# taz.de -- Ebola befördert Rassismus: Wer schwarz ist, hat Ebola
       
       > Mit der Zahl der Ebola-Opfer wächst die Hysterie. Und der Rassismus, der
       > nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland offen zutage tritt.
       
 (IMG) Bild: Nicht nur der „Focus“ warnt vor Flüchtlingen, die Ebola nach Deutschland einschleusen könnten
       
       „Ebola, Ebola!“, riefen Zuschauer beim der Spielvereinigung Erkenschwick,
       als ein Spieler des gegnerischen TuS Ennepetal neu aufs Feld kam. Die
       Hautfarbe von Charles Atsina: schwarz. So berichtet es die [1][Westdeutsche
       Allgemeine Zeitung] in ihrer Ausgabe vom 30. September. Rassistische
       Ausfälle gibt es im Amateurfußball immer wieder, wenn ein Spieler nicht
       weißer Hautfarbe ist – bislang meist in Form von Affenlauten oder
       Bananenschwenken. Die Verkürzung auf „Ebola“ ist neu. Und macht leider die
       Runde.
       
       Während in der Berichterstattung über die Ebola-Epidemie in Westafrika
       immer wieder Rassismen mitschwingen, weil fast alle Opfer schwarzer
       Hautfarbe sind, gilt nun vielen im Umkehrschluss: „Wer schwarz ist, hat
       Ebola.“ Schon Anfang August gab es eine Welle der Berichterstattung zu der
       reißerischen Frage, ob afrikanische Flüchtlinge Ebola nach Europa bringen
       könnten. Die Antwort: Nö. Dafür sind sie zu lange unterwegs. Nun erlebt die
       Frage eine Renaissance – jedoch mit anderem Ergebnis.
       
       [2][Der Focus zitiert] einen Mitarbeiter der Bundespolizeidirektion aus
       Potsdam, der der Meinung ist, es sei „nicht ausgeschlossen, dass an Ebola
       erkrankte Personen über die zahlreichen Schleusungs- und Migrationsrouten
       Deutschland erreichen“. Das ist auf Vermutungen basierender Populismus, der
       den Anhängern einer „Festung Europa“ in die Hände spielt. In Italien
       forderten rechte Politiker wie Maurizio Gasparri (Forza Italia),
       Vizepräsident des Senats, die Hilfe für Bootsflüchtlinge einzustellen, um
       nicht auch Ebola ins Land zu holen.
       
       Noch abgedrehter verhalten sich derzeit Tea-Party-Anhänger in den USA, die
       in ihren Verschwörungstheorien Obama mit Ebola – das Wort wird im
       Englischen auf der zweiten Silbe betont – zum Twitter-Meme [3][„#Obola“]
       zusammenschmeißen. Sie setzen [4][Obamas Kopf auf den wurmartigen Erreger]
       (oder umgekehrt), schreiben dazu wirre Thesen: Was Ebola für Afrika, sei
       Obama für Amerika, ist noch eine der zahmeren Aussagen.
       
       Andere fragen: Kann es ein Zufall sein, dass sowohl Obama als auch das
       Ebola-Virus ihre Wurzeln in Afrika haben? Wieder andere spinnen die
       Geschichte weiter: Obama wolle die Südgrenze der USA öffnen, mit den
       Millionen Hispanics kämen dann auch Isis und Ebola ins Land.Das ist
       natürlich hanebüchen, offenbart aber gleichsam die Alltagsrassismen, die
       nun angesichts der befürchteten Bedrohung offen zutage treten. Sie abzutun,
       wäre leichtfertig.
       
       ## Warnung vor Stigmatisierung
       
       Es gebe ganz klar eine zusätzliche Stigmatisierung von Schwarzen in
       Deutschland, berichtet die Berliner Ärztin Rosaline M’Bayo von der
       Beratungsstelle Afrikaherz. „Ich stamme aus Sierra Leone, und als ich das
       Ende September bei einem Seminar erwähnte, verließ eine Frau den Tisch!“ In
       Österreich berichtete das Rote Kreuz von Fällen, dass schwarze Kinder wegen
       Hustens sofort nach Hause geschickt werden, und dass sich Sitznachbarn in
       einem Café vorsorglich von Schwarzen wegsetzten. „Schwarzafrikaner werden
       jetzt unnötig stigmatisiert“, [5][urteilte auch Gerry Foitik],
       Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes.
       
       Das Deutsche Rote Kreuz kann von keinen ähnlichen Fällen berichten, ruft
       aber zu einem rationalen Umgang mit dem Thema Ebola auf: „Klar gibt es
       Risiken und Grund zur Vorsicht im Umgang mit der Krankheit. Aber wir warnen
       vor Stigmatisierung und unbegründeter Angst.“
       
       Die Angst ist da, das zeigen auch Internetdiskussionen, nachdem am
       vergangenen Donnerstag der mittlerweile verstorbene Ebola-infizierte
       UNO-Mitarbeiter zur Behandlung auf die Isolierstation des Leipziger
       Klinikums St. Georg kam. Die Leipziger Volkszeitung schloss „aufgrund
       wiederholter Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen“ die Kommentarfunktion
       [6][unter dem ersten Text], auch [7][auf Facebook] musste die
       Onlineredaktion wiederholt rassistische Kommentare löschen.
       
       Dort gab es auch kritische Stimmen, die sich klar gegen Vereinfachungen wie
       „Warum holen wir die jetzt noch zu uns?“ wenden. Eine Kommentatorin
       schrieb: „Das einzig Gefährliche, was hier verbreitet wird, ist Dummheit.“
       Dem bleibt nichts hinzuzufügen.
       
       14 Oct 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.derwesten.de/sport/lokalsport/ennepetal-gevelsberg-schwelm/ennepetal-beklagt-ebola-rufe-in-erkenschwick-id9887034.html
 (DIR) [2] http://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-42-2014-ebola-einschleppung-durch-illegale-einwanderer-wird-wahrscheinlicher_id_4195808.html
 (DIR) [3] http://twitter.com/hashtag/Obola?src=hash
 (DIR) [4] http://twitter.com/tnlawgirl/status/517412942032027648
 (DIR) [5] http://diepresse.com/home/panorama/welt/3883351/Ebola-steigert-Rassismus-in-Osterreich
 (DIR) [6] http://www.lvz-online.de/nachrichten/aktuell_themen/ebola_epidemie/spezialflugzeug-mit-ebola-patient-in-leipzig-angekommen/r-ebola_epidemie-a-257802.html
 (DIR) [7] http://www.facebook.com/lvzonline/posts/845927992107003
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Göbel
       
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