# taz.de -- Die Werbepause: Die Straße der Ehe
       
       > Der Juwelier Tiffany & Co. zeigt sieben Paare in schwarz-weiß, auch ein
       > schwules. Homosexuelle dürfen mitspielen, aber nur als bessere Heteros.
       
 (IMG) Bild: „Willst Du (mich heiraten)?“
       
       Zärtliche Berührungen, vertraute Blicke. Die Bilder der jüngsten
       Werbekampagne von Tiffany & Co. zeigt sieben Paare in schwarz-weiß, die vor
       allem eines ausstrahlen: Wir sind uns nah. Und wir möchten uns noch näher
       sein. „Will you?“ lautet die alles entscheidende Frage, „Willst Du (mich
       heiraten)?“. Wer „ja“ sagt, wird mit einen teuren Ring belohnt, verpackt im
       türkisfarbenen Schächtelchen.
       
       Nun sehen die sieben Paare, mit denen der weltweit operierende Edeljuwelier
       für seine Verlobungs- und Trauringe wirbt, ziemlich ähnlich aus: makellos,
       wohlsituiert, klassisch und damit auch etwas entrückt. Fast könnte man ob
       der durchgehend eingehaltenen Noblesse übersehen, dass bei einem der Paare
       etwas anders ist: Statt der obligatorisch SchönEN sitzt hier ein SchönER
       neben dem Mann mit dem verwegen nach hinten gebürsteten Haar und dem
       Dreitagebart.
       
       „Heutzutage ist die Straße der Ehe nicht mehr gerade“, lässt
       Tiffany-&-Co.-Sprecherin Linda Buckley verlauten. Wahre Liebe habe viele
       Gesichter. Das klingt erstmal ziemlich schön. Schließlich ist es
       erfreulich, dass homosexuelle Paare immer „normaler“ werden. So normal,
       dass sie auch als Sympathie- und Werbeträger taugen.
       
       Gleichzeitig ist diese „Norm“ auch ein Problem. So mag die „Straße der Ehe“
       zwar heute nicht mehr gerade sein. Eine Einbahnstraße ist sie im Weltbild,
       das die Kampagne propagiert, nach wie vor. „Normal“ ist da nur, wer seinem
       Partner – sei der nun homo- oder heterosexuell – einen Ring ansteckt.
       Homosexuelle dürfen mitspielen, aber nur wenn sie die besseren Heteros
       sind.
       
       Tiffany & Co. ist diese Debatte vermutlich einerlei. Homosexuelle Paare,
       die sich teure Ringe kaufen, erweitern schlicht und einfach den
       potenziellen Kundenstamm.
       
       14 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marlene Halser
       
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