# taz.de -- Olympia-Bewerbung: München hofft bis zuletzt
       
       > Am Mittwoch entscheidet sich in Südafrika, welche Stadt 2018 die
       > Winterspiele ausrichten darf. Favorit ist immer noch Pyeongchang in
       > Südkorea, aber München gibt noch nicht auf.
       
 (IMG) Bild: Katarina Witt und Münchens OB Christian Ude lächeln die Nervosität vor der Entscheidung weg.
       
       MÜNCHEN taz | Keiner weiß, wie viel die 45-Minuten-Präsentation im
       südafrikanischen Durban kostet. Klar ist nur: Sie ist technisch aufwendig,
       jede Sequenz ist auf die Sekunde genau abgestimmt.
       
       Seit Wochen üben Katarina Witt, Thomas Bach und ihr Team, damit nicht ein
       Versprecher den Olympiatraum bei der Abschlusspräsentation zunichte macht.
       "Schließlich gibt es noch viele Unentschlossene", sagte die ehemalige
       Eiskunstläuferin Witt, das Gesicht der deutschen Olympiabewerbung, auf der
       letzten Pressekonferenz in München Ende Juni. Ihr Mitstreiter Bach, einst
       Fecht-Olympiasieger, sagt: "Seit Mitte Mai wissen wir, dass wir gewinnen
       können. Wir haben jetzt den Tunnelblick." Man sei heiß, es herrsche ein
       Gefühl wie in der Umkleidekabine - und zum Schluss entscheide die Kür,
       betonten Witt und Bach.
       
       Doch wenn den anderen kein wirklicher Lapsus passiert, entscheidet nicht
       die Kür. Das südkoreanische Pyeongchang ist weiterhin Favorit. Auch der
       neue deutsche Trumpf, Fußballlegende Franz Beckenbauer auf dem Podium in
       Durban, wird da nicht viel dagegen tun können. Und selbst der zweite
       Konkurrent, die Stadt Annecy aus Frankreich, gibt sich trotz
       diagnostizierter Chancenlosigkeit noch große Mühe bei der Präsentation.
       
       Nach den drei Vorstellungen stimmen rund 100 Mitglieder des Internationalen
       Olympischen Komitees (IOC) geheim ab. Erreicht keiner der drei Kandidaten
       im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit, gibt es eine Stichwahl. Gegen 17
       Uhr wird dann IOC-Präsident Jacques Rogge den obligatorischen Umschlag
       öffnen und die entscheidenden Worte sprechen: "Die Olympischen Spiele 2018
       gehen nach …"
       
       ## Mangelnde Unterstützung in der Bevölkerung
       
       Lange schon gilt die Kleinstadt Pyeongchang als haushoher Favorit. Vieles
       spricht für die Südkoreaner: Sie bewerben sich bereits zum dritten Mal,
       sind zweimal knapp gescheitert. Geld spielt dank potenter Unternehmen keine
       Rolle, Pyeongchang erfüllt dem IOC jeden Wunsch. Die Bevölkerung steht voll
       hinter der Bewerbung. Und: Asien bietet einen quasi noch unerschlossenen
       Markt, was den Wintersport angeht. "Neue Horizonte" haben die Südkoreaner
       ihre Bewerbung getauft.
       
       Die [1][Münchner] setzen auf ein anderes Motto: Sie wollen "die
       freundlichen Spiele" ausrichten. Nach vielen Querelen ist die Bewerbung die
       vergangenen Wochen in Schwung gekommen, bei internationalen Präsentationen
       wurde gepunktet. Außerdem ist es den Olympiaplanern gelungen, den knappen
       Bürgerentscheid für Olympia in Garmisch-Partenkirchen im Mai als Pluspunkt
       zu vermarkten. Und sie betonen immer wieder, dass vor allem deutsche
       Unternehmen den Wintersport finanziell massiv unterstützen.
       
       Doch die [2][Unterstützung durch die Bevölkerung] bleibt ein Problem. Zwar
       ermittelte eine letzte deutschlandweite Umfrage 78 Prozent Zustimmung zu
       Olympia - doch eine offizielle IOC-Erhebung kam auf nur 61 Prozent.
       Außerdem ist da noch das Bündnis "Nolympia": Die Olympiagegner haben eine
       58-seitige Stellungnahme zu den offiziellen Bewerbungsunterlagen verfasst,
       in der sie zeigen, dass die Münchner Bewerbung doch nicht so grün ist, wie
       die Planer immer behaupten.
       
       Zuletzt sorgten die Gegner mit einem [3][Rechtsgutachten] für Aufsehen: Ein
       renommierter Verwaltungsrechtler kam zu dem Fazit, dass die
       Olympia-Verträge, die nach Vergabe der Spiele an Deutschland unterschrieben
       werden müssten, sowohl sittenwidrig als auch rechtsunwirksam seien. Darauf
       folgten heftige Dementis.
       
       Doch die IOC-Mitglieder sind immer für eine Überraschung gut. Vor vier
       Jahren gingen die Winterspiele überraschend nach Sotschi in Russland.
       Salzburg und Pyeongchang hatten das Nachsehen, obwohl Kenner sagen,
       Südkorea hatte das bessere Konzept. Heute ist Pyeongchang also der Favorit
       - doch München könnte die Sensation schaffen.
       
       6 Jul 2011
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Kemnitzer
       
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