# taz.de -- Bremer Enquete-Kommission Klimaschutz: Der Weg zur grünen Energie
       
       > Um klimaneutrale Energieversorgung drehte sich die vierte Sitzung der
       > Enquete. Die Entwickler des alten Kellogg-Geländes zeigen, wie es gehen
       > kann.
       
 (IMG) Bild: Das alte Kellogg-Gelände: Hier entsteht ab 2021 das ökologische Quartier „Überseeinsel“
       
       Bremen taz | Sie protestieren gegen die zu lasche Klimaschutzpolitik des
       Senats: Extinction Rebellion, Greenpeace, Fridays for Future. Wie bei
       bisher jeder Sitzung der [1][von der Bürgerschaft eingesetzten
       Enquete-Kommission Klimaschutz], die sich aus Abgeordneten und Expert*innen
       zusammensetzt.
       
       „Ich kann nicht, ich will nicht, schickt mich in die Bürgerschaft“, rufen
       die mehr als 20 Aktivist*innen den Politiker*innen zu, die am
       Freitagnachmittag nacheinander in der Flakes Eventfabrik auf dem alten
       Kellogg-Gelände in der Überseestadt verschwinden. Einige bleiben stehen,
       wie Arno Gottschalk oder Carsten Sieling (beide SPD). „Sie sagen natürlich,
       sie tun viel“, sagt ein Protestierender nach dem Austausch. „Aber was
       sollen sie auch sonst sagen?“
       
       Wie eine nachhaltige Energieversorgung in Zukunft aussehen kann, erklärt
       Klaus Meier [2][der Kommission]. Er ist Geschäftsführer der Überseeinsel
       GmbH und Vorstandsvorsitzender der WPD AG, die für die [3][Entwicklung des
       neuen Stadtteilquartiers auf dem alten Kellogg-Gelände] zuständig ist. Auf
       150.000 Quadratmetern werden hier Tausende Wohnungen und Arbeitsplätze
       entstehen.
       
       Für eine klimaneutrale Energieversorgung werde es ein Warm- und ein
       Kaltwassernetz geben, sagt Meier. „Zum Heizen und Kühlen.“ Das Wasser komme
       dann aus der nahe gelegenen Weser; Wärmetauscher wandeln elektrische in
       thermische Energie um. Denn letztere lasse sich in großen Tanks besser
       speichern. „Die Herausforderung bei Sonne und Wind ist“, so Meier, „dass
       beide schwankend zur Verfügung stehen“.
       
       Der Strom für die Anlage werde je zur Hälfte aus Wind und Sonne gewonnen:
       Von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der neuen Überseeinsel und von
       einer Windradanlage am Stahlwerk. Letzteres werde aber nur bilanziell für
       den Strom sorgen, nicht auf direktem Wege. „Autark sind wir damit aber noch
       nicht“, sagt Meier. „Wir werden darüber hinaus Energie benötigen.“ Damit
       auch die Garage des Quartiers stets funktioniert, welche eine Ladestation
       für Elektroautos und -räder haben wird.
       
       Von der Politik wünscht sich Meier eine bessere Transparenz der bestehenden
       Regularien rund um die Energiewende. „Steuerrecht scheint mir viel
       logischer zu sein.“ Das größte Potenzial des Landes sieht Meier aber in der
       Wirtschaftsförderung. „Da ist Bremen momentan ganz schwach, weil man Angst
       hat, mit Auflagen Ansiedlungen zu verhindern.“
       
       Neben innovativen Projekten wie der Überseeinsel braucht es aber vor allem
       eins: [4][den Kohleausstieg]. Immerhin pusten Bremens drei
       Steinkohlekraftwerke jährlich 2,5 Millionen Tonnen CO2 in die Luft, sagt
       Felix Matthes (Öko-Institut). Oft werde behauptet, man könne als Land gar
       nichts dazu beitragen, ergänzt Kommissionskollege Patrick Graichen (Agora
       Energiewende). „Aber man könnte die Genehmigungen entziehen.“
       
       Für Torsten Köhne, Vorstandsvorsitzender der SWB, klingt das sicher nicht
       verlockend. Aber der Kohleausstieg sei für ihn ohnehin schon „emotional
       erledigt“. Die Frage sei nur noch, wann. Er berichtet in der Enquete über
       die Pläne des Unternehmens. Zumindest teilweise – denn an welcher der
       Auktionen der Bundesnetzagentur die SWB mit dem Standort Hafen teilnimmt,
       verrät er nicht; ein „wettbewerbsrelevantes Betriebsgeheimnis“.
       
       Dabei sei das für die Planbarkeit nicht unwichtig, gibt Jens Eckhoff (CDU)
       zu bedenken. „Und genau deswegen sitzen wir ja hier.“ Bei den Auktionen
       geht es um eine Entschädigung für das Stilllegen von Kraftwerken – wer
       gewinnt, geht früher als andere vom Netz.
       
       Für Graichen ist der Ausbau der grünen Fernwärme, wie bei der Überseeinsel,
       ebenfalls essenziell für die Energiewende. Dafür brauche es einen
       deutlichen Ausbau der Netze, deren Verbindung und die Erschließung von
       Neubauquartieren, sagt Köhne. Er sieht die Option einer klimaneutralen
       Wärmeversorgung bis 2050.
       
       ## Für den Ausbau von Photovoltaik braucht es Dächer
       
       Fernwärme brauche eine langfristige Planung, ergänzt Christian Maaß,
       Geschäftsführer des Hamburg-Instituts, der sich mit dem Kohleausstieg in
       der Fernwärme auseinandersetzt. „Und sie muss Regierungswechsel
       überdauern.“ Die Zukunft der grünen Fernwärme sieht er in Müllverbrennung
       und Wärmepumpen, betrieben mit erneuerbaren Energien. „Biomasse ist
       eigentlich zu schade dafür.“
       
       Auch im Bereich Photovoltaik sei noch viel zu holen, so Graichen. Um den
       Ausbau in Bremen voranzubringen, brauche es eine bessere Energieberatung,
       sagt Inse Ewen von der Verbraucherzentrale. „Infos müssen zugänglicher
       gemacht werden.“ Denn wer in Bremen eine Photovoltaik-Anlage installieren
       will, müsse aktuell sehr motiviert sein. Dennoch sei die Entwicklung
       rasant: 2019 wurden 124 neue Anlagen installiert, in der ersten
       Jahreshälfte 2020 schon 128.
       
       Eine große Rolle beim Ausbau müsse auch Immobilien Bremen spielen, fordert
       Magnus Buhlert (FDP). „Privathaushalte machen hier ja nicht den großen
       Wurf.“ Er will Tempo und Anlagen auf den großen Dächern der Stadt. „Wenn
       man da die Handelskammer mitnimmt, müsste das doch schnell gehen.“
       
       31 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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