# taz.de -- Epstein-Files und der Schutz Betroffener: Die Schwärzungen sind das Gegenteil von Opferschutz
> Weihnachten tauchten erneut Akten in der Causa Epstein auf. Die
> Kommunikation des Justizministeriums dazu soll vor allem einen schützen:
> Donald Trump.
(IMG) Bild: Ein undatiertes Fot zeigt Jeffrey Epstein und Donald Trump
Epstein-Files ohne Ende. Erst wurde wochenlang darum gerungen, ob die
Akten, die belegen sollen, dass die Skandale um den Sexualstraftäter
Jeffrey Epstein bis in die höchsten Kreise der USA reichten, veröffentlicht
werden. Dann wurden Teile publiziert, allerdings zum Teil geschwärzt.
Dokumente, die Rückschlüsse auf den US-Präsidenten zulassen, wurden gar
gelöscht – und am Ende [1][doch wieder veröffentlicht]. [2][Kurz vor und
während Weihnachten entdeckte das FBI nach Aussage des Justizministeriums
etwa eine Million neuer Akten]. Es ist ein ständiges [3][Hin und Her.]
Zu Beginn der Woche hatte das US-Justizministerium schon einmal weitere
Tausende Dokumente online gestellt: E-Mails, Chatverläufe, Fotos, Videos,
Gerichtspapiere. Das Ministerium kommentierte wie üblich abwiegelnd:
„Einige dieser Dokumente enthalten unwahre und sensationshungrige
Behauptungen gegen Präsident Trump, die kurz vor der Wahl 2020 beim FBI
eingereicht wurden“, schrieb das Haus auf X.
So fadenscheinig diese Argumentation ist, so ungelenk war Trumps Umgang mit
der Epstein-Causa von Beginn an: Im Wahlkampf sagte er zu, Aufklärung in
die Sache zu bringen – und gewann damit sicher nicht wenige Stimmen. Im
Umgang mit Sexualität und diesbezüglicher Moral, vor allem wenn es um
Töchter geht, kennt das puritanische, stark religiös geprägte Amerika
keinen Spaß. Doch je näher die Veröffentlichung der Akten rückte, desto
verschwiemelter drückte sich Trump aus.
Die Strategie seiner Kommunikation wurde überdeutlich, als er sich vor den
früheren demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton stellte, der in den
Akten vielfach vorkommt. „Ich mag die Bilder von Bill Clinton nicht, die
gezeigt werden. Ich mag die Bilder von anderen Leuten nicht, die gezeigt
werden. Ich finde das eine schreckliche Sache“, sagte Trump.
## Trump forderte Ermittlungen gegen Clinton
Noch vor wenigen Wochen hatte Trump Ermittlungen gegen Clinton in der Causa
Epstein gefordert. Warum also sollte Trump einen Gegner, der zwar im
politischen Geschäft keine Rolle mehr spielt, schützen? Offensichtlich, um
sich selbst zu schützen und die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
Das dürfte ihm in dieser Angelegenheit immer weniger gelingen – was auch
immer er sagt. In unzähligen Akten taucht Trump auf. Diese sollen zwar
nicht belegen, dass er in die Missbrauchsfälle direkt involviert ist, aber
sie zeigen eindeutig, dass er enger mit dem Finanzier Epstein verbandelt
war, als er bisher zugab – oder als der Öffentlichkeit bekannt war. Trump
mag Gegner:innen noch so sehr als notorische Lügner und geisteskrank
verunglimpfen, die Akten der Lügen bezichtigen kann Trump indes nicht.
So durchsichtig Trumps Aussagen zu Clinton sind, so dünn ist auch die
Kommunikation in Bezug auf die Schwärzungen. Die sollen laut
Justizministerium zum Schutz der Opfer vorgenommen worden sein. Aber warum
sollen Mädchen und junge Frauen, viele von ihnen zur Tatzeit minderjährig,
plötzlich in eine behördliche Obhut genommen werden, die bis dato gänzlich
fehlte?
Diese Frage stellt sich auch [4][John Scarola, Opferanwalt in Florida]. In
einem Spiegel-Interview sagt er, dass das Justizministerium den Anwälten
der Opfer kurz vor der Veröffentlichung des Materials lediglich vier
Stunden Zeit gegeben habe, um all jene Opfer zu identifizieren, deren Namen
nicht öffentlich werden sollen. Das ist in dieser kurzen Zeit natürlich
nicht zu schaffen, und die Behörden wussten seit Wochen von den
Veröffentlichungsplänen.
## Das Gegenteil von Opferschutz
Das ist kein Opferschutz, das ist das Gegenteil davon, es ist Verhinderung
des Opferschutzes. Und so wird weiterhin der Verdacht des Vertuschens
genährt. Wer es ernst meint mit dem Opferschutz, muss für alle Betroffenen
nicht nur die gleichen Regeln gelten lassen, sondern vor allem von Anfang
an Namen und andere Hinweise zu den Opfern schwärzen.
Es steht zu befürchten, dass nun Daten mancher Betroffener an die
Öffentlichkeit gelangen und diese in eine schwere traumatische Krise
geraten, nachdem sie die damalige sexuelle und psychische Gewalt hinter
sich gelassen haben und im besten Falle in eigenen glücklichen Familien
leben. Für sie dürfte das Auftauchen ihrer Namen in der Öffentlichkeit zur
Katastrophe werden.
Viele [5][Opfer, das ist hinlänglich bekannt, können sehr lange nicht über
den erlebten Missbrauch reden]. Wenn sie es doch tun, dann mit ausgewählten
Personen, in einer Atmosphäre des Vertrauens und des Schutzes ihrer
Privatsphäre. Genau das wird den Epstein-Opfern verweigert, wenn ihre Namen
gegen ihren Willen auf der ganzen Welt bekannt werden. Mit ihrer
Kommunikationsstrategie verhöhnen Trump und das Justizministerium nicht nur
die Opfer, sie schützen eine ganze Missbrauchsindustrie.
26 Dec 2025
## LINKS
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(DIR) [2] /Weitere-Epstein-Akten-freigegeben/!6141111
(DIR) [3] https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/us-justizministerium-neue-epstein-akten-100.html
(DIR) [4] https://www.spiegel.de/ausland/jeffrey-epstein-akten-aus-sicht-der-opfer-macht-diese-teilveroeffentlichung-ihr-leid-nur-groesser-a-633cd7a3-83c4-4b05-bc5f-47864bb5616a?d=1766311891&pushId=cdbc25a3-9af8-4cc9-ada8-cd5bd27b8b4b&sara_ref=re-in-app-pu-standard&sara_ref=re-so-app-sh
(DIR) [5] /Neues-Gesetz-gegen-sexuelle-Gewalt/!6063689
## AUTOREN
(DIR) Simone Schmollack
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