# taz.de -- Entwicklung der Inflation: Soziale Spreizung geht zurück
       
       > Erstmals seit Anfang 2022 haben ärmere Haushalte keine
       > überdurchschnittliche Inflationsrate. Diese lag zuletzt bei 6,1 Prozent.
       
 (IMG) Bild: Teuerungen bei Lebensmitteln machen sich besonders bemerkbar
       
       Berlin taz | So richtig geht die Inflationsrate noch nicht nach unten.
       Verteuerte sich das Leben im Juli durchschnittlich um 6,2 Prozent,
       [1][waren es im August mit 6,1 Prozent] nicht viel weniger. Immerhin ist
       aber die soziale Spreizung nicht mehr so stark ausgeprägt: Erstmals seit
       Anfang haben ärmere Haushalte keine überdurchschnittliche Inflationsrate.
       Das berechneten die Forschenden des Instituts für Makroökonomie und
       Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in
       ihrem am Mittwoch veröffentlichten Inflationsmonitor.
       
       So ging die haushaltsspezifische Inflation für Alleinlebende mit niedrigen
       Einkommen von 6,5 auf 6,1 Prozent zurück. Auch Familien mit niedrigen
       Einkommen lagen im August bei der Teuerungsrate im allgemeinen
       Durchschnitt. Alleinlebende haben demnach ein niedriges Einkommen, wenn sie
       monatlich weniger als 900 Euro zur Verfügung haben. Bei Familien mit zwei
       Kindern sind es unter 2.600 Euro.
       
       Seit einigen Monaten berechnet [2][das IMK], wie sehr sich das Leben für
       unterschiedliche Haushaltstypen verteuert. Dafür ermitteln sie auf Basis
       der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts
       (Destatis) die für unterschiedliche Haushalte typischen Konsummuster, auf
       deren Basis die unterschiedlichen Inflationsraten berechnet werden. Denn
       einkommensschwache Haushalte geben zum Beispiel einen besonders großen Teil
       ihres Geldes für Lebensmittel und Haushaltsenergie aus.
       
       Das ist auch der Grund, warum arme Haushalte in den vergangenen Monaten
       unter einer überdurchschnittlichen Inflationsrate litten. Denn die Teuerung
       wurde insbesondere von gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise
       angetrieben, was wiederum bei ärmeren Haushalten besonders zu Buche
       schlägt. So trugen die gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise bei
       ärmeren Alleinlebenden auch im August noch 3,2 Prozentpunkte zur
       haushaltsspezifischen Inflationsrate bei, während es bei Alleinlebenden mit
       sehr hohen Einkommen lediglich 1,3 Prozentpunkte waren.
       
       ## Reiche Haushalte haben niedrigste Inflationsrate
       
       „Diese Güter des Grundbedarfs sind nach wie vor die stärksten
       Preistreiber“, schreibt das IMK in seinem Inflationsmonitor. Im Laufe der
       letzten Monate habe die Preisdynamik dort aber nachgelassen, so dass die
       einkommensspezifischen Differenzen seit Monaten rückläufig sind und
       deutlich niedriger als auf dem Höhepunkt im Oktober 2022, als es 3,1
       Prozentpunkte waren.
       
       So ist die soziale Spaltung bei der [3][Inflation] noch immer nicht ganz
       beendet. Denn für Alleinlebende mit sehr hohen Einkommen lag die
       Inflationsrate im August mit 5,7 Prozent etwas unter dem Durchschnitt. Wie
       schon seit Anfang 2022 verzeichnen sie die niedrigste haushaltsspezifische
       Belastung. Diese Singles haben monatlich mehr als 5.000 Euro zur Verfügung.
       
       13 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Inflationsrate-faellt-auf-61-Prozent/!5957253
 (DIR) [2] /Wirtschaftskrise-in-Deutschland/!5950441
 (DIR) [3] /Inflation-trifft-Arbeitnehmerinnen/!5958837
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simon Poelchau
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Energiekrise 
 (DIR) Inflation
 (DIR) Soziale Gerechtigkeit
 (DIR) Schwerpunkt Armut
 (DIR) Inflation
 (DIR) Inflation
 (DIR) Kindergrundsicherung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Inflation trifft Arbeitnehmer*innen: Reallöhne gesunken
       
       Die Tarifabschlüsse in der ersten Hälfte 2023 konnten die steigenden Preise
       nicht ausgleichen. Ohne Einmalzahlungen sank die Kaufkraft um fast 2
       Prozent.
       
 (DIR) Inflationsrate fällt auf 6,1 Prozent: Nur langsam nach unten
       
       Die Verbraucherpreise lagen im August 6,1 Prozent über dem Niveau des
       Vorjahresmonats. Die Teuerungsrate ist also leicht zurückgegangen.
       
 (DIR) Kompromiss bei Kindergrundsicherung: Es reicht vorne und hinten nicht
       
       Die Ampelkoalition ist ihren Streit vorerst los, nicht aber die
       Kinderarmut. Moralisch und wirtschaftlich ist die 2,4
       Milliarden-Entscheidung eine schlechte.