# taz.de -- Aung San Suu Kyis Rolle in Myanmar: „Die meisten Menschen lieben sie“
       
       > Aung San Suu Kyi ist bei der Bevölkerung populär. Obwohl die bisherige
       > Regierungschefin von Myanmar einige Misserrfolge hatte. Warum?
       
 (IMG) Bild: Demonstration für Aung San Suu Kyi in der Hauptstadt Naypyidaw am 15. Februar
       
       Yangon taz | Unter der von Aung San Suu Kyi von 2016 bis 2021 geleiteten
       Regierung hat es bemerkenswerte Veränderungen gegeben. Besonders
       erfolgreich war ihr Bemühen, eine saubere und ehrliche Führung zu schaffen.
       Damit unterschied sie sich grundsätzlich von den vorausgegangenen
       Militärregierungen (und Quasimilitärregierungen), unter denen die
       Korruption tief verwurzelt war.
       
       Alle früheren Machthaber hatten sich darauf konzentriert, sich selbst, ihre
       Verwandten und ihre Geschäftsfreunde zu bereichern. Aung San Suu Kyis
       Verwaltung hingegen ließ staatliche Projekte für Dienstleistungen und
       Bauvorhaben öffentlich ausschreiben. Unter ihrer Führung wurden sogar
       Regierungsmitglieder und Beamte, die sich bestechen ließen, zur
       Rechenschaft gezogen.
       
       Wir müssen allerdings auch Misserfolge verzeichnen. Aung San Suu Kyi ist es
       nicht gelungen, den Friedensprozess zwischen Regierung, Militär und den
       zahlreichen ethnischen bewaffneten Gruppen voranzutreiben. Nur zwei der
       bewaffneten Gruppen haben in den fünf Jahren den nationalen
       Waffenstillstand unterzeichnet.
       
       Die Ursachen sind vielfältig: Das Militär zeigte sich ebenso wie die
       Vertreter einiger ethnischer Gruppen kompromisslos – und das von der
       Friedensnobelpreisträgerin bestellte Verhandlungsteam erwies sich als
       unfähig, die Differenzen zu überbrücken.
       
       Die Krise um die muslimischen Rohingyas war ein weiterer bemerkenswerter
       Misserfolg. Dabei hatte Aung San Suu Kyi kurz nach ihrem Amtsantritt den
       früheren UNO-Generalsekretär Kofi Annan zum Chef einer Kommission berufen,
       um die Lage im Rakhine-Staat zu untersuchen. Sie sollte Vorschläge machen,
       wie der Konflikt zwischen Rohingya und buddhistischen Bewohnern der Region
       zu lösen sei – und tat dies auch.
       
       ## Aung San Suu Kyi schweigt
       
       Doch am 10. Oktober 2016, dem Tag der Vorstellung des Kofi-Annan-Reports,
       griff die Arakan Rohingya Salvation Army (Arsa) zwei Polizeiposten an.
       [1][Im Jahr darauf schlug sie erneut zu]. Das Militär reagierte mit
       [2][brutalen Angriffen auf die Rohingya], die zu Hunderttausenden nach
       Bangladesch flohen.
       
       Aung San Suu Kyi wurde dann [3][international] und von
       [4][Menschenrechtsgruppen] heftig kritisiert, weil sie zu den Attacken des
       Militärs schwieg. Das war die größte Herausforderung für die Frau, die als
       Ikone der Demokratie den Friedensnobelpreis erhalten hatte.
       
       Doch hätte sie ihre Stimme gegen das Militär erhoben, wäre sie wohl schon
       damals weggeputscht worden. Die Armee suchte stets nach Gründen, an die
       uneingeschränkte Macht zurückzukehren.
       
       Die internationale Gemeinschaft fragt sich: „Warum ist Aung San Suu Kyi bei
       ihren Leuten noch so populär? Warum setzen viele Menschen Hoffnungen auf
       sie, obwohl sie ihre Freunde aus aller Welt, die während ihres Hausarrests
       eisern zu ihr hielten, enttäuscht hat?“
       
       Die meisten Menschen in Myanmar unterstützen und lieben sie, weil sie vor
       dem [5][Internationalen Gerichtshof in Den Haag] zu ihrem Land gestanden
       hat. Deshalb halten die Bürger:innen sie für mutig, klug und
       verantwortungsvoll.
       
       Ein weiterer Grund ihrer Beliebtheit ist die Art und Weise, wie ihre
       Regierung die Coronapandemie in dem Land mit einem traditionell schwachen
       Gesundheitssystem bekämpft hat. Aung San Suu Kyi ermutigte ihre Landsleute,
       gemeinsam die Pandemie zu bewältigen, appellierte an den Bürgersinn, rief
       zu Spendenaktionen und Masken-Näh-Wettbewerben auf und spornte dazu an,
       freiwillig in Krankenhäusern mitzuhelfen.
       
       Deshalb gewann ihre Nationale Liga für Demokratie (NLD) im November 2020
       mit einem Erdrutschsieg die [6][Parlamentswahlen]. Dass die Menschen nun
       vehement fordern, sie freizulassen, beweist ihre ungebrochene Popularität
       in Myanmar.
       
       18 Feb 2021
       
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