# taz.de -- Skandal um Kindesmissbrauch: Zehntausende protestieren in Ungarn
       
       > Ein Regierungsbericht über Missbrauch in staatlichen Heimen sorgt für
       > Empörung. Für Regierungschef Orbán könnte das vor den Wahlen zum Problem
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Warum war der Regierungsbericht über Missbrauch in Heimen so lange unter Verschluss? Protestmarsch in Tisza, Ungarn, am 13.12. 2025
       
       Zehntausende Menschen haben in Budapest gegen die Regierung des
       rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán protestiert. Auslöser
       waren neue Informationen zu einem seit langem schwelenden
       Missbrauchsskandal. Die Demonstrantinnen und Demonstranten folgten einem
       Aufruf der Oppositionspartei Tisza von Péter Magyar.
       
       Magyar hatte am Freitag Angaben eines bereits seit 2021 vorliegenden, aber
       unter Verschluss gehaltenen Regierungsberichts veröffentlicht, dem zufolge
       mehr als 3.000 Kindermissbrauchsfälle in staatlichen
       Betreuungsinstitutionen bekannt seien. Ungarns Innenministerium bestätigte
       den Bericht.
       
       Das Thema Kindesmisshandlungen in staatlichen Institutionen ist seit
       Februar 2024 ein brisantes politisches Thema. Damals musste die
       [1][Staatspräsidentin Katalin Novák auf öffentlichen Druck zurücktreten,]
       nachdem bekannt wurde, dass sie den stellvertretenden Direktor eines
       Waisenhauses begnadigt hatte, der wegen Beihilfe zu pädophilen Handlungen
       verurteilt worden war.
       
       Diesen von großen Protesten begleiteten Skandal nahm Magyar damals zum
       Anlass, eine breite Oppositionsbewegung zu starten, an der Spitze der
       dadurch neu belebten Partei Tisza. Inzwischen liegt Tisza in Umfragen vor
       Orbáns Partei Fidesz. [2][Erstmals muss der seit 2010 regierende Orbán
       befürchten, eine Parlamentswahl zu verlieren.] Die nächste Wahl steht im
       April 2026 an.
       
       ## Skandal um Prostitutionsring
       
       Hinzu kam im Sommer dieses Jahres ein weiterer Skandal um mögliche
       kriminelle Machenschaften in einer Jugendstrafanstalt in Budapest. Drei
       Mitarbeiter waren in diesem Zusammenhang verhaftet worden – unter ihnen ein
       ehemaliger Direktor, dem unter anderem die Leitung eines Prostitutionsrings
       vorgeworfen wird.
       
       Zuletzt wurden zudem Bildern einer Überwachungskamera publik, die zeigen,
       wie ein Direktor dieser Anstalt einen Jungen gegen den Kopf trat. Vier
       Mitarbeiter waren Anfang der Woche in Gewahrsam genommen worden, die
       Regierung stellte alle Einrichtungen dieser Art unter polizeiliche
       Aufsicht. (dpa)
       
       14 Dec 2025
       
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