# taz.de -- Bebauung der Bremer Galopprennbahn: Fast vergaloppiert
       
       > Bremens rot-grüne Koalition konnte sich nicht auf den Vorschlag einigen,
       > mit einem zweiten Volksentscheid der Bürgerinitiative Rennbahn
       > entgegenzutreten.
       
 (IMG) Bild: Die Pferde sind schon weg, nun soll auch die grüne Wiese der Galopprennbahn weichen
       
       Bremen taz | Die VertreterInnen der rot-grünen Koalition haben am
       Donnerstag darüber beraten, wie sie mit dem anstehenden Volksentscheid zur
       Wohnbebauung auf dem Gelände der ehemaligen Galopprennbahn in der Vahr
       umgehen sollen. Im Vorfeld schon war darüber Einigkeit erzielt worden, dass
       am kommenden Donnerstag eine Sondersitzung der Stadtbürgerschaft
       stattfinden soll, um das Thema zu beraten.
       
       Wegen der Fristen ist das erforderlich, damit der Volksentscheid am Tag der
       Europa- und Bürgerschaftswahl stattfinden kann. Ein gesonderter
       Volksentscheid-Termin später hätte mehrere hunderttausend Euro an
       zusätzlichem Aufwand bedeutet und es hätte die Gefahr bestanden, dass er
       schlicht an der geringen Beteiligung gescheitert wäre. Die Koalition setzt
       aber darauf, dass das Ziel der „Bürgerinitiative Rennbahn“, eine Bebauung
       des Geländes zu verhindern, mehrheitlich abgelehnt wird.
       
       Abgestimmt wird am Wahltag über ein Ortsgesetz mit der Überschrift: „Für
       unser lebenswertes Bremen – städtebauliches Konzept zur Erhaltung des
       Rennbahngeländes im Bremer Osten als Grün-, Erholungs- und gemeinschaftlich
       genutzte Fläche“, und das klingt so, dass man eigentlich nichts dagegen
       haben kann. Den grünen Stadtpolitiker Robert Bücking trieb die Sorge, dass
       eine Mehrheit gegen dieses Ortsgesetz nicht selbstverständlich ist, wie ja
       auch die Politik einigermaßen überrascht darüber war, dass beim
       Volksbegehren für den Volksentscheid mühelos über 20.000 Unterschriften
       zusammenkamen.
       
       Die Absicht, das Gelände für eine Wohnbebauung zu nutzen, war der einzige
       mögliche Kündigungsgrund Bremens gegenüber dem ehemaligen Betreiber, dem
       Rennverein. Für eine Bebauung spräche außerdem, dass die große
       Rennbahn-Fläche den Druck auf andere bebaubare Flächen deutlich mindern
       würde.
       
       In ihren Anfängen hatte die Bürgerinitiative (BI) auch den Erhalt des
       Rennbahn-Betriebes gefordert. BI-Sprecher Andreas Sponbiel hatte als
       Vertreter von „Bürger in Wut“ (BIW) im Beirat Vahr erklärt, die Bremer
       Rennbahn „gehört zu Bremen, wie der Roland und das Weserstadion. Wir Bürger
       in Wut kritisieren, dass die traditionelle Sportstätte dem Wohnungsbau zum
       Opfer fallen soll“. Inzwischen ist Sponbiel, Kopf der Bürgerinitiative,
       auch Beisitzer im Landesvorstand von „Bürger in Wut“.
       
       Unterstützung erhält die Bürgerinitiative von der Bremer CDU, obwohl die
       grundsätzlich fast überall für die Nutzung von Wohnungsbauflächen ist. Der
       CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Röwekamp will den Widerspruch so lösen,
       dass er zunächst den Volksentscheid unterstützt. Wenn die Ablehnung dann
       als Ortsgesetz zementiert ist, will er an einem runden Tisch über die
       „bestmögliche Nutzung des Geländes“ reden und das Ergebnis des
       Volksentscheides aufweichen.
       
       ## Vorschlag „Halbe-halbe“
       
       Bücking hatte Ende Januar eine Initiative ergriffen mit dem Ziel, dass dem
       Motto „Für unser lebenswertes Bremen“ das seiner Meinung nach ebenso
       populäre Motto „Halbe-halbe“ entgegengestellt wird, mit dem der Senat
       verpflichtet würde, nur die Hälfte der 35 Hektar für die Bebauung
       freizugeben und die andere Hälfte „grün“ zu lassen. Die Bürgerschaft könnte
       per Beschluss in diesem Sinne einen zweiten „Volksentscheid“ anmelden, ohne
       dafür Unterschriften zu sammeln, so wie es vor vier Jahren bei dem
       Volksentscheid zur Verlängerung der Legislaturperiode ebenfalls passiert
       ist.
       
       Die SPD lehnte diesen Vorschlag aber ab mit dem Argument, dass das
       Verfahren zu kompliziert würde. Nun wollen die Grünen gemeinsam mit der SPD
       im Hinblick auf den Volksentscheid öffentlich deutlich machen, dass Bremen
       Flächen für den Wohnungsbau braucht und daher auf das Rennbahngelände nicht
       verzichten kann. Auch der Regionalausschuss der Beiräte Hemelingen und Vahr
       hatte gefordert, die Hälfte des Geländes für bezahlbares Wohnen zu nutzen
       und die andere für Grün, Freizeit und Sport.
       
       In verschiedenen Runden eines vorgezogenen Bürgerbeteiligungs-Verfahrens
       hatte das grüne Bauressort auch deutlich gemacht, dass das Ziel eine
       aufgelockerte Bebauung sei, ohne sich aber auf eine Fläche festzulegen. Die
       Menschen, die bei dem Volksbegehren Rennbahn unterschrieben haben, wurden
       damit offenbar nicht überzeugt.
       
       15 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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