# taz.de -- USA geht gegen Venezuela vor: Trump erhöht Druck auf Maduro
       
       > Die USA nehmen noch einen Öltanker ins Visier und raten Venezuelas
       > Präsidenten zum Rücktritt. Experten halten ein Ende des Regimes für
       > unwahrscheinlich.
       
 (IMG) Bild: Friedenspiraten: Hunderte Motorradfahrer fuhren am Montag durch Venezuelas Hautpstadt Caracas, um gegen die USA zu protestieren
       
       US-Präsident Donald Trump rät Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro zum
       Rücktritt. „Ich denke, es wäre klug von ihm, das zu tun.“ So beantwortete
       er die Frage eines Journalisten, ob die US-Regierung mit ihrem Druck auf
       Venezuela Maduro zum Rücktritt zwingen wolle. „Wenn er sich hart zeigt,
       wird es das letzte Mal sein, dass er sich jemals hart zeigen kann“,
       ergänzte Trump. Wenige Stunden vorher hatte bereits
       US-Heimatschutzministerin Kristi Noem Maduros Rücktritt gefordert.
       
       In den vergangenen Monaten haben die USA in der Karibik vor Venezuela das
       größte Arsenal an Kriegsschiffen seit Jahrzehnten aufgefahren. Seit
       September beschießen sie aus der Luft angebliche Drogenboote in der Karibik
       sowie zuletzt verstärkt im Ostpazifik. In den fast 30 Angriffen der USA
       sollen mittlerweile [1][über 100 Menschen gestorben sein].
       
       Seit Neuestem hat sich die Trump-Regierung zudem auf die Beschlagnahmung
       von Öltankern fokussiert. Erdöl ist die wichtigste Einnahmequelle der
       Regierung Maduros. Venezuela verfügt über die größten bekannten Reserven
       der Welt. Trump hatte eine „komplette Blockade aller sanktionierter
       Öltanker auf dem Weg von und nach Venezuela“ verkündet und will das
       beschlagnahmte Öl behalten.
       
       Das passt zur [2][Anfang Dezember veröffentlichten nationalen
       Sicherheitsstrategie], die für die westliche Hemisphäre – und dort vor
       allem Lateinamerika – drei Hauptziele nennt: Massenmigration stoppen,
       Drogenhandel bekämpfen – und den Zugang zu Märkten und Rohstoffen sichern.
       
       ## US-Ölkonzerne verstaatlicht
       
       Nach der Beschlagnahmung des ersten Tankers schrieb Trump auf seinem
       Onlinedienst Truth Social: Venezuela habe den USA „Öl, Land und andere
       Vermögenswerte“ gestohlen – und forderte die sofortige Rückgabe. Er bezieht
       sich damit wohl auf die Verstaatlichung des venezolanischen Ölsektors vor
       Jahren, welche die US-Geschäfte im Land zunichtemachte – mit Ausnahme von
       Chevron, das bis heute ein Joint Venture mit dem Staatskonzern betreibt und
       Öl legal in die USA einführen darf.
       
       Den ersten Tanker hatten die USA am 10. Dezember beschlagnahmt. Er stand
       auf der US-Sanktionsliste. Einen zweiten beschlagnahmten die USA am
       Samstag. China, für das die Ladung bestimmt war, ‌kritisierte dies scharf.
       Medien berichteten zudem, dass die US-Küstenwache am Wochenende erfolglos
       einen dritten Tanker verfolgte. Der soll wegen angeblicher Verbindungen zu
       Iran und zur proiranischen libanesischen Miliz Hisbollah mit Sanktionen
       belegt sein.
       
       Der venezolanische Journalist und Politologe Andrés Cañizales berichtet der
       taz am Telefon, dass die Menschen in Land zwar in erhöhter
       Alarmbereitschaft sind, offene Äußerungen von Angst oder Panik gebe es in
       der Bevölkerung jedoch nicht. Nach vier Monaten habe sich womöglich eine
       gewisse Gewöhnung eingestellt. Nur in einzelnen Bundesstaaten, wo die
       Gouverneure und Vertreter des Chavismus ostentativ betont hatten, dass die
       Benzinversorgung normal sei, habe es als Boomerangreaktion fünf Tage lang
       verzweifelt Benzinkäufe gegeben.
       
