# taz.de -- Montagsdemo am Samstag: Gegen Israel und die Medien
       
       > Die Montagsdemonstrationen für den Frieden bleiben sich treu: Dem
       > Publikum werden Verschwörungstheorien und Medienschelte dargeboten.
       
 (IMG) Bild: Verschwörungstheorien im Zeichen der Friedenstaube: Montagsdemo im Mai.
       
       BERLIN taz | Werner Altnickel hat das Wort. 20 Minuten soll er über
       „Geo-Engineering“ sprechen. Mit einem Vortrag über „Chemtrails“ versucht
       Altnickel das Publikum auf seine Seite zu ziehen, was aber nur mäßig
       gelingt.
       
       Bei brütender Hitze um den Neptunbrunnen am Alexanderplatz setzen sich die
       Demonstranten für Frieden allmählich hin oder nutzen die Zeit, Getränke zu
       beschaffen. „Chemtrails“, also Kondensstreifen, mit denen vornehmlich die
       amerikanische Regierung angeblich das Wetter kontrollieren und den Menschen
       Schmerzen bereiten können, kommen nicht wie gewünscht an. Applaus bekommt
       Altnickel trotzdem. Wie eigentlich jeder, der bei der „ersten bundesweiten
       Montagsdemo“ am Samstag redet.
       
       Seit ein paar Monaten treffen sich [1][in zahlreichen Städten Menschen zu
       diesen „Montagsdemonstrationen“]. In Berlin versammeln sich Demonstranten,
       deren selbst ernanntes Hauptziel der Frieden ist, inzwischen gar an vier
       Tagen die Woche zu Mahnwachen, um „offene Gespräche“ zu führen.
       
       Zur bundesweiten Aktion am Samstag sind nach Polizeiangaben etwa 2.500
       Frauen und Männer mit verschiedensten Anliegen gekommen. [2][Der kleinste
       gemeinsame Nenner ist „Frieden“ – oder das, was sie dafür halten]. Plakate
       mit „Free Palestine“ oder die palästinensische Flagge werden hochgehalten.
       Auf einem anderen Schild hat jemand geschrieben: „Austritt aus der
       faschistischen EU-Diktatur“ oder „Auflösung der nicht legitimierten
       kriegstreiberischen BRD-Regierung“.
       
       ## Weder „rechts noch links“
       
       Mit ähnlich konkreten Forderungen wendet sich von der Bühne aus kaum einer
       ans Publikum, auch nicht später, als die Masse zum Potsdamer Platz umzieht.
       Der Publizist [3][Jürgen Elsässer] ist als Hauptredner am Neptunbrunnen
       angekündigt. Er hält sich weder für „rechts noch links“, sein Hauptadressat
       sei das Volk. Und er lasse sich auch nicht die „Kritik am Zionismus“
       verbieten.
       
       „Was die Zionisten in Gaza machen, ist Völkermord“, ruft Elsässer einer
       jubelnden Menge zu. „Frau Merkel muss aufhören, das zionistische Regime in
       Israel zu unterstützen“, schreit er. Neben solchen antiisraelischen Tönen,
       bestimmen Antiamerikanismus, Russlandliebe und harsche Medienkritik die
       Redebeiträge. Einer spricht von der „gleichgeschalteten Systempresse wie im
       Dritten Reich“, die allesamt „Marionetten der Bild-Zeitung“ seien. Ein
       anderer beschreibt Bundeskanzlerin Angela Merkel als „Angestellte von
       Obama“ und bringt als Argument: „Frau Merkel, Sie sehen scheiße aus“.
       
       Oliver Janich, Chefredakteur des Compact-Magazins, der offensichtlich um
       die verbeitete Kritik an den Demos weiß, begrüßt alle [4][„Antisemiten,
       Neonazis und Verschwörungstheoretiker“]. Er befindet, dass eigentlich alle
       ganz normal aussähen. Womit er Recht hat: junge Frauen, die Friedenstauben
       verteilen, Familien, die ihre Kinder mitgebracht haben oder StudentInnen –
       sie alle jubeln den Rednern zu.
       
       Ein Polizist, den man nach einer Gegenbewegung fragt, lacht. „Wer ist schon
       gegen Frieden?“ sagt er erstaunt. Offensichtlich etwa 20 Antifa-Aktivisten,
       die den Tönen der Demo immerhin mit Israel- und USA-Flaggen Paroli boten.
       „Antideutsche Idioten“, so der Kommentar von der Demo.
       
       Immer wieder bleiben Passanten angelockt von der Musik zwischen den
       Redebeiträgen neugierig stehen. Erst am späten Samstagabend gibt die
       Polizei den teilweise gesperrten Verkehr am Potsdamer Platz wieder
       vollständig frei.
       
       20 Jul 2014
       
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