# taz.de -- Wiederaufbau der Dresdner Carola-Brücke: Vierspurig über die Elbe
       
       > Am Donnerstag könnte der Dresdner Stadtrat eine autofreundliche
       > Brückenvariante beschließen. Doch Verkehrsexpert:innen warnen vor
       > den Folgen.
       
 (IMG) Bild: Erst Totalschaden, dann protzig-teurer Neubau? Die Carola-Brücke in Dresden
       
       Berlin taz | Während [1][die Abrissarbeiten für die Carola-Brücke noch im
       vollen Gange sind], entscheidet der Dresdner Stadtrat an diesem
       Donnerstagnachmittag darüber, wie groß der Ersatzneubau der im September
       kollabierten Brücke ausfallen soll. Gute Chancen hat ein gemeinsamer Antrag
       von CDU, FDP und Team Zastrow, der einen vierspurigen Wiederaufbau fordert.
       Mobilitätsexpert:innen fürchten dagegen, diese Variante würde die
       Verkehrswende torpedieren und zu deutlich mehr Verkehr in der Innenstadt
       führen.
       
       Seit Monaten debattiert die Dresdner Stadtgesellschaft hitzig darüber, in
       welcher Form die Carola-Brücke wiederaufgebaut werden soll. 1971 errichtet,
       war das Bauwerk eine der vier Elbbrücken Dresdens. Als Verbindung zwischen
       Alt- und Neustadt in zentraler Lage war sie entsprechend viel befahren.
       [2][Im September 2024 kollabierte die 375 Meter lange Brücke im laufenden
       Betrieb], verletzt wurde zum Glück niemand.
       
       Aufgrund der verkehrspolitischen Bedeutung will Dresdens
       Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) die Brücke so schnell wie
       möglich wiederaufbauen. Bislang strebt die Verwaltung einen sogenannten
       Ersatzneubau an. Durch die entsprechende Richtlinie im Baurecht können
       einige langwierige Planungsschritte übersprungen werden, solange die
       Dimensionen des Vorgängerbauwerks nicht überschritten werden.
       
       Da die Anforderungen für die Breite von Rad- und Fußwegen gestiegen sind,
       plante Kühn, die neue Brücke mit zwei statt vier Spuren für den Autoverkehr
       wiederaufzubauen. Mit dem Schnellverfahren wäre auch eine breitere
       Beteiligung des Dresdner Stadtparlaments vom Tisch. Dagegen rebellierte vor
       allem die CDU, die sich mit der Zweispurigkeit nicht abfinden wollte.
       
       ## Mehr Mitbestimmung und mehr Spuren
       
       Zusammen mit den rechts-mittigen Fraktionen von FDP und Team Zastrow
       forderte sie in einem Stadtratsantrag einen Ingenieurswettbewerb und mehr
       Mitbestimmungsmöglichkeiten. Auch solle die neue Brücke wie bisher mit vier
       Spuren für den motorisierten Individualverkehr wiederaufgebaut werden. Der
       Antrag hat gute Erfolgsaussichten. Am Montag sprach sich bereits der
       Verkehrsausschuss mit einer knappen Mehrheit für einen Beschluss aus.
       
       „Es geht um Zukunftssicherheit“, sagt Verkehrspolitiker Veit Böhm, der für
       die CDU im Stadtrat sitzt. Für den Autoverkehr würde sich nichts verändern,
       zusätzliche Spuren könne man in Zukunft immer noch umwidmen, etwa in Spuren
       für autonome Busse.
       
       Doch mit den vier Autospuren würde die Brücke deutlich breiter werden als
       ihr Vorgänger. Statt der bisherigen 34 Meter würde sie auf 41 Meter
       anwachsen. Das wiederum treibt die Kosten in die Höhe und macht im
       schlimmsten Fall das reguläre Planungsverfahren notwendig, weil die
       Ersatzneubauregelung nicht mehr gilt, fürchtet der Dresdner Bund für Umwelt
       und Naturschutz (BUND).
       
       „Da wird eine Stadtautobahn hinbetoniert, die einen klaren Anreiz setzt“,
       sagt Florian Wendler, Geschäftsführer des BUND Dresden. Der
       umweltpolitische Verein plädiert für eine möglichst schmale Variante. Diese
       sei nicht nur kostengünstiger [3][für das kürzungsgeplagte Dresden],
       sondern auch verkehrspolitisch sinnvoller.
       
       ## Brücken als „verkehrliche Schlüsselstellen“
       
       Bis zuletzt waren die Verkehrszahlen in Dresden rückläufig. Laut aktueller
       Prognose wäre das Kfz-Aufkommen auf der Carola-Brücke bis 2030 um ein
       weiteres Drittel gesunken. Wendler fürchtet, dass die vierspurige Variante
       wieder [4][mehr Verkehr in die Innenstadt lockt]. Für die aufwendige
       Ortsumfahrung, die gerade um Dresden gebaut wird, gäbe es dann für
       Autofahrer:innen kein Grund mehr.
       
       Die Sorge teilt eine Gruppe von 15 Verkehrsforscher:innen, die sich
       vergangene Woche mit einem offenen Brief an den Stadtrat wandten und sich
       deutlich gegen die vierspurige Variante aussprachen: „Brücken sind
       verkehrliche Schlüsselstellen, dort gesetzte Prioritäten strahlen weit in
       das regionale Verkehrsnetz hinein.“
       
       19 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=VmtMxbeAmwE
 (DIR) [2] /Eingestuerzte-Carolabruecke/!6037444
 (DIR) [3] /Kuerzungen-im-Haushaltsentwurf/!6081108
 (DIR) [4] /FAQ-zu-maroden-Bruecken/!6087617
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Wahmkow
       
       ## TAGS
       
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