# taz.de -- Klimafolgen für die Berliner Wälder: Eine Wette auf die Zukunft
       
       > Der Waldzustandsbericht 2022 zeigt, ein Umbau auf mehr Laubbäume könnte
       > den Wald im Klimawandel erhalten helfen. Noch dominiert die Kiefer.
       
 (IMG) Bild: Die Berliner Wälder leiden unter Hitze und Trockenheit
       
       Berlin taz | „Dem Wald geht es so schlecht nicht, es geht den einzelnen
       Baumarten schlecht.“ So lautet das geteilte Fazit, das Gunnar Heyne, Leiter
       der Berliner Forsten, aus dem Waldzustandsbericht 2022 für Berlin zieht.
       Was [1][Trockenheit und Hitze] der letzten Sommer angerichtet haben, sehe
       man an der Kiefer – dem besonders gefährdeten Sorgenkind, das mit 60
       Prozent den größten Teil der Berliner Baumarten stellt. „Die Bäume leiden
       unter Nährstoffmangel und können weniger Harz produzieren. Ohne diesen
       Abwehrstoff sind sie viel anfälliger für Insekten und Pilze“, erklärt
       Heyne.
       
       Nur noch vier Prozent aller begutachteten Bäume seien ohne Schäden,
       deutliche Schäden weisen 40 Prozent auf, das seien 6 Prozent mehr als im
       Vorjahr. Laut Heyne ist also offensichtlich: „Die Hitze und die Trockenheit
       als Folgen des Klimawandels machen den Bäumen enorm zu schaffen.“ Was
       dazukommt – die wirklichen Schäden aus dem diesjährigen besonders trockenen
       Sommer werden erst noch sichtbar. „Der Baum ist ein träges Lebewesen“, sagt
       Heyne. Das Jahr 2022 werde sich erst in den nächsten Berichten
       niederschlagen. Und eine nasse Saison reiche nicht aus, „Bäume regenerieren
       langsam“.
       
       ## Mehr klimastabile Mischwälder
       
       Was der Waldzustandsbericht aber laut Heyne auch aussagt: „Die Kiefer hat
       zu kämpfen, die Eiche als Laubbaum kommt noch ganz gut zurecht.“ Insgesamt
       seien Mischwälder weniger anfällig für Brände und Stürme, Laubbäume
       speicherten mehr Feuchtigkeit und seien so resilienter. Außerdem
       verbrauchten sie im Winter kein Wasser und helfen so, den
       Grundwasserbestand zu stabilisieren. Also scheint klar, was zu tun ist:
       „Unsere Wälder sollen Mischwälder werden“, verkündet Umweltsenatorin
       Bettina Jarasch (Grüne). Langfristig setze sie sich für eine konsequente
       Entwicklung klimastabiler Laubmischwälder ein. Jarasch: „In diesem Jahr
       wurden 322.000 Laubbäume gepflanzt.“ Das bringe „langfristig“ etwas, weil
       diese Pflanzungen erst in 50 bis 60 Jahren den Baumbestand prägen, wenn aus
       den Jungpflanzen große Bäume geworden sind, wie Heyne erläutert: „Das ist
       eine Wette auf die Zukunft. Wir glauben, dass wir auf dem richtigen Weg
       sind.“
       
       Dass man mit dem Pflanzen von Kiefern zur schnellen Holzproduktion
       jahrzehntelang im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Holzweg war, erlebt man
       laut Forstleiter Heyne heute, wo die anfälligen Nadelwälder den
       Auswirkungen des Klimawandels nicht standhalten.
       
       ## Bundesweite Erhebung
       
       Wie sich Wetter und Klima auf den Wald auswirken, untersucht der
       [2][Waldzustandsbericht] einmal jährlich. Heyne erklärt das Vorgehen bei
       der Erhebung: Im Abstand von zwei Kilometern, das sind für Berlin 41
       Stichprobenpunkte, wurden jeweils 24 Bäume begutachtet, vor allem Kiefern
       und Eichen.
       
       So wird der Zustand der Bäume bundesweit nach einheitlichem Standard
       dokumentiert. „Der Waldzustandsbericht betrachtet die einzelnen Bäume, vor
       allem die dominanten Baumsorten, nicht das gesamte Ökosystem“, merkt Heyne
       an. Auch deshalb ist er noch hoffnungsvoll: „Der Waldzustandsbericht sagt
       nichts Gutes, ich bin trotzdem optimistisch.“ Grund dafür seien die
       [3][Laubbaumsorten], die sich langsam wieder ansiedelten und den
       Klimafolgen besser trotzten. „Da sind Ahornbäume, Linden und Ulmen, der
       Wald ist mehr als Kiefer und Eiche, die im Bericht vorkommen. Der
       Gesundheitszustand des gesamten Waldes ist so nicht zu erfassen.“
       
       Und noch etwas stimmt ihn vorsichtig optimistisch: „Erkenntnisse aus der
       Epigenetik zeigen, dass junge Bäume besser mit der Trockenheit umgehen
       können als ihre Mutterbäume.“
       
       24 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Auswirkungen-auf-Waelder/!5885964
 (DIR) [2] https://www.berlin.de/forsten/waldschutz/waldzustandsberichte/
 (DIR) [3] /Unterwegs-im-Berliner-Grunewald/!5777912
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hanna Fath
       
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