# taz.de -- Konzentration im Lebensmittelhandel: Total Banane
       
       > Edeka, Rewe, Aldi und Lidl beherrschen laut einer Studie des Kartellamts
       > den Lebensmittelmarkt in Deutschland. Die Produzenten können nicht
       > mithalten.
       
 (IMG) Bild: Handelsketten: Sie lieben Geld, das sie mit Lebensmitteln verdienen.
       
       BERLIN taz | Die Konzentration im Lebensmittelhandel ist weit
       fortgeschritten. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundeskartellamt in einer
       Studie, die der Chef der Behörde, Andreas Mundt, am Mittwoch vorstellte.
       „Edeka, Rewe, Aldi sowie die Schwarz-Gruppe mit den Lidl-Märkten stehen für
       rund 85 Prozent des Marktes“, so Andreas Mundt. Nun müsse „konsequent“
       dafür gesorgt werden, dass sich die Wettbewerbsverhältnisse nicht noch
       weiter verschlechterten.
       
       Für die Untersuchung hatte das Kartellamt 200 Hersteller und 21
       Handelsunternehmen befragt sowie rund 3.000 Verhandlungen bei 250
       Markenartikeln analysiert. Branchenprimus ist danach Edeka. Jeder vierte
       Euro, der in Deutschland für Nahrungsmittel ausgegeben wird, landet bei der
       Genossenschaft. Die Verkaufsfläche aller Edeka-Filialen ist
       zusammengenommen doppelt so groß wie die der zweitgrößten Kette. Bei den
       Handelsmarken nimmt Aldi die Spitzenposition ein.
       
       Dieser Marktmacht haben viele Lebensmittelproduzenten wenig
       entgegenzusetzen. Nur Hersteller von Marken, die bei den Verbrauchern
       besonders beliebt sind wie Milka, Haribo oder Coca-Cola, haben eine Chance,
       bessere Konditionen herauszuholen.
       
       Das sind jedoch nur 6 Prozent der Artikel im Supermarkt. Ansonsten ist der
       Druck auf die Industrie hoch: Wenn ein Handelsriese die Produkte eines
       Herstellers auslistet, gibt es kaum andere Kunden, an die dieser verkaufen
       kann.
       
       ## Preisdruck wird weitergegeben
       
       In einer Erklärung von Edeka hieß es, die Studie bilde die Realität in der
       Branche nicht ab. Zum einen seien zu wenige Artikel analysiert worden, zum
       anderen hätten die Wettbewerbshüter nicht genügend berücksichtigt, unter
       welchem Konkurrenzdruck die Händler stünden. Mundt sagte, dass ebendieser
       Wettbewerb die Händler unter Preisdruck setze, den sie dann an ihre
       Lieferanten weitergäben.
       
       Der Kartellamtschef befürchtet, dass die Händler ihre Macht missbrauchen
       könnten– das müsse aber im Einzelfall untersucht werden. Ansonsten wolle
       man neue Firmenzusammenschlüsse ebenso „vertieft prüfen“ wie
       Einkaufskooperationen, die die Position der Händler weiter verbesserten.
       
       Wie sich die Konzentration konkret auf Lieferanten auswirken kann, hat die
       Menschenrechtsorganisation Oxfam am Beispiel von Bananen aus Ecuador
       recherchiert. „Mit ihrer enormen Marktmacht können die Einkäufer ihrem
       Lieferanten die Preise diktieren“, sagt Oxfam-Expertin Franziska Humbert.
       Auf dem Großmarkt setze Aldi die Referenzmarke für den Tagespreis. Damit
       beeinflusse der Konzern auch die Bananeneinkäufer in den Erzeugerländern.
       
       Die Folgen für die Bauern: In Ecuador werden statt des gesetzlich
       vorgeschriebenen Mindestpreises von 6,22 US-Dollar für die Kiste Bananen
       derzeit nur 4,50 Dollar bezahlt. Der Trick: Die Einkäufer überweisen den
       korrekten Betrag und fordern von den Erzeugern dann einen Scheck, um sich
       die Differenz wieder zurückzuholen.
       
       25 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolfgang Muhlke
       
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