# taz.de -- AfD in Sachsen: Im Schnellstart in die Krise
       
       > Linke und Grüne fordern den Rückzug des Rechtsaußen-Abgeordneten der AfD,
       > Detlev Spangenberg. Die Partei lehnt das ab, Spangenberg auch.
       
 (IMG) Bild: Läuft gerade nicht so gut in Sachsen: AfD-Fraktionschefin Frauke Petry
       
       BERLIN taz | Schlechter hätte die AfD kaum starten können. Nicht mal eine
       Woche nach der Wahl in den sächsischen Landtag, steht die Neupartei bereits
       unter Beschuss – dank ihres Abgeordneten Detlev Spangenberg, ein Mann mit
       schillernder Vita im Rechtsaußen-Milieu.
       
       Am Mittwoch verordete die AfD dem 70-Jährigen, das Amt des ihm zugefallenen
       Alterspräsidenten im Landtag nicht anzutreten. Spangenberg habe die Partei
       über seine Aktivitäten nicht informiert, so die Begründung. Der
       Befreiungsschlag aber gelang so nicht. Die Kritik an der Personalie reißt
       nicht ab.
       
       „Inkonsequent hoch zehn“, nennt Linken-Innenexpertin Kerstin Köditz den
       Teilrückzug. „Wenn die AfD ihre Kritik ehrlich meint, muss Spangenberg auf
       sein Mandat verzichten. Alles andere wäre verlogen."
       
       Köditz verwies auf den Fall Thomas Hartung: Der frühere AfD-Kandidat musste
       wegen behindertenfeindlicher Sprüche seinen Listenplatz abgeben. "Bei
       Hartung reichten ein paar falsche Sätze. Spangenberg aber darf bleiben,
       obwohl seine ganze Biographie eine äußerst rechte Einstellung durchzieht?"
       
       Auch die Grünen machen Druck. „Am Umgang mit Spangenberg wird sich zeigen,
       ob die AfD so bürgerlich ist, wie sie gerne behauptet“, sagte deren
       Innenexperte Valentin Lippmann. Auf Kontakte der Partei ins rechte Milieu
       verweise man aber schon länger. Daher sei der aktuelle Fall "wenig
       verwunderlich", so Lippmann.
       
       Die taz hatte offengelegt, dass Spangenberg etwa Kandidat des rechten
       Wahlvereins „Arbeit, Familie, Vaterland“ (AFV) war. Der warb mit dem Slogan
       „Sachsenmut stoppt Moslemflut“, forderte die "Brechung der
       Parteienherrschaft" und Einwanderer, die Staatsbürgerschaft zu verweigern.
       Der AFV-Vorsitzende wetterte über „Multikulti-Schwuchteln“ und einen
       deutschen „Schuldkult“.
       
       ## „Lupenreine rechte Partei“
       
       Spangenberg lehnte am Donnerstag einen Mandatsverzicht vehement ab. „Das
       kommt überhaupt nicht in Frage“, sagte er der taz. Die Vorwürfe seien
       „konstruiert“. „Es gibt keine Äußerung von mir, die ich nicht heute noch
       vertreten könnte.“
       
       Auch AfD-Fraktionschefin Frauke Petry sagte, für einen Rückzug Spangenbergs
       gebe es „keinerlei Veranlassung“. Keine der Gruppen, mit denen ihr
       Abgeordneter in Verbindung gebracht werde, stufe der Verfassungsschutz als
       extremistisch ein.
       
       Das Kulturbüro Sachsen, Demokratieberater im Freistaat, hatte der
       Vereinigung "Arbeit, Familie, Vaterland" dagegen in einem Dossier
       vorgeworfen, an "Denkweise und Überzeugungen der Rechtsextremen
       anzuknüpfen".
       
       Zumindest Alterspräsident im sächsischen Landtag wird jetzt der
       CDU-Abgeordnete Svend-Gunnar Kirmes. Er sei „erleichtert“, sagte
       CDU-Fraktionschef Frank Kupfer, dass dies Spangenberg das Amt nicht
       antrete. „Nach allem, was bisher bekannt geworden ist, bin ich mir sicher,
       dass sonst der Ruf des Freistaates Sachsen und des Hohen Hauses beschädigt
       worden wäre.“ Der Fall zeige, dass die AfD „längst noch keine ernsthafte
       Partei ist, sondern ein Konglomerat aus vielen Unbekannten“, so Kupfer.
       
       Auch SPD-Parlamentsgeschäftsführer Stefan Brangs sagte, es bestätige sich
       „einmal mehr“, dass die AfD eine „lupenreine rechte Partei“ sei. "Das haben
       wir schon lange vor der Wahl erkannt und erklärt." Wichtig sei nun, so
       Brangs, die AfD inhaltlich zu stellen.
       
       Der Fehlstart der AfD in Sachsen tangiert Umfragen noch nicht: In
       Brandenburg und Thüringen kletterte die Partei erstmals auf je acht
       Prozent.
       
       4 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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