# taz.de -- Turner Prize für Nnena Kalu: Durchbruch durch eine zähe Glasdecke
       
       > Sie zeichnet energetische Ellipsen oder setzt riesige, gewundene Knollen
       > in den Raum: Die neurodiverse Künstlerin Nnena Kalu erhält den Turner
       > Prize 2025.
       
 (IMG) Bild: Nnena Kalu (rechts) bei der Turner-Prize-Verleihung am 9. Dezember in Bradford
       
       Die Künstlerin Nnena Kalu wurde am Dienstagabend im nordenglischen Bradford
       mit dem Turner Prize ausgezeichnet. Die mit 25.000 Pfund (rund 30.000 Euro)
       dotierte Auszeichnung gehört zu den wichtigsten Preisen in der
       internationalen Kunstwelt. Kalus Werke seien „mutig“ und „unwiderstehlich“,
       begründete die Jury ihre Entscheidung. Die 59 Jahre alte, in Glasgow
       geborene Tochter nigerianischer Eltern und heutige Londonerin schreibt
       Geschichte. Sie ist die erste neurodiverse Künstlerin mit Lernstörungen,
       die den Preis gewann.
       
       Kalu ist autistisch, verbal kann sie nur begrenzt kommunizieren. Mit der
       Hilfe der Wohltätigkeitsorganisation „Action Space“, die neurodiverse
       Künstler:innen unterstützt, stellt Kalu seit 26 Jahren rhythmische
       Zeichnungen und [1][textile Skulpturen] her, die einen klar erkennbaren
       eigenen Stil zeigen.
       
       In den letzten Jahren sind es vor allem elliptische Kreismuster auf
       großformatigen Blättern und raumgreifende knollige Figuren aus vielfach
       gewundenen und gebundenen Stoffen, aus Textilbändern, Schnüren oder gar
       VHS-Videobändern.
       
       Kalus Auszeichnung würde eine „sehr zähe Glasdecke“ durchbrechen, meinte
       die künstlerische Assistentin Charlotte Hollinshead, die mit Kalu seit 1999
       zusammenarbeitet. Der Direktor der Tate Britain und Juryvorsitzende des
       Turner Prize, Alex Farquharson, wiederum sieht darin den Anfang, die
       Grenzen zwischen [2][neurotypischen und neurodiversen] Künstler:innen
       aufzuheben.
       
       Früher wäre Kalu der Erfolg im Kunstbetrieb verwehrt geblieben. Dabei
       unterstrich Farquharson, dass es der Jury jedoch vor allem um die Qualität
       von Kalus Werken ging.
       
       Drei weitere Künstler:innen waren für den Turner Prize 2025 nominiert:
       Rene Matić, Zadie Xa und Mohammed Sami. Sie alle beschäftigen sich in ihren
       Arbeiten mit Fragen der Identität. Sie erhielten jeweils 10.000 Pfund.
       
       10 Dec 2025
       
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