# taz.de -- Rechtsradikale in Rumänien: Gericht verbietet Faschistenpartei
       
       > Die Gruppe „Alles für das Land“ soll gegen das Parteiengesetz verstoßen
       > haben. Ein Gründungsmitglied bestreitet das Judenpogrom von 1941.
       
 (IMG) Bild: Neo-Legionäre 2014 in Targu Ocna.
       
       BERLIN taz | Ein Bukarester Gericht hat die 1993 gegründete
       neofaschistische Partei „Alles für das Land“ (Partidul Totul pentru Tara)
       verboten. Zum ersten Mal in den 25 Jahren seit der Revolution untersagt
       damit ein rumänisches Gericht die Tätigkeit einer ultrarechten Gruppierung.
       
       In der Urteilsbegründung heißt es, die Partei habe es bei den
       Parlamentswahlen von 2008 und 2012 nicht geschafft, auf Landesebene 50.000
       Stimmen zu erhalten. Zudem habe die Gruppierung es unterlassen, sich an den
       letzten Wahlen mit eigenen Kandidaten zu beteiligen, was ein Verstoß gegen
       das rumänische Parteiengesetz darstelle und die Auflösung einer politischen
       Formation zur Folge haben könne.
       
       Das Urteil sei eine Folge der Einsicht, wie gefährlich der „Fortbestand
       einer derartigen legionsartigen Organisation im 21. Jahrhundert“ sei, meint
       der Leiter des Landesinstituts für die Erforschung des rumänischen
       Holocaust, Alexandru Florian, zur taz. Die Staatsanwaltschaft hatte die
       Partei als faschistisch bezeichnet, weil sie sich als Nachfolgerin der 1927
       gegründeten rechtsextremen und antisemitischen Legion des Erzengels Michael
       definiert.
       
       Die jetzt verbotene Partei wurde 1993 von früheren Legionären und
       antikommunistischen Freischärlern unter dem Namen Partei für das Vaterland
       (Partidul pentru Patrie) gegründet und 2012 in Partei Alles für das Land
       umbenannt. Sie beschränkte sich zunächst auf die Herausgabe von
       Mitteilungsblättern. Eine große Breitenwirkung entfalteten mehrere Bücher
       von Parteimitgliedern.
       
       Einen besonderen propagandistischen Stellenwert haben die Memoiren von Ion
       Gavrila Ogoranu (1923–2006). Dieser gehörte einer bewaffneten,
       antikommunistischen Freischärlergruppe an. Der zur antikommunistischen
       Identifikationsfigur verklärte Ogoranu diente der Partei als Vehikel zur
       Verbreitung von Geschichtsklitterung.
       
       Genauso wichtig sind die Erinnerungen eines Gründungsmitglieds der Partei,
       Nistor Chioreanu. Er behauptet, nicht Juden seien während eines Pogroms
       1941 an Fleischerhaken im Bukarester Schlachthaus aufgehängt worden,
       sondern Mitglieder der Legion. Zudem seien damals nur zwei Juden ums Leben
       gekommen. Tatsächlich wurden in Bukarest 120 Juden von den
       rechtsextremistischen Legionären ermordet.
       
       6 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) William Totok
       
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