# taz.de -- Olympia 2018: Südkoreanische Samsung-Spiele
       
       > Die Entscheidung in Durban fällt im ersten Wahlgang. Mit Hilfe des
       > Samsung-Konzerns und jeder Menge Dollar holt Südkorea die Jugend der Welt
       > nach Pyeongchang.
       
 (IMG) Bild: Ausgelassener Jubel in Pyeongchang nach der Bekanntgabe.
       
       BERLIN taz | Die Weltregierung des Sports hat entschieden. 95 olympische
       Damen und Herren, darunter ein gewisser Prinz Nawaf Faisal Fahd Abdulaziz
       aus Saudi-Arabien oder Willi Kaltschmitt Luján aus Guatemala, haben
       Pyeongchang gleich im ersten Wahlgang zum Olympiaausrichter der
       Winterspiele 2018 gekürt.
       
       Die Südkoreaner galten bereits im Vorfeld als Favorit - vor den
       Mitbewerbern aus München und Annecy. Im südafrikanischen Durban wurde
       dieses Ranking am Mittwoch bestätigt. Um 17.17 Uhr griff IOC-Präsident
       Jacques Rogge zum Briefumschlag mit dem brisanten Dokument. Als er den
       Sieger präsentierte, jubelte die asiatische Delegation, der auch
       Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu Na angehörte.
       
       Pyeongchang gilt durchaus als erste Wahl, weil es sich bereits zum dritten
       Mal beworben hat. Es unterlag in der Vergangenheit jedoch Vancouver (2010)
       und Sotschi (2014). Hinter der Bewerbung steht der Großkonzern Samsung, der
       seit 1997 auf olympisches Großsponsoring setzt; Ex-Samsung-Vorstand und
       IOC-Mitglied Lee Kun Hee gilt mit geschätzten 3,9 Milliarden Dollar
       Privatvermögen als reichster Mann Südkoreas. Lee ist wegen Bestechung
       vorbestraft, was seinem Ansehen in der olympischen Gesellschaft aber
       offensichtlich nicht geschadet hat.
       
       ## 8 Milliarden Dollar für Olympia
       
       Fröhlichen Samsung-Spielen im Jahre 2018 steht also nichts mehr im Wege.
       Lee wird dafür sorgen, dass jedes Finanzloch mit Dollarnoten gestopft wird.
       Kein Wunder, dass die Asiaten dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC)
       insgesamt die finanzstärkste Bewerbung präsentierten. Fast 8 Milliarden
       Dollar wollen sie für das Event ausgeben, davon fließen allein 6,3
       Milliarden in den Ausbau der Infrastruktur. Vieles wurde bereits
       investiert.
       
       Pyeongchang, Zentrum des gleichnamigen Landkreises, liegt rund 140
       Kilometer östlich von Seoul, Stadt der Sommerspiele 1988, in der Provinz
       Gangwon. Weitere 40 Kilometer östlich an der Küste liegt Gangneung, wo die
       Wettbewerbe auf Eis stattfinden sollen. Pyeongchang hat 45.000 Einwohner
       und 2007 die Biathlonweltmeisterschaft als bis dato größtes Sportereignis
       ausgerichtet. Man ging mit dem Motto "New Horizons" ins Rennen, was frei
       übersetzt heißt: Auf zu neuen Wintersportmärkten! Das erschien dem IOC wohl
       lukrativer als der sentimentale Slogan der Münchner: "Fest der
       Freundschaft".
       
       Pyeongchang hat sich Mittwochnachmittag nichts anderes als die
       Franchise-Rechte an den Spielen gesichert. Das IOC ließ sich dafür umwerben
       und umgarnen. Für die Asiaten sind damit hohe Kosten verbunden, die, wie
       die Erfahrung lehrt, meist auf die Steuerzahler abgewälzt werden. Das IOC
       indes hat wieder einmal das Geschäft seines Lebens gemacht. Die
       Knebelverträge, die es dem Kandidaten oktroyiert, garantieren dem IOC einen
       Gewinn, Steuerfreiheit, freie Kost und Logis.
       
       ## Dreistes Schelmenstück des IOC
       
       Inbegriffen im Rundum-sorglos-Paket sind noch drei Dutzend weitere
       Garantien, die fast immer zulasten des Ausrichters gehen. Das "Festival der
       Völkerfreundschaft und der Jugend der Welt", wie es in der IOC-Propaganda
       so oft heißt, ist in erster Linie ein dreistes Schelmenstück der Olympier.
       
       Die gute Nachricht des Tages ist, dass sich München - und damit der
       deutsche Steuerzahler - nicht dem Diktat des IOC unterwerfen muss,
       wenngleich die deutsche Bewerbungsgesellschaft um Katarina Witt und
       IOC-Vize Thomas Bach alle erdenklichen Verbeugungen vor den Exzellenzen des
       olympischen Sports gemacht hat. Bei der finalen Präsentation versprach
       Bach, der sich selbst im Jahre 2013 Hoffnung auf den olympischen Chefposten
       macht, ein "Festival der Freundschaft, das die Fantasie der ganzen Welt
       anregt."
       
       Bundespräsident Christian Wulff sagte sehr zum Gefallen der IOC-Mitglieder:
       "Wir achten die Autonomie des Sports." Und Kati Witt, die in jeder Hinsicht
       so biegsame ehemalige Eisprinzessin, säuselte, München brauche die Spiele
       so dringend wie der Architekt eine Vision, "um ein Wunder zu vollbringen".
       
       Im Gegensatz zu den südkoreanischen Samsung-Spielen hätte München
       BMW-Allianz-Adidas-Spiele zu bieten gehabt. Der geballte Einsatz von
       DAX-Konzernen, die sich im Großraum München bekanntermaßen wohlfühlen, hat
       München aber immerhin vor einer Blamage bewahrt. Die letzten deutschen
       Olympiabewerber, Berlin und Leipzig, scheiterten jeweils kläglich. Das
       knappe Ergebnis könnte Thomas Bach und Co. Mut gemacht haben. Die
       Marketingleute des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) haben sich
       prophylaktisch schon mal folgende Domain sichern lassen:
       www.muenchen2022.org.
       
       6 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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