# taz.de -- Trauer in Australien: Tränen am schwarzen Sarg
> Rabbi Eli Schlanger, der erste Tote des Terroranschlags von Bondi Beach,
> wird beigesetzt. Der überlebende Attentäter verweigert die Aussage.
(IMG) Bild: Trauerfeier für Rabbi Eli Schlanger in der Synagoge von Bondi, Sydney
ap/dpa | Drei Tage nach dem Anschlag auf eine jüdische Feier am [1][Bondi
Beach in Sydney] ist das erste Todesopfer beerdigt worden. Als Erster wurde
der 41-jährige Eli Schlanger beigesetzt, Ehemann und Vater von fünf
Kindern.
Er war stellvertretender Rabbiner in Bondi und hatte am Sonntag die
Chanukka-Feier am Strand organisiert, die zum Ziel des Anschlags wurde. Der
in London geborene Schlanger war außerdem als Gefängnisseelsorger in ganz
New South Wales und in einem Krankenhaus in Sydney tätig.
Trauernde weinten, als Schlangers Leichnam in einem schwarzen Sarg in die
Synagoge gebracht wurde. „Du bist mein Sohn, mein Freund und Vertrauter“,
sagte Schlangers Schwiegervater Yehoram Ulman. „Der Gedanke, einen Tag ohne
dich zu verbringen, erscheint mir nicht möglich.“ Rund um die Synagoge war
die Polizei mit Patrouillen unterwegs.
Am Sonntag hatten zwei Angreifer – Vater und Sohn – am weltberühmten Bondi
Beach auf Teilnehmer einer Feier zum [2][jüdischen Lichterfest Chanukka]
gefeuert und 15 Menschen getötet, darunter ein zehnjähriges Kind und einen
Holocaust-Überlebenden. Rund 40 Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht,
manche starben später an ihren Schusswunden.
## Ehepaar wollte den Killer entwaffnen und wurde getötet
Unter den Opfern war ein Ehepaar zwischen 60 und 70 Jahren, die beide
tödlich getroffen wurden, als sie versuchten, einen der Angreifer zu
entwaffnen, nachdem dieser aus seinem Auto gestiegen war, um den Angriff zu
beginnen. Ein weiterer jüdischer Mann in ähnlichem Alter wurde laut seiner
Tochter von einem der Täter erschossen, während er mit Steinen auf den
anderen warf.
Das jüngste Opfer war die zehnjährige Matilda, deren Eltern die Anwesenden
bei einer Mahnwache am Dienstagabend dazu aufriefen, ihren Namen nicht zu
vergessen.
21 Verletzte werden Stand Mittwochmittag (Ortszeit) weiterhin im
Krankenhaus behandelt. Fünf von ihnen befinden sich in kritischem Zustand,
vier davon sind stabil, wie die Gesundheitsbehörden des Bundesstaats New
South Wales bekanntgaben.
Bei den Angreifern handelte es sich um einen 50 Jahre alten Mann und seinen
24-jährigen Sohn. Mittlerweile gilt es als gesichert, dass [3][beide
Verbindungen zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS)] hatten. Im Auto
des Sohnes wurden laut Behördenangaben mehrere Sprengsätze und zwei
selbstgemachte IS-Flaggen gefunden.
Der Vater wurde von Sicherheitskräften am Tatort erschossen, sein Sohn
festgenommen und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Er ist
wegen 15-fachen Mordes angeklagt worden. Die australische Polizei teilte
mit, dem 24-Jährigen würden insgesamt 59 Taten zur Last gelegt, darunter
neben den Mordvorwürfen auch eine terroristisch motivierte Straftat und 40
Fälle von Körperverletzung mit Tötungsabsicht im Zusammenhang mit den
Verletzten sowie Platzieren eines Sprengsatzes in der Nähe eines Gebäudes.
Die Polizei gab an, dass sich in seinem am Tatort entdeckten Auto selbst
gebaute Sprengsätze befunden hätten. Noch heute soll er von der Polizei
vernommen werden, nachdem er inzwischen aus dem Koma erwacht ist. Laut der
Zeitung „The Sydney Morning Herald“ verweigert er die Aussage.
## Chanukka-Feier 2026 soll trotzdem stattfinden
Der Schwiegervater des getöteten Rabbiners erklärte, die Chanukka-Feier
werde auch im kommenden Jahr stattfinden, so wie seit 31 Jahren. Die
Gemeinde werde dem Wunsch der Attentäter trotzen, den Menschen das Gefühl
zu geben, es sei gefährlich, als Juden zu leben, sagte Ulman. „Wir werden
der Welt zeigen, dass das jüdische Volk unbesiegbar ist.“
Die geplanten Silvesterfeierlichkeiten am Bondi Beach in Sydney sind jedoch
abgesagt. Das gab der Organisator der Feierlichkeiten in Absprache mit dem
lokalen Gemeinderat bekannt. Tausende Menschen aus Australien und dem
Ausland hätten sich auf das Fest gefreut, angesichts der schlimmen
Ereignisse sei es aber nicht der richtige Moment zum Feiern, hieß es in
einer Mitteilung.
17 Dec 2025
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