# taz.de -- Schweres Unwetter: Zahlreiche Tote nach Sturzfluten in Spanien
       
       > In Regionen Spaniens herrscht durch extremen Regen Chaos. Mehr als 70
       > Menschen kamen ums Leben. Tiefdruckgebiete dieser Art wurden zuletzt
       > immer größer.
       
 (IMG) Bild: Valencia am Mittwoch
       
       Madrid taz | Flüsse traten über, Straßen verwandelten sich in reißende
       Ströme. Viele Regionen in [1][Spanien] wurden von starkem Regen und
       Überschwemmungen heimgesucht. Das Wasser riss alles mit, was es auf seinem
       Weg fand. Ganze Dörfer wurden überschwemmt. Teilweise steht das Wasser bis
       zum ersten Stock.
       
       Bereits am Montag hatte die Regenfront weiter im Süden, in den Provinzen
       Málaga, Murcia und Almeria, schwere Schäden angerichtet. Dort kam zum Regen
       der Hagel. Golfballgroße Körner und starke Stürme zerstörten rund um El
       Ejido Folienzelte, in denen Gemüse für den Export nach Europa angebaut
       wird. Auch über Mallorca und die anderen Balearen-Inseln war die Regenfront
       bereits am Montag gezogen.
       
       Am heutigen Mittwoch wird nach Wettervorhersage die Regenfront ins
       Landesinnere und den Nordosten Spaniens weiterziehen. Neun Provinzen
       befinden sich noch im Alarmstufe Orange, Alarmstufe Rot herrscht allerdings
       in keiner Region mehr. Für Donnerstag wird erwartet, dass sich die Lage
       entspannt.
       
       Die Zahl der Todesopfer wird wohl weiterhin steigen. Waren es am
       Mittwochmorgen um 9 Uhr noch 13, vermeldete das Innenministerium bereits 70
       Tote. Die Rettungskräfte, darunter die Notfalleinheit der spanischen Armee,
       rechnen damit, in den kommenden Stunden weitere zu finden. Derzeit werden
       in mehren Dörfern und Städten dutzende Menschen vermisst.
       
       ## Zugverkehr kaum möglich, viele Straßen unbefahrbar
       
       „Die Einsatzkräfte sind noch nicht überallhin vorgedrungen“, erklärte
       Spaniens Verteidigungsministerin María Margarita Robles Fernández gegenüber
       dem staatlichen Fernsehen TVE vor der Fragestunde im Parlament, die mit
       einer Schweigeminute begann.
       
       Der Regen überraschte viele bei der Arbeit oder auf dem Nachhauseweg. Die
       Lage war am Mittwochvormittag weiterhin völlig unübersichtlich. In einigen
       Gebieten waren Anwohner in ihren Häusern eingeschlossen. Anderswo warten
       verzweifelte Menschen auf Hausdächern, Tankstellen und Lkws auf Hilfe.
       Andere retteten sich auf Brücken. So mancher wusste sich nicht anders zu
       helfen, als über die sozialen Netzwerke auf sich aufmerksam zu machen.
       
       In mindestens einem Dorf im Landesinneren, in Mira, musste ein Altersheim
       evakuiert werden. Die Schulen bleiben in den vom Regen betroffenen Region
       bis auf Weiteres geschlossen.
       
       Der Zugverkehr musste in weiten Teilen Ost-, Süd- und Zentralspaniens
       eingestellt werden. Viele Straßen und Autobahnabschnitte sind unbefahrbar.
       Überall kommt es zu langen Staus. Das Verkehrsamt ruft dazu auf, zu Hause
       zu bleiben. Davon betroffen sind acht Provinzen. Auch der Flugverkehr in
       Valencia, Málaga, Madrid und Barcelona ist beeinträchtigt.
       
       Betroffene sprechen gegenüber der Presse von „Weltuntergang“ und
       „Apokalypse“. Starke Regenfronten dieser Art heißen in Spanien DANA. Das
       ist die Abkürzung „Isoliertes Tiefdruckgebiet in hohen Schichten der
       Atmosphäre“ auf Spanisch. Diese Tiefdruckgebiete trennen sich vollständig
       von den allgemeinen Luftströmungen und wüten so stunden- oder gar tagelang
       über der gleichen Region.
       
