# taz.de -- Atommüll: Ein bisschen Betrieb in Gorleben
       
       > Umweltschützer fürchten, dass Gorleben so kostengünstig offengehalten
       > werde, um es als Endlager nicht auszuschließen.
       
 (IMG) Bild: Erkundung ausgesetzt, offen soll das Bergwerk aber dennoch bleiben: Atommülllager Gorleben.
       
       GÖTTINGEN taz | Während die vom Bundestag eingesetzte Endlager-Kommission
       bislang nur über Geschäftsordnungsfragen debattiert, entzündet sich auf
       anderen politischen Ebenen neuer Streit am möglichen Standort Gorleben. Es
       geht darum, in welchem Ausmaß der Offenhaltungsbetrieb weiterläuft.
       
       Um dem Eindruck einer Vorfestlegung auf den Salzstock im niedersächsischen
       Wendland entgegenzuwirken, hatten Bundestag und Bundesrat im vergangenen
       Jahr ins Endlagersuchgesetz geschrieben, dass die 1977 begonnene Erkundung
       in Gorleben bis auf Weiteres ausgesetzt wird. Im Frühjahr kündigte
       Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) dann an, statt weiterer
       Untersuchungen werde das Bergwerk künftig nur noch „offengehalten“. Ein
       Antrag des Bundes auf Genehmigung eines „Offenhaltungsbetriebs“ beim Land
       Niedersachsen werde vorbereitet.
       
       Zwei Jahre werden veranschlagt 
       
       Bei einer Sitzung des Rates der Samtgemeinde Gartow, zu der Gorleben
       gehört, sowie bei einer Anhörung in Hannover stellten Vertreter des
       Bundesumweltministeriums (BMU) kürzlich eine mögliche Variante für die
       Offenhaltung vor: Danach würden in dem bislang untersuchten
       „Erkundungsbereich I“ die Betriebseinrichtungen unter Tage abgebaut und die
       Bohrlöcher verfüllt. Auch die Versorgungsleitungen sollen entfernt und der
       ganze Bereich abgesperrt werden. Für die Arbeiten seien zwei Jahre zu
       veranschlagen. Offiziell beschlossen ist das bislang aber nicht. Im BMU
       heißt es, es gebe noch keine Festlegung.
       
       Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) bezeichnet die
       Vorschläge als „Schritt in die richtige Richtung“, sie seien aber „noch
       nicht ausreichend“. Er fordert die „Außerbetriebnahme“ aller unterirdischen
       Hohlräume. Außerdem soll geprüft werden, ob „in einem sicherheitstechnisch
       vertretbaren Maße“ ein Abbau des hohen Metallzauns um das Bergwerk Gorleben
       erfolgen kann.
       
       Auch hält Wenzel die bislang üblichen Besucherfahrten durch das Bergwerk in
       einem Offenhaltungsbetrieb nicht für sinnvoll. Sie sollten durch
       standortunabhängige wissenschaftliche Informationsangebote ersetzt werden.
       Eine einvernehmliche Entscheidung über den weiteren Offenhaltungsbetrieb
       Gorlebens sei „von größter Bedeutung und Dringlichkeit“, schreibt Wenzel an
       seine Amtskollegin Hendricks. Und weist darauf hin, dass die zeitlichen
       Vorgaben eng gesetzt sind. Der geltende bergrechtliche Hauptbetriebsplan
       läuft zum 30. September dieses Jahres aus.
       
       Noch weniger halten die Atomkraftgegner in der Region von dem
       BMU-Vorschlag. „Was im ersten Moment wie eine positive Nachricht klingt,
       entpuppt sich bei näher Betrachtung als die kostengünstige Variante bei der
       Offenhaltung Gorlebens als mögliches Atommüllendlager“, sagt der Sprecher
       der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke. Die
       Umweltschützer fordern stattdessen den „Rückbau und die Verfüllung der
       Stollen und Schächte mit dem aufgehaldeten Salz“. Dies sichere auf der
       einen Seite Arbeitsplätze für die Bergleute und gebe andererseits den
       politischen Parteien Luft, „um das verkorkste Standortauswahlgesetz zu
       novellieren und Gorleben als Endlagerstandort endlich zu streichen“.
       
       3 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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