# taz.de -- Friedensplan für Gaza: 20 Punkte und einige Bruchstellen
       
       > Die Hamas zögert eine Entscheidung über Donald Trumps Friedensplan für
       > den Gazastreifen hinaus. Teile der israelischen Regierung hoffen auf ein
       > Scheitern.
       
 (IMG) Bild: Die Hamas fordert Sicherheitsgarantien, sollten sie die Geiseln gemäß des 20 Punkte-Plans freilassen. Protest in Tel Aviv am 27.09.2025
       
       Drei bis vier Tage – das ist die Frist, die US-Präsident Donald Trump am
       vergangenen Dienstag der Hamas setzte, um auf seinen Friedensplan für den
       Gazastreifen zu antworten. Am Freitag hat er noch präzisiert: Bis Sonntag,
       24 Uhr Europäischer Zeit, müsse die Antwort vorliegen. Sonst werde die
       palästinensische Miliz und Partei „in der Hölle bezahlen“.
       
       Der Druck auf die Hamas ist hoch – auch vonseiten arabischer und
       muslimischer Länder. Einigen hatte Trump am Rande der Vollversammlung der
       Vereinten Nationen vergangene Woche seinen 21-Punkte-Plan für ein Ende des
       Kriegs im Gazastreifen und eine Rückführung der Geiseln nach Israel
       vorgestellt. Und Medienberichten zufolge gab es Zustimmung unter anderem
       der Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabiens.
       
       Denn der Plan enthält, im Vergleich zu vorherigen Vorschlägen Trumps,
       explizit keine Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen. Der
       Krieg soll dem Plan zufolge sofort mit Beginn des Abkommens enden, die
       Hamas soll entwaffnet werden und darf dem Vorschlag zufolge keine Rolle
       mehr im Gazastreifen spielen. Das israelische Militär soll sich
       zurückziehen.
       
       Eine palästinensische Übergangsregierung aus Technokraten soll die
       Verwaltung Gazas übernehmen, überwacht von einem internationalen Komitee,
       geführt von den USA in Zusammenarbeit mit arabischen und europäischen
       Partnern. Außerdem wird die Palästinensische Autonomiebehörde erwähnt, die
       den Gazastreifen nach „Fertigstellung ihres Reformprogramms“ wieder
       kontrollieren soll.
       
       Nach dem Treffen Trumps mit dem israelischen Premierminister Benjamin
       Netanjahu am Dienstag [1][wurde aus dem 21-Punkte-Plan ein 20-Punkte-Plan]
       – zum Unmut der zuvor konsultierten arabischen und muslimischen Staaten.
       Die Änderungen betreffen vor allem das Tempo, in dem sich das israelische
       Militär aus Gaza zurückziehen soll.
       
       Aber auch Punkt 18 des ersten Plans – laut dem Israel sich bekennen sollte,
       keine Angriffe mehr in Katar durchzuführen – wurde komplett gestrichen. In
       Katar hatte Israel Mitte September einen Luftangriff auf Hamas-Kader
       geflogen, sehr zum Ärger der Golfmonarchie, die zuvor zwischen Israel und
       der Hamas vermittelt hatte.
       
       ## Bemerkenswert deutlich
       
       Bei dem Treffen am Dienstag musste Netanjahu im Beisein des US-Präsidenten
       in Doha anrufen und sich beim katarischen Premier Mohammed bin Abdulrahman
       bin Jassim al-Thani entschuldigen. Israelische Medien beschrieben das als
       eine „tiefe Demütigung“ für Netanjahu. Am Mittwoch dann übten die USA
       weiteren Druck auf Israel [2][in der Causa Katar] aus: Das Weiße Haus
       veröffentlichte eine Verordnung des Präsidenten, die festlegt, dass jeder
       bewaffnete Angriff auf Katar als „Bedrohung für den Frieden und die
       Sicherheit der Vereinigten Staaten“ zu betrachten sei. Diese Verordnung ist
       bemerkenswert deutlich.
       
       Sie könnte ein Zeichen sein – an Israel und die Palästinenser, vor allem
       aber an die derzeit an einer Antwort auf Trumps Plan arbeitende Hamas. Denn
       dem 20-Punkte-Plan zufolge muss sich das israelische Militär zunächst nur
       marginal zurückziehen. Dann müssen die Hamas und andere Militante die noch
       verbliebenen 48 Geiseln, von denen 20 am Leben sein sollen, freilassen.
       
       Eine von der Times of Israel [3][veröffentlichte Karte] zeigt diese
       Abzugslinie nach der Geiselbefreiung: Sie befindet sich noch recht tief im
       Gazastreifen.
       
       Es ist also nicht verwunderlich, dass die Hamas – so berichteten es am
       Mittwochabend lokale Medien – in Nachverhandlungen Sicherheitsgarantien
       gegen eine erneute israelische Offensive nach der Freilassung der Geiseln
       fordert. Am Freitag hieß es von einem Hamas-Vertreter: „Die Hamas setzt
       ihre Beratungen über Trumps Plan fort und hat den Vermittlern mitgeteilt,
       dass die Beratungen noch andauern und etwas Zeit benötigen.“ Wie viel Zeit
       genau, sagte er nicht.
       
       ## Erneute Machtverschiebung
       
       Die US-Sicherheitsgarantie an Katar vom Mittwoch könnte die Zweifel der
       Hamas mindern. Zweifel daran, dass die internationale Diplomatie dazu fähig
       ist, Israel von einem erneuten Kriegsbeginn abzuhalten, nachdem die Geiseln
       frei sind. [4][Das ist nämlich eine der möglichen Bruchlinien des Plans]:
       Sind alle Geiseln erst einmal frei, hat die Hamas keine Karten mehr auf der
       Hand.
       
       Immer wieder im Kriegsverlauf berichteten israelische Medien, das Militär
       könne aus Sorge um dort möglicherweise ausharrende Geiseln nicht in
       bestimmte Gebiete des Gazastreifens vordringen. Wenn diese
       „Sicherheitsgarantie“ einmal weg ist, verschiebt sich die Macht in diesem
       Krieg noch einmal mehr auf die israelische Seite.
       
       Am Ende hängt der Plan am Vertrauen der Hamas darauf, dass die USA Israel
       schon im Zaum halten werden. Denn noch auf der Pressekonferenz mit Trump im
       Weißen Haus erklärte Premier Netanjahu zum Kriegsziel der Entwaffnung der
       Hamas: „Das kann auf die einfache oder auf die schwierige Art und Weise
       geschehen, aber es wird geschehen.“
       
       Und Teile der israelischen Politik – etwa der rechtsextreme Finanzminister
       Bezalel Smotrich – hoffen, dass die Hamas den Plan ablehnen wird und dass
       der Krieg im Gazastreifen weitergeht – und damit ihr erklärtes Ziel einer
       Wiederbesetzung und Wiederbesiedlung des Gazastreifens doch noch
       eintreten könnte.
       
       3 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Netanjahu-im-Weissen-Haus/!6117099
 (DIR) [2] /Golfstaaten-Treffen-in-Katar/!6110359
 (DIR) [3] https://www.timesofisrael.com/full-text-trumps-comprehensive-plan-to-end-the-gaza-conflict/
 (DIR) [4] /Trumps-Friedensplan-/!6112901
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lisa Schneider
       
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