# taz.de -- Säuberungsaktion in der AfD: Wer kritisiert, fliegt raus
       
       > In der Thüringer AfD sind Kritiker der „Erfurter Resolution“ unerwünscht.
       > Einer, der das Papier nicht unterzeichnet hat, wird nun ausgeschlossen.
       
 (IMG) Bild: Einträchtig nebeneinander: Siegfried Gentele (l.) und Björn Höcke (M.) im September 2014
       
       NIENHAGEN taz | Der AfD-Landtagsabgeordnete Siegfried Gentele ist nicht
       mehr erwünscht. Mit „sofortiger Wirkung“ hat die eigene Fraktion im
       thüringischen Landtag ihren Mandatsträger am Mittwoch ausgeschlossen. In
       einer Pressemitteilung wagte zuvor Gentele den Fraktions- und
       Landesvorsitzenden Björn Höcke vorzuwerfen, er reise lieber durch
       Deutschland und halte Reden, als sich um seine Parteiarbeit im Freistaat zu
       kümmern.
       
       „In der Thüringen AfD steht es schlecht um die parteiinterne Demokratie“,
       sagt Gentele der taz. Kritik scheint nicht angebracht. Mit acht zu drei
       Stimmen schloss die ehemals elfköpfige Fraktion Gentele wegen „grob
       fraktionsschädigendem Verhalten“ aus. Das Vertrauensverhältnis „nachhaltig
       zerrüttet“, eine „konstruktive Zusammenarbeit“ sein nicht mehr möglich.
       
       Die Presseerklärung Genteles vom Dienstag scheint aber nur der letzte
       Anlass für den schnellen Rauswurf zu sein. Eine Reaktion auf seinen Vorwurf
       hatte Gentele erwartet, einen Rauswurf jedoch nicht, sagt er. Seit Tagen
       rumort es in der Fraktion wegen der von Höcke initiierten „Erfurter
       Resolution“. Gentele gehörte bis Mittwoch zu den drei Mitgliedern der
       Fraktion, die diese Resolution nicht unterschrieben haben – greift sie doch
       den Kurs des Bundesvorsitzenden Bernd Lucke an.
       
       In der Resolution behauptet Höcke, dass die AfD sich „ohne Not (…) dem
       etablierten Politikbetrieb“ anpassen würde, dies sei „Verrat an den
       Interessen unseres Landes“. Zahllose Mitglieder wollten aber die AfD als
       eine „patriotische Alternative und Bewegung des freien Wortes“ gegen
       „Gender Mainstreaming, Multikulturalismus, Erziehungsbeliebigkeit“
       ausgerichtet wissen.
       
       Mit der „Deutschland-Resolution“ konterte als Mitinitiator der
       stellvertretende Bundesvorsitzende Hans-Olaf Henkel zur Unterstützung von
       Lucke: „Wer die 'Erfurter Resolution' unterschreibt“, der wolle eine „AfD
       der flachen Parolen und der schrillen Töne“. Die Partei brauche aber keine
       „wolkigen Phrasen aus dem Arsenal rechter Splitterparteien“.
       
       ## Ab in die Fraktionslinie
       
       Gentele gehörte zu den Erstunterzeichnern dieser Resolution. Ebenso wie
       Jens Krumpe und Oskar Helmerich. Auch auf diese beiden wird Druck ausgeübt.
       Sie wurden bereits Ende März schriftlich von der Fraktionsmehrheit
       aufgefordert, sich in die Fraktionslinie einzureihen oder ihre Sitze in den
       Fachausschüssen des Parlaments aufzugeben.
       
       Dem Druck in der thüringischen Fraktion will sich Gentele nicht beugen. Ihn
       störte, dass Höcke bundesweit für den nationalkonservativen Kurs wirbt.
       Höcke sei von den Thüringern gewählt worden, um sich um Thüringen zu
       kümmern, was er aber nicht täte, sagt Gentele, der sich selbst als
       liberal-konservativ versteht.
       
       Der kritisierte Fraktions- und Landesvorsitzenden hat Gentele mittlerweile
       nahegelegt sein Mandat niederzulegen und die Partei zu verlassen. Das will
       er sich nicht bieten lassen und nun mit juristischen Mitteln gegen
       Ausschluss und geplanten Rausschmiss vorgehen.
       
       16 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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