# taz.de -- Journalismusprojekt „Correctiv“: Nur die Harten dürfen mitmachen
       
       > Gemeinnützig, investigativ und ohne Verlag – so will das Rechercheteam
       > „Correctiv“ arbeiten. Eine Stiftung unterstützt das mit drei Millionen
       > Euro.
       
 (IMG) Bild: Initiator David Schraven ist auch gleich auf der Website des Projekts präsent.
       
       Erst den Dicken markieren, dann irgendwann liefern – das kann Correctiv
       schon mal, der neue Verein, der sich der Investigation verschrieben hat.
       Das Projekt wirbt mit „Recherchen für die Gesellschaft“ für sich, hat
       gerade in Berlin Räume bezogen und sucht Mitarbeiter. Die Ausschreibung
       dazu ist ein Statement: Wir suchen die Harten!
       
       „Unser Kandidat weiß, dass man am Ende von niemandem gelobt, dafür aber von
       gut bezahlten Rechtsanwälten bedroht wird“, heißt es da etwa, und „dass
       diese Aufgabe verdammt hart und frustrierend ist; dass es hier um einen Job
       geht, in dem man kiloweise Papier wälzt und nächtelang Datenbanken von Hand
       füttert“.
       
       Der Journalismus ist – neben den Unternehmensberatern – vielleicht die
       einzige Zunft, in der Selbstausbeutung für viele noch das Ideal ist. Und er
       nimmt sich auch mindestens genauso wichtig. Gleichzeitig birgt
       [1][Correctiv] aber das Potenzial, schnell unverzichtbar zu werden.
       
       Am Rande der Jahrestagung des Netzwerks Recherche, das wiederum
       Investigation lehrt, aber selbst nicht liefert, erzählt David Schraven von
       seinem Projekt. „Wir setzen uns an die Geschichten ran, für die
       normalerweise kein Scoop fällig ist, die keine große sexy Geschichte ist,
       die richtig knallt“, sagt der Mann, der einst die Rechercheredaktion der
       Essener WAZ aufgebaut hat und damit in der Branche bekannt wurde.
       
       ## Sparkassen und Wertpapiere
       
       Schraven erklärt, seine Leute sollten vor allem strukturelle Missstände
       aufarbeiten. „Um das klarzumachen: Wir wollen nicht der Fünfte sein, der
       die Snowden-Affäre aufdeckt, wir wollen die Ersten sein, die
       Strukturprobleme bei Sparkassen aufklären.“ Sparkassen seien deshalb ein
       erstes Projekt, aber auch Wertpapiere. Sexy ist das wirklich nicht.
       
       Correctiv ist ein Verein, der 3 Millionen Euro von der Brost-Stiftung
       bekommt, hinter der die Familie der einstigen WAZ-Gründer steht. Weitere
       Förderer werden gesucht, jeder kann Mitglied werden. Die Stiftung steuert
       unter anderem Bodo Hombach, der zeitweise das Kanzleramt von Gerhard
       Schröder (SPD) geleitet hat und in Nordrhein-Westfalen auch selbst mal
       Minister war – einer, der die Agenda mitprägen wollte.
       
       Welchen Einfluss hat so ein einstiger Strippenzieher auf die
       Investigativen? „Keinen“, betont Schraven. Hombach sitze auch nicht allein
       im Ethikbeirat von Correctiv, er sorge sich daher nicht. Die Verträge mit
       der Stiftung wolle er aber nicht komplett vorlegen. Damit halten
       ausgerechnet die, die für Transparenz einstehen, in eigener Sache mit
       Details hinterm Berg. Das bleibt gleichwohl aber zunächst ein theoretisches
       Problem.
       
       ## Gemeinnütziger Verein
       
       Eine große Besonderheit von Correctiv ist, dass der Verein gemeinnützig ist
       – Neuland für den Journalismus in Deutschland. Das klappte wiederum nur,
       weil sich der Verein neben seinen Recherchen auch der Bildungsarbeit
       verschrieben hat: Er wird Seminare geben und will Mitgliedern dabei helfen,
       Informationen aus den Aktenschränken der Behörden und Ministerien zu
       befreien.
       
       Bei der Veröffentlichung setzt Schraven auf einen Trend: journalistische
       Allianzen. Für jedes Projekt soll es neue Partner geben, alle könnten mal
       dabei sein. Schraven selbst hat bei seiner letzten großen Geschichte zur
       Mafia in Deutschland mit dem WDR und dem Spiegel kooperiert. Am Ende stellt
       Correctiv seine Berichte aber auch frei ins Netz, mit Zusatzmaterial für
       Mitglieder, darunter minutiöse Protokolle der Recherchen.
       
       Schraven sucht für all das also Mitarbeiter. Die ersten fünf hat er schon
       gefunden, maximal 20 sollen es werden. „Alles andere wäre nicht
       beherrschbar.“ Sie müssen nun liefern. Immerhin haben sie selbst die
       Erwartungen sehr hoch gesetzt.
       
       7 Jul 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.correctiv.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bouhs
       
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