# taz.de -- Palästina-Konferenz in Berlin: Flaggen, Leid und Heimatliebe
       
       > Tausende Palästinenser haben in Berlin für ihr Recht auf Rückkehr
       > demonstriert. Das sorgte für Gegenprotest. Antisemitische Ausfälle
       > blieben aber aus.
       
 (IMG) Bild: Viel Patriotismus: Teilnehmerin der umstrittenen Tagung am Samstag in Berlin.
       
       BERLIN taz | Rot, grün, schwarz und weiß, soweit der Blick reicht. Etwa
       3.000 Palästinenser verwandelten die Berliner „Arena“ am Samstag in ein
       Flaggenmeer. Mit der umstrittenen „Konferenz der Palästinenser in Europa“
       demonstrierten die Teilnehmer gegen die israelische Besatzung und für das
       Rückkehrrecht vertriebener Palästinenser.
       
       Gegen die Tagung, die bereits im Vorfeld auf scharfe Kritik gestoßen war,
       formierte sich auch am Samstag Widerstand. Mit „Lang lebe Israel“-Rufen und
       Parolen für ein friedliches Miteinander protestierten etwa 200
       Gegendemonstranten vor der Halle an der Spree. Redner, darunter Politiker
       der Berliner Parlamentsfraktionen, warfen den Veranstaltern vor, der
       palästinensischen Hamas nahezustehen. Die Hamas gilt als
       Terrororganisation, sie negiert das Existenzrecht Israels.
       
       Auf der Tagung war von der Hamas allerdings nichts zu sehen. Plakate der
       Jerusalemer Al-Aqsa-Mosche zierten die Wände, die Reden waren von
       nationalem Pathos getränkt und eine Theatergruppe brachte die Brutalität
       der israelischen Besatzer auf die Bühne. Doch islamistische Propaganda,
       Hamas-Flaggen oder Judenhetze? Fehlanzeige. Auch die Rednerliste wies nicht
       auf eine Nähe zur Hamas hin.
       
       Für den Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck ist die Lage dennoch
       eindeutig. „Shalom und Salam“, begrüßt er die Gegendemonstranten, um dann
       klare Worte zu finden: „Die Veranstalter üben sich in Camouflage.“ Es
       bestehe kein Zweifel, dass hinter den Organisatoren die Hamas stecke. Damit
       stimmt er mit dem Berliner Verfassungsschutz überein. Das „Palestinian
       Return Center“ (PRC) mit Sitz in London sowie die „Palästinensische
       Gemeinschaft in Deutschland“ (PGD) unterhielten Verbindungen zu der
       Islamistenorganisation, heißt es in einem Bericht der Behörde von 2010.
       
       ## Logo ohne Israel
       
       Sameh Habeeb, Sprecher des PRC, streitet den Vorwurf ab. „Wir haben keine
       Verbindung zur Hamas“, sagt er, „die Hamas nimmt nicht teil an dieser
       Konferenz“. Dennoch sei das PRC mit der Organisation in Kontakt. „Wir
       sprechen mit jeder palästinensischen Partei.“ Auf der Tagung seien aber
       zahlreiche politische Strömungen vertreten; mit welcher die Teilnehmer
       sympathisierten, sei diesen selbst überlassen.
       
       Auf Kritik stieß auch das Logo der Tagung. Es zeigt den israelischen Staat
       mitsamt den besetzten Gebieten in den Farben der palästinensischen
       Nationalflagge. „Sie wollen Israel von der Karte löschen“, ist Beck
       überzeugt. Das weist Suhail Abu Shammala, Vorsitzender der PGD, jedoch von
       sich: „Das Logo stellt die Existenz Israels prinzipiell nicht in Frage.“ Es
       wecke die Erinnerung an die verlorene Heimat. „Wir dulden keinen
       Antisemitismus oder Rassismus“, sagt Abu Shammala, „ aber Israel-Kritik ist
       nicht automatisch Antisemitismus“. Den Veranstaltern gehe es vor allem um
       das Rückkehrrecht gemäß der UN-Resolution 194 von 1948.
       
       „Das Rückkehrrecht vereint uns alle“, sagt auch ein Besucher aus Berlin am
       Rande der Tagung, „da spielt es überhaupt keine Rolle, welcher Partei du
       angehörst“. Zu einer Hamas-Veranstaltung, sagt er, wäre er nicht gekommen.
       „Ich bin hier, um meine Solidarität mit den Palästinensern in Palästina zu
       zeigen, nicht um eine bestimmte Partei zu unterstützen.“
       
       Einen parteiinternen Nahostkonflikt trugen am Samstag indes [1][die
       Berliner Linken] aus. Der Abgeordnete Hakan Taş setzte auf der Gegendemo
       „ein Zeichen gegen die Hass-Tiraden der Hamas“. Für Islamismus dürfe es in
       der deutschen Gesellschaft keinen Platz geben. Nach seiner Rede machte er
       sich auf den Weg in die Halle, um sich selbst ein Bild von der Tagung zu
       machen. Das erste, was er gesehen haben dürfte, war das Logo seiner eigenen
       Partei. Ein Linken-Arbeitskreis war gleich am Eingang mit einem eigenen
       Stand vertreten.
       
       26 Apr 2015
       
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