# taz.de -- Treffen der Koalitionsspitzen: Höhere Zusatzbeiträge, weniger Öko beim Heizen?
> Die Spitzenpolitiker von Union und SPD treffen sich am Mittwoch ein
> letztes Mal vor Weihnachten im Kanzleramt. Was im Koalitionsausschuss
> beraten wird.
(IMG) Bild: Mittwochabend wieder Treffen bei Merz: CSU-Chef Markus Söder (li), CDU-Vorsitzender Friedrich Merz und Lars Klingbeil, SPD-Co-Chef
dpa | Zwei Wochen vor Heiligabend kommen die Spitzen des schwarz-roten
Regierungsbündnisses noch einmal bei Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu
Beratungen im Koalitionsausschuss zusammen. Auf der Tagesordnung stehen am
Abend (ab 17.30 Uhr) einige Themen, die von praktischer Bedeutung von
Millionen Menschen sind. Fraglich ist, ob es weitreichende Beschlüsse gibt,
wie es in Koalitionskreisen weiter hieß. Wahrscheinlich ist dagegen, dass
sich die Beratungen über Stunden bis in die Nacht erstrecken.
In ihrer Spitzenrunde beraten CDU/CSU und SPD über besondere Vorhaben oder
aktuelle Probleme, das letzte Mal erst vor zwei Wochen. Damals ging es
unter anderem um das inzwischen beschlossene Rentenpaket. Worum es diesmal
gehen dürfte:
Für Millionen gesetzlich Krankenversicherte könnten kommendes Jahr höhere
Zusatzbeiträge zu bezahlen sein. Denn die [1][Ausgaben der Krankenkassen
steigen schneller als die Einnahmen]. Ein Spargesetz mit Ausgabenbremsen
vor allem bei den Kliniken steckt im Vermittlungsausschuss von Bundesrat
und Bundestag fest. Die Zeit für Kompromisse wird immer knapper.
Vor dem Koalitionsausschuss hatte der Kassen-Spitzenverband in einem
Brandbrief Bund und Länder dringend zum Handeln aufgerufen. Verbandschef
Oliver Blatt sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Wenn der
Koalitionsausschuss aus dem kleinen Sparpaket auf den letzten Metern nicht
doch noch ein echtes Sparpaket schnürt, werden wir in wenigen Wochen
umfangreiche Beitragserhöhungen erleben.“ Dass Bundesfinanzminister Lars
Klingbeil (SPD) aber weitere Steuer-Milliarden locker macht, um sie in die
Kassen zu stecken und höhere Zusatzbeiträge zu vermeiden, darf nach
bisherigen Aussagen aus der Koalition bezweifelt werden.
## Heizungsgesetz – wieviel Ökoenergie muss es sein?
Auch die angekündigte Reform des Gebäudeenergiegesetzes – oft als
Heizungsgesetz bezeichnet – sorgt seit Wochen für Differenzen. Umstritten
ist in der Bundesregierung, wie hart der Schnitt werden soll. Dabei geht es
vor allem um die zentrale Vorgabe, dass neue Heizungen nur eingebaut werden
dürfen, wenn sie zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien
betrieben werden. Geplant sind umfassende Übergangsregeln. Funktionierende
Heizungen dürfen weiter betrieben werden.
Die [2][CDU strebt eine Änderung der 65-Prozent-Vorgabe] an.
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hatte von einem Zwang zur
Wärmepumpe gesprochen. Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) dagegen
warnte vor Rückschritten beim Klimaschutz. Dass es beim Koalitionsausschuss
eine grundsätzliche Einigung gibt, ist dem Vernehmen nach wenig
wahrscheinlich – das Problem könnte ins neue Jahr vertagt werden
Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hat gemäß Koalitionsvertrag ein
umfassendes Reformpaket vorgelegt – Ziel: deutlich mehr Tempo bei der
Sanierung von Brücken, dem Ausbau von Bahnstrecken, Autobahnen und
Wasserstraßen. Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen vereinfacht,
digitalisiert und erheblich beschleunigt werden. Derzeit dauert es bis zur
Umsetzung von Projekten oft viele Jahre oder gar Jahrzehnte. Bundestag und
Bundesrat haben ein Milliarden-Sondervermögen zur Modernisierung der
Infrastruktur beschlossen – Projekte sollen nun schnell umgesetzt werden.
Ein zentraler Hebel soll das „überragende öffentliche Interesse“ sein. Für
wichtige Projekte zur Modernisierung des Schienennetzes sowie für
ausgewählte Autobahnprojekte gilt dies bereits, wie auch für den Ausbau
erneuerbarer Energien. Das hatte die frühere Ampel-Regierung beschlossen.
Das Verkehrsministerium will nun, dass weitere zentrale Verkehrsprojekte
der Straße, Schiene und Wasserstraße sowie auch der Bau neuer
Lkw-Stellplätze gesetzlich als Vorhaben des überragenden öffentlichen
Interesses eingestuft werden. Darüber aber gibt es noch Verhandlungen vor
allem mit Umweltminister Carsten Schneider (SPD), zumal Verkehrsminister
Schnieder Anpassungen bei Umwelt- und Naturschutzpflichten plant.
## Und wieder Rente – wer sitzt in der Reformkommission?
[3][Bereits im Bundestag verabschiedet wurde vergangene Woche das
schwarz-rote Rentenpaket]. Zuvor war ein Streit in der Koalition über das
geplante Gesetz zur Stabilisierung des Absicherungsniveaus teilweise so
erbittert geführt worden, dass sogar Sorgen um den Fortbestand des
Regierungsbündnisses aufkamen. Nun stehen Union und SPD neue Rentendebatten
bevor.
Noch vor Weihnachten soll geklärt werden, wer genau in der Rentenkommission
sitzen soll. Das Gremium soll im Sommer Vorschläge für eine umfassende
Reform der Alterssicherung vorlegen. Ein wenig Zeit hat die Regierung hier
noch: Die Kommission könnte in der Kabinettssitzung am 17. Dezember
eingesetzt werden, dann hätte die Koalition ihre selbstgesetzte Frist
eingehalten.
Noch vor Beginn der Reformberatungen in der Kommission haben Koalitionäre
teilweise schon Punkte gesetzt, die für sie wichtig sind. So wandte sich
CSU-Chef Markus Söder gegen eine von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas
(SPD) ins Spiel gebrachte Einbeziehung unter anderem von Beamtinnen und
Beamten in die gesetzliche Rente: „Wir wollen nicht, dass die
Rentenkommission ein Instrument des Klassenkampfes wird“, sagte Söder in
München.
Auch jenseits der gesetzlichen Rente plant die Bundesregierung weitere
Änderung in der Alterssicherung: Mit einer Reform der privaten
Altersvorsorge soll die Riester-Rente abgelöst werden, die seit Jahren die
Erwartungen enttäuscht, die die Politik in sie hatte. Dazu hat
Finanzminister Klingbeil einen Gesetzentwurf vorgelegt. Das Ziel: Die
steuerlich geförderte private Altersvorsorge soll attraktiver werden. Der
weitere Aufbau dieser privaten Säule soll unter anderem mit den Dividenden
eines Aktienpakets aus Beteiligungen des Bundes – etwa an der Post und der
Telekom – gefördert werden. Das hatten die Spitzen der Koalition Ende
November bereits generell beschlossen. Klingbeil sprach von einer Summe von
rund 400 Millionen Euro. Nun soll es um Details gehen.
10 Dec 2025
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