       Leipziger Volkszeitung an, dass die Bundesregierung mit einer
       Anti-Drogen-Kampagne mit dem besonderen Schwerpunkt Crystal Meth den
       Gefahren „der gefährlichsten Droge unserer Zeit“ entgegentreten will. Zu
       viele Bürger hätten die Gefährlichkeit dieser Droge noch nicht verstanden.
       
       Mitarbeit: S. Reinecke
       
       3 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
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