# taz.de -- Galopprennbahn gegen Wohnungen: Auf den Hund gekommen
       
       > Andreas Sponbiel hat einen Volksentscheid gegen den geplanten Bau von
       > Wohnungen für 1.200 Menschen in Bremen initiiert – und Erfolg gehabt.
       
 (IMG) Bild: Der Willen des Volkes ist nicht immer leicht zu ergründen
       
       Bremen taz | Andreas Sponbiel hat allen Grund zur Freude, denn seit Freitag
       steht fest, dass die von ihm initiierte [1][Volksabstimmung über die
       Bebauung der ehemaligen Galopprennbahn] im Bremer Stadtteil Vahr
       erfolgreich war. Das bedeutet: [2][Die Mehrheit der BremerInnen] hat am
       vergangenen Sonntag gegen die Pläne des Senats gestimmt, auf diesem Areal
       Wohnraum für 1.200 Menschen zu schaffen.
       
       Das Ergebnis ist erstaunlich, denn Bremen wächst, Wohnraum ist knapp,
       private Investoren und profitorientierte Wohnungsgesellschaften wie die
       [3][Vonovia] bebauen und verwalten ganze Quartiere. Die Mieten in Bremen
       sind von 2008 bis 2018 im Schnitt um 38 Prozent gestiegen. Und laut einer
       Befragung vor der Bürgerschaftswahl beschäftigte die meisten BremerInnen
       neben Bildung und Verkehr das Thema „Wohnen“.
       
       Sponbiel, ehemaliges Beiratsmitglied für die [4][rechte Wählervereinigung
       „Bürger in Wut“], erstaunt das Ergebnis allerdings nicht: „Wir haben von
       Anfang an damit gerechnet“, sagt er. Bloß als der Senat eine groß angelegte
       Werbekampagne für ein Nein bei der Volksabstimmung startete, habe er kurz
       gezweifelt: „Aber schnell war klar, dass wir davon nur profitieren können.“
       
       In der Tat scheint es so, als sei die Idee, kurz vor der Wahl [5][250.000
       Euro in Flyer und Plakate zu investieren], keine gute gewesen: Wenig wurde
       über deren Inhalt gesprochen, sondern viel mehr über die Steuergelder, die
       dafür verwendet wurden, über die Frage, ob der Senat mit der Kampagne seine
       Neutralitätspflicht verletzt haben könnte und über die Klage vor dem
       Verwaltungsgericht, eingereicht durch die Freien Wähler. Die wurde zwar in
       erster und zweiter Instanz [6][abgewiesen] – aber was blieb, war maximale
       Aufmerksamkeit für jene, die mangelnde Bürgerbeteiligung in Bremen
       beklagen.
       
       ## Nicht nur AnwohnerInnen
       
       Dass es der „Bürgerinitiative Rennbahngelände Bremen“ in erster Linie genau
       darum und weniger um das Rennbahngelände ging, war bereits zu erahnen, als
       sie die Unterschriften für ihr Volksbegehren sammelte: Über 20.000
       BremerInnen unterschrieben – das konnten nicht nur direkte AnwohnerInnen
       gewesen sein, die Angst vor Baulärm, und Veränderungen hatten. Wieso sollte
       sich jemand aus einem 30 Kilometer entfernten Stadtteil für den Erhalt
       einer Brachfläche im Stadtteil Vahr interessieren?
       
       Sponbiel gibt auf Nachfrage denn auch unumwunden zu: „Wir kämpfen für die
       Bürgerbeteiligung und für die vielen anderen Initiativen, die es außer uns
       gibt.“ Er hofft, dass das Votum Weichen für die Zukunft stellt: „Vielleicht
       denkt die Politik ja darüber nach, dass der Dialog mit den Bürgern künftig
       besser wird – wenn das funktioniert, benötigt man auch keine
       Volksentscheide.“
       
       Dass die BürgerInnen beim Thema Rennbahn-Bebauung zu wenig einbezogen
       wurden, weist Jens Tittmann, Sprecher von Bremens Bausenator Joachim Lohse
       (Grüne), weit von sich: „Es gab sogar eine vorgezogene Bürgerbeteiligung,
       die in keinem Gesetz vorgeschrieben ist.“ Mehrere Treffen und Vorträge
       seien veranstaltet worden sowie vier Workshops, dazu einer ausschließlich
       für Jugendliche: „Obwohl wir der Bürgerinitiative Platz geschaffen haben
       für die Präsentation ihrer Vorstellungen und Ideen, ist sie nach dem
       dritten Workshop einfach nicht mehr aufgetaucht.“
       
       Vielleicht lag das daran, dass sie gar keine rechte Idee hatte: Denn was
       aus ihrer Sicht nun aus dem ehemaligen Galopprennbahn-Gelände werden soll,
       weiß Andreas Sponbiel nicht: „Erholung, Sport, Freizeit, Kultur, auch
       Schulen und Kindergärten sind denkbar: Wir stellen uns einen
       Ideenwettbewerb mit viel Bürgerbeteiligung vor mit dem Ergebnis der
       bestmöglichen Nutzung des Geländes.“
       
       Und wenn die dann beteiligten BürgerInnen meinen, dass Wohnraum die
       bestmögliche Nutzung wäre? „Nein“, sagt Sponbiel: „Das ist ausgeschlossen –
       das hat das Volk ja bereits entschieden.“
       
       Den ganzen Schwerpunkt zu Volksentscheiden lesen Sie in der taz am
       Wochenende oder [7][hier]
       
       31 May 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Volksentscheid-Wohnungsbau-in-Bremen/!5591944
 (DIR) [2] http://www.wahlen-bremen.de/Wahlen/2019_05_26/04011000/html5/Volksentscheid_Stadt_Bremen_27_Gemeinde_Stadt_Bremen.html
 (DIR) [3] /Vonovia-Aktionaersversammlung/!5596026
 (DIR) [4] https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrger_in_Wut
 (DIR) [5] /Volksentscheid-ueber-Rennbahn-Bebauung/!5589597
 (DIR) [6] https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/verwaltungsgericht-bremen-senat-kampagne-rennbahn-104.html
 (DIR) [7] /!114771/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schnase
       
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