# taz.de -- Abschluss der CSU-Parteitages: Seehofer statt Meinungsaustausch
       
       > Eine Diskussion über strittige Themen wurde beim Parteitag der CSU
       > unvermittelt abgebrochen. Horst Seehofer lobte die selbsternannte
       > „Mitmachpartei“ dennoch als „bärenstark“.
       
 (IMG) Bild: Auf der rechten Seite deutlich präsenter: CSU-Chef Horst Seehofer bei seiner Rede in Nürnberg.
       
       NÜRNBERG dpa/rtr | Auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg ist die Diskussion
       über strittige Themen zum Ärger vieler Delegierter ohne Aussprache
       umstandslos abgebrochen worden. Diskussionsleiter Max Straubinger ließ am
       Samstag in der Nürnberger Messehalle unvermittelt darüber abstimmen, ob die
       Anträge noch behandelt werden sollten. Anschließend erklärte Straubinger,
       es habe eine „klare Mehrheit“ für die Beendigung der Debatte gegeben –
       obwohl manche Delegierte sich keineswegs sicher waren, dass das Ergebnis so
       eindeutig war.
       
       So umschiffte die Parteitagsleitung unter anderem die Diskussion über
       Anträge der CSU-Familienkommission und der Frauen-Union (FU), kostenlos
       Verhütungsmittel an bedürftige junge Frauen abzugeben, um die Zahl der
       Schwangerschaftsabbrüche zu senken. FU-Chefin Angelika Niebler und die
       stellvertretende Landtagsfraktionschefin Kerstin Schreyer-Stäblein waren
       nicht begeistert. „Bei mir steht ein Landesverband mit 25.000 Mitgliedern
       dahinter“, sagte Niebler. „Ich habe auch ein leichtes Unverständnis“, sagte
       Schreyer-Stäblein.
       
       Andere Delegierte schimpften am Rande des Parteitags. Umschifft wurde mit
       dem Diskussionsabbruch auch die Debatte über die strittigen Stromtrassen
       oder den in der CSU unbeliebten Solidaritätszuschlag. Parteichef Horst
       Seehofer hat die CSU eigentlich zur diskussionsfreudigen „Mitmachpartei“
       erklärt.
       
       Beendet wurde die Diskussion, damit Seehofer pünktlich mit seiner Rede
       anfangen konnte. „Die CSU ist gut drauf, die CSU ist bestens in Schuss, die
       CSU ist bärenstark“, sagte Seehofer dann vor den etwa 1.000 Delegierten und
       Gästen.
       
       ## Koalitionstreu, aber nicht blöd
       
       Hier warnte Seehofer die SPD vor einer schleichenden Annäherung an die
       Linkspartei im Bund. „Wir werden in den nächsten Monaten sehr genau darauf
       achten, dass man nicht die große Koalition zur Ausübung der Macht benutzt
       und dann links abbiegt“, sagte er. Dies dürfe nicht zugelassen werden. „Wir
       sind koalitionstreu, aber blöd sind wir nicht.“
       
       Die Union mahnte Seehofer, nicht über mögliche künftige Koalitionen mit FDP
       oder Grünen zu spekulieren. Oberstes Ziel der Union müsse sein, dass gegen
       sie nicht regiert werden könne. Hierfür sich Seehofer klar für eine vierte
       Amtszeit Merkels aus. „Mit der Kanzlerin, mit dieser Form national und
       international, mit diesem Respekt, mit dieser natürlichen Autorität, da
       traue ich uns mit dieser Kanzlerin bei der Bundestagswahl noch ein
       Stückchen mehr zu, als wir es in der letzten Wahl schon erreicht haben“,
       sagte er.
       
       Bei der Neuregelung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen drohte Seehofer mit
       einem Veto. Es müsse eine „vorzeigbare Entlastung“ im Länderfinanzausgleich
       geben, die die CSU vor der bayerischen Bevölkerung vertreten könne.
       „Ansonsten schließen wir nicht ab, und das halten wir auch aus.“ Diese
       Warnung richtete sich an die Adresse von Bundesfinanzminister Wolfgang
       Schäuble (CDU), auch wenn Seehofer Schäuble nicht namentlich erwähnte. „Das
       wird nicht gehen, ohne dass der Bund gewisse Leistungen übernimmt“, sagte
       Seehofer.
       
       Seehofer bekräftigte zudem die Forderung der CSU nach einer Steuersenkung:
       „Die Entlastung bei der kalten Progression erfolgt spätestens zum 1. Januar
       2017.“ Front machen will die CSU auch gegen die Kürzung des
       Handwerkerbonus. „Das wird Bayern und wird die CSU nicht mitmachen“, sagte
       Seehofer. Bisher können Handwerkerrechnungen von der Steuer abgesetzt
       werden. In der großen Koalition wird diskutiert, diesen Steuerzuschuss für
       Rechnungen bis 300 Euro abzuschaffen.
       
       Die Brandanschläge auf Asylbewerberheime in Bayern verurteilte Seehofer
       scharf. Das Anzünden „von Asylheimen sind schändliche Taten, die wir aufs
       Schärfste verurteilen“, sagte er am Tag nach dem [1][Anschlag im
       fränkischen Vorra]. „Wir sagen 'Null-Toleranz' gegen rechtsradikale
       Umtriebe.“ Die Landesregierung werde die Asylbewerberheime besser
       überwachen lassen und alles daran setzen, um die Brandstifter zu verhaften
       und zu verurteilen. Es gebe null Toleranz für „rechte Dumpfbacken“.
       
       ## Kostenlose Probemitgliedschaften für Junge und Frauen
       
       Zuvor hatte der Parteitag in der Hoffnung auf neue Mitglieder eine
       CSU-Probemitgliedschaft auf Zeit eingeführt. Damit will die Partei vor
       allem den Nachwuchs in der Jungen Union ansprechen, die organisatorisch von
       der CSU getrennt ist. 19.200 JU-Mitglieder sind nach den Zahlen von
       CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer bisher nicht in der CSU. Die
       zweijährige Probemitgliedschaft ist kostenlos, aber nicht mit Stimmrecht
       verbunden. Derzeit hat die CSU gut 147.000 Mitglieder. Auch für die
       Mitglieder der Frauen-Union und der Senioren-Union soll es
       Probemitgliedschaften geben.
       
       Die Änderung ist Teil der von CSU-Chef Horst Seehofer angestoßenen
       Parteireform, die ein ganzes Paket umfasst. Die CSU will für Einwanderer
       attraktiver werden. Dazu wird ein neuer Arbeitskreis Integration gegründet,
       für den sich die oberbayerische Bezirkschefin Ilse Aigner eingesetzt hatte.
       Auch dafür gab es eine große Mehrheit.
       
       Weniger populär an der Basis: Die Parteispitze will künftig alle zwei Jahre
       die Mitgliedsbeiträge erhöhen und die Parteitage darüber abstimmen lassen.
       Anlass sind die sinkenden Parteispenden.
       
       13 Dec 2014
       
       ## LINKS
       
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