       Venezuela exportiert zwar noch zu verarbeitendes Rohöl, Benzin muss es aber
       selbst importieren. Elizabeth Dickinson, Senior Analyst der International
       Crisis Group, warnte [3][in einem CNN-Interview] vor den möglichen
       humanitären Folgen für die breite Bevölkerung, die auf Benzin für Transport
       und Generatoren angewiesen sei. Das könnte kurzfristig die Maduro-Regierung
       sogar stärken – indem diese das verknappte Benzin nur an Regierungstreue
       verteile.
       
       Dabei wollen 80 Prozent der Bevölkerung, dass Maduro die Macht abgibt, wie
       laut Cañizalez aus einer aktuellen Umfrage des Zentrums für politische
       Studien der Katholischen Universität hervorgeht. Er gehe also nicht davon
       aus, dass Menschen massenhaft auf die Straße gehen würden, um gegen eine
       US-Militärintervention zu protestieren und das Regime zu verteidigen.
       
       Die Videos von freiwilligen Militärdrills für Jugendliche und Rentner, die
       online kursieren, spiegelten demnach nicht die Stimmung im Land wider. Es
       gebe natürlich immer noch Menschen, die an Maduro glaubten. Besonders
       ältere Menschen kämen aber wahrscheinlich vor allem wegen der Aussicht auf
       staatliche Lebensmitteltüten zu solchen Manövern.
       
       Dass der Chavismus bald zusammenbrechen könnte, glaubt Cañizalez jedoch
       nicht. Das Regime spüre den Druck der USA – aber nicht so stark, dass es
       Risse gäbe.
       
       Das Problem für Maduro sei, dass er politische Optionen selbst
       ausgeschlossen habe. Er wolle keine freien Wahlen, keine Verhandlungen.
       „Derzeit scheint die einzige Chance auf einen Wandel eine Intervention der
       Vereinigten Staaten zu sein“, sagt Cañizalez.
       
       Dennoch glaubt er nicht an einen US-Angriff auf Maduro, um diesen zu töten.
       Auch nicht an eine Bodeninvasion. Laut einer Umfrage des US-Senders CBS vom
       November ist auch eine Mehrheit der US-Bevölkerung dagegen. Was er sich
       vorstellen kann: Drohnenangriffe auf Drogenlabore in der Grenzregion mit
       Kolumbien – um so die ELN-Guerilla zu treffen, die mit der venezolanischen
       Regierung zusammenarbeite.
       
       Wie es genau weitergehen wird? Da wagt Cañizalez keine Prognose. „Ich
       denke, dass Trump so lange handeln wird, bis er etwas erreicht hat, was er
       als Sieg betrachtet oder als solchen präsentieren kann.“ Da Trump eher ein
       pragmatischer Geschäftsmann sei als ein ideologischer Mensch, könnte Maduro
       am Ende sogar an der Macht bleiben. Etwa, wenn die venezolanische Regierung
       den USA eine privilegierte Position für die Ölförderung einräumt – und
       dabei dem Konkurrenten China den Ölhahn zudrehe.
       
       Elizabeth Dickinson von der International Crisis Group ist besorgt wegen
       der Folgen, die eine Destabilisierung der Maduro-Regierung haben könnte.
       Dann drohe ein Machtkampf unter den bewaffneten kriminellen Gruppen im
       Land. Das könnte die humanitäre Krise verstärken und eine weitere
       Migrationswelle auslösen – [4][bis in die USA.]
       
       Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) berät der UN-Sicherheitsrat in einer
       Dringlichkeitssitzung über die Spannungen zwischen den USA und Venezuela.
       Die Regierung in Caracas hatte die Sitzung mit Unterstützung Russlands und
       Chinas gefordert. Zuletzt hatten Mexiko und Brasilien angeboten, zwischen
       USA und Venezuela zu vermitteln.
       
       23 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://insightcrime.org/es/noticias/cronologia-los-ataques-ee-uu-contra-presuntas-embarcaciones-narcotrafico/
 (DIR) [2] /US-Sicherheitsstrategie/!6135802
 (DIR) [3] https://insightcrime.org/es/noticias/cronologia-los-ataques-ee-uu-contra-presuntas-embarcaciones-narcotrafico/
 (DIR) [4] https://www.youtube.com/watch?v=WqANq62OLV8
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Wojczenko
       
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