# taz.de -- Grüne zum Jamaika-Aus in Kiel: „Keine gemeinsame Basis“
       
       > Die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein ist beendet. In Kiel werden
       > künftig zwei Parteien regieren: Schwarz-Grün oder Schwarz-Gelb.
       
 (IMG) Bild: Aminata Touré (l.), Monika Heinold (beide Grüne) und Daniel Günther (CDU) verkünden das Scheitern
       
       Kiel taz | Die Grünen in Schleswig-Holstein wollen keine weiteren fünf
       Jahre in die Jamaika-Hängematte: Ende der Woche sind die Verhandlungen
       zwischen CDU, Grünen und FDP für eine [1][Fortsetzung des bisherigen
       Bündnisses] geplatzt. Damit wird in Kiel künftig eine Koalition aus zwei
       Parteien regieren. Es steht nur noch nicht fest, wer neben der CDU des
       Wahlsiegers Daniel Günther im Kabinett sitzen darf. Günther will „möglichst
       fix“ einem der beiden bisherigen Partner ein Angebot für weitere
       Sondierungen machen.
       
       Es sei nicht gelungen, den „Geist von Jamaika“ auf beide Partner zu
       übertragen, sagte Günther, als er nach den gescheiterten Verhandlungen in
       einem Kieler Hotel vor die Journalist*innen trat. Diesen Geist hatten
       Schwarz, Grün und Gelb vor fünf Jahren beschworen, als die Parteien zum
       ersten Mal über das Dreierbündnis diskutierten.
       
       Die Koalition hatte ohne großen Streit zusammengearbeitet und die
       Belastungen, etwa durch die Coronapandemie, vergleichsweise gut gemeistert.
       Die gute Stimmung, die nach Aussagen aller Regierungsfraktionen im Kabinett
       und dem Landtag herrschte, übertrug sich auf die Bevölkerung: Jamaika war
       laut Umfragen so beliebt, dass eine Mehrheit sich gern weiter von dieser
       Koalition regieren lassen wollte.
       
       Aber, so die [2][Grünen-Spitzenkandidatin Aminata Touré]: „Die
       Wähler*innen haben eine klare Entscheidung getroffen. Es gibt neue
       Mehrheitsverhältnisse.“ Bei der Wahl am 8. Mai hatten CDU und Grüne
       zugelegt, die FDP dagegen an Stimmen verloren. Tourés Partnerin im
       Spitzenduo, die amtierende Finanzministerin Monika Heinold, hatte bereits
       vor der Wahl deutlich gemacht, dass die Grünen nur weiterregieren würden,
       wenn sie auch gebraucht würden. Koalitionen müssten „auf Augenhöhe“
       arbeiten können.
       
       Im neuen Landtag hätte ein Jamaika-Bündnis eine erdrückende Mehrheit, dem
       Regierungslager mit 53 Sitzen würden nur 16 Oppositionsabgeordnete der SPD
       und der Minderheitenpartei SSW entgegenstehen. Vor allem die SPD hatte vor
       den Folgen so einer „XXL-Koaltion“ gewarnt.
       
       ## Mehr Streitpunkte zwischen CDU und Grüne
       
       Heinold stellte nach der Sondierungsrunde am Donnerstag fest, dass „es
       keine gemeinsame Basis für die nächsten fünf Jahre gibt“. Sowohl Grüne als
       auch die FDP – die sich mit der Fortsetzung von Jamaika hätten anfreunden
       können – stehen als Juniorpartner bereit.
       
       Dabei gibt es deutlich mehr Streitpunkte zwischen CDU und Grünen, etwa um
       das Tempo der Energie- und Verkehrswende oder um soziale und
       schulpolitische Fragen. Allerdings wäre für Daniel Günther, der in der CDU
       den liberalen Flügel vertritt, eine Regierung mit den Grünen eine modernere
       und interessantere Variante als die Rückkehr zum klassischen
       Schwarz-Gelb-Modell.
       
       Rechnerisch könnte die CDU, die nur einen Sitz von der absoluten Mehrheit
       im Landtag entfernt ist, auch mit den beiden anderen Parteien im Landtag
       regieren: der SPD, die bei der 'Wahl am 8. Mai auf nur noch 16 Prozent
       abgestürzt war, oder der Minderheitenpartei SSW, die mit vier Mandaten
       kleinste Gruppe Im Landtag ist. Politisch wären das aber unwahrscheinliche
       Kombinationen.
       
       20 May 2022
       
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 (DIR) Esther Geißlinger
       
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