# taz.de -- Kommentar Olympia-Vergabe: Deutsches Armutszeugnis
       
       > Man hätte meinen können, von der Vergabe der Spiele nach Bayern hänge
       > Wohl und Wehe der gesamten Republik ab. Doch das Gegenteil ist richtig.
       
       Das dritte Mal hintereinander wurde eine deutsche Bewerbung von den
       Olympia-Funktionären des IOC abgeschmettert: erst Berlin, dann Leipzig und
       jetzt München.
       
       Dabei hatten sie sich so viel Mühe gegeben, die Münchner. Einflussreiche
       Lobbyisten und eine Eisprinzessin kämpften für die Winterspiele 2018,
       zuletzt zogen auch viele Medien mit. Land und Bund stimmten einem
       zweifelhaften Vorvertrag mit dem IOC zu, der umfangreiche
       Garantieleistungen gab, die Wirtschaft machte Millionen locker.
       
       Man hätte meinen können, von der Vergabe der Spiele nach Bayern hänge Wohl
       und Wehe der gesamten Republik ab. Doch das Gegenteil ist richtig.
       Olympische Spiele sind teuer. Sie hinterlassen nicht selten Investruinen.
       Die Umwelt leidet. Und für das Ganze wird der Steuerzahler zur Kasse
       gebeten.
       
       Im Grunde war die deutsche Bewerbung ein Armutszeugnis. Denn hier hat sich
       ein demokratisches Musterland klein gemacht vor den Verbandsautokraten des
       IOC, die sich recht wenig um Prozesse ausgewogener Meinungsbildung scheren.
       Man sollte annehmen, eine selbstbewusste Nation hätte es nicht nötig, sich
       von einer Sportorganisation am Gängelband durch die Arena führen zu lassen.
       Aber weit gefehlt. Wenn es das IOC will, werden Rechtsstandards ausgehebelt
       und dreiste Forderungen erfüllt. Das IOC diktiert - und die Bewerber
       folgen. Wer da mitmacht, ist selber schuld.
       
       Eine Wohltat sind diese genormten Spiele sicher nicht. Nach der
       Entscheidung von Durban darf sich nun das südkoreanische Pyeongchang mit
       der olympischen Gesellschaft herumschlagen. Die hat sich wieder einmal für
       die Argumente des Marktes entschieden. Das Wintersportgeschäft in Asien ist
       ausbaufähig, die Finanzkraft von Pyeongchang dank des Engagements des
       Elektronikkonzerns Samsung ungleich größer als die der Konkurrenz.
       
       Dreimal sind die Südkoreaner gescheitert. Aber sie haben nicht aufgegeben
       und immer mehr investiert. Sie sind immer zudringlicher geworden. Nicht von
       ungefähr fühlt man sich an Generaldirektor Heinrich Haffenloher aus der
       Fernsehserie "Kir Royal" erinnert. Er bekam, was er wollte. Sein
       Druckmittel: Geld. Legendär ist seine Drohung: "Ich scheiß dich so zu mit
       meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast."
       
       Na denn: Die Samsung-Spiele können beginnen.
       
       6 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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