       ## Klimakrise verschärft Starkregen
       
       Eigentlich waren dies immer sehr lokale Vorfälle. Doch in den letzten
       Jahren werden diese DANA immer größer. Schuld daran ist [2][Wetterexperten
       zufolge oft der Klimawandel]. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen.
       Kühlt sie schlagartig ab, regnet es um so stärker.
       
       Die ersten politischen Reaktionen ließen nicht auf sich warten. Der
       Regierungschef der Region Valencia, Carlos Mazón von der konservativen
       Partido Popular, wird von Teilen der Presse und von
       Umweltschutzorganisationen scharf kritisiert. Kaum an der Regierung,
       beschloss Mazón, der in einer Koalition mit der rechtsextremen VOX regiert,
       im vergangenen November, die der Regionalregierung unterstellte
       Valencianische Notfalleinheit aufzulösen.
       
       Sein sozialdemokratischer Amtsvorgänger hatte sie ins Leben gerufen. Die
       Gruppe sollte die Reaktion auf Naturkatastrophen wie [3][Waldbrände] oder
       Überschwemmungen und die Koordinierung der lokalen, regionalen und
       staatlichen Einsatzkräfte in der Region verbessern.
       
       Mazón löste diese Einheit mit der Begründung auf, sie bringe „unnötige
       Kosten“ mit sich. „Es war nur eine weitere fiktive Organisation“,
       verteidigte die Rechts-rechts-Regionalregierung diese Entscheidung einmal
       mehr gegenüber der Presse. Mazóns Koalitionspartner VOX leugnet den
       Klimawandel.
       
       30 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Spanien/!t5007905
 (DIR) [2] /Meteorologe-ueber-Starkregen/!5959509
 (DIR) [3] /Brennende-Waelder-auf-der-Nordhalbkugel/!5938221
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Spanien
 (DIR) Starkregen
 (DIR) Extremwetter
 (DIR) GNS
 (DIR) klimataz
 (DIR) Spanien
 (DIR) Unwetter
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Unwetter
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) EU-Kommission
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Extremwetter
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Unwetter in Spanien: Versorgung mit Obst und Gemüse kaum beeinträchtigt
       
       Das schwere Unwetter werde vielleicht Kakis in Deutschland kurz verteuern,
       erwartet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Aber nicht
       viel.
       
 (DIR) Unwetterkatastrophe in Spanien: Vorbote auf Schlimmeres
       
       Der Klimawandel ist die Ursache der Unwetterkatastrophe in Spanien. Aber
       Sparmaßnahmen und ein neoliberaler Geist haben sie verschlimmert.
       
 (DIR) Extremwetter und Klimakrise: Köln wird so wie heute San Marino
       
       Starkregen, Fluten, Dürre, Hitze – all das macht die Klimakrise
       wahrscheinlicher. Um sich daran anpassen zu können, wäre Klimaschutz umso
       wichtiger.
       
 (DIR) Unwetter in Spanien: Zahl der Toten steigt auf 95
       
       Immer deutlicher wird die Zerstörung, die die gewaltigen Wassermassen in
       Spanien angerichtet haben. Anwohner einiger Orte flehen im Fernsehen um
       Hilfe.
       
 (DIR) Auswirkungen der Erderhitzung: Klimawandel macht krank
       
       Die Erderhitzung sorgt dafür, dass immer mehr Menschen an Hitze, Starkregen
       und Krankheiten sterben. Davon sind nicht alle Menschen gleich betroffen.
       
 (DIR) Neue EU-Vizepräsidentin aus Spanien: Klima als Chefinnensache
       
       Teresa Ribera soll die Nummer Zwei in der EU werden. Dort soll sich die
       spanische Sozialistin um ihr Steckenpferd Klimapolitik kümmern.
       
 (DIR) Nach schlechter Ernte: Olivenöl wird noch teurer
       
       Verbraucher müssen sich auf abermals steigende Preise bei Olivenöl
       einstellen. Im Juli lag der Preis 45 Prozent höher als 2023. Ein Grund ist
       auch der Klimawandel.
       
 (DIR) Meteorologe über Starkregen: „Es kann jede Region treffen“
       
       Der Klimawandel bringt ein erhöhtes Risiko von Starkregen mit sich.
       Meteorologe Frank Kaspar über die Gefahr von Überschwemmungen.