# taz.de -- Handelspreise in Gaza: Luxus-Smartphones zwischen Zerstörung
> Unsere Autorin fragt sich: Warum gibt es im Gazastreifen neueste Technik
> wie das iPhone 17 zu kaufen, aber noch immer kaum Zelte? Und forscht
> einmal nach.
(IMG) Bild: Ali Marouf und seine Mutter Aisha kochen auf dem Dach ihres Hauses, das durch eine israelische Offensive zerstört wurde
Inmitten all der Zerstörung und der humanitären Krise im Gazastreifen gibt
es die luxuriösesten Güter zu kaufen: etwa moderne Smartphones,
insbesondere High-End-Modelle von Apple oder Samsung. [1][In den sozialen
Medien ging sogar ein Video viral] von Apple-Produkten, die vergoldet und
mit Diamanten besetzt sind.
Dass mehr Smartphones nach Gaza hineinkommen, könnte eigentlich ein
Hoffnungsschimmer sein. Dafür, dass sich die Versorgungslage im Allgemeinen
verbessert. Doch weiterhin gelten seitens Israel strenge
Einfuhrbeschränkungen für lebensnotwendige Güter – Lebensmittel,
Waschmittel, Medikamente und Medizintechnik, Baumaterialien, Zelte.
In einer Zeit, in der der Gazastreifen [2][unter einem akutem Mangel so
vieler Güter des alltäglichen Bedarfs] leidet, dürfen also Luxus-Telefone
nach Gaza eingeführt werden. Manche Experten nennen das hier eine „Politik
der Bedarfskontrolle“. In deren Rahmen werden Luxusartikel erlaubt, während
lebensnotwendige Güter blockiert werden.
Das verfälscht auch das Bild der tatsächlichen Lage im Gazastreifen nach
außen, erklärt mir der Wirtschaftsforscher Ahmad Abu Qamar. Es entstehe die
Illusion funktionierender Märkte – das sei von Israel so gewünscht. Abu
Qamar sagt mir: Die Mehrheit der Bevölkerung im Gazastreifen sei nicht
ausreichend mit Lebensmitteln versorgt. Und nur eine sehr kleine Gruppe
könne sich luxuriöse Smartphones leisten. Wer diese Leute sind? Einige von
ihnen profitierten wohl [3][vom Stehlen von Hilfsgütern].
## Wie viel ein iPhone 17 derzeit in Gaza kostet
Ein Händler, Mohammed Al-Shawa, erklärt mir: Die israelischen Behörden
erhoben nach der Wiedereröffnung des Grenzübergangs Kerem Shalom für Güter
hohe Gebühren für den Grenzübertritt von Smartphone-Lieferungen. Bis zu
600.000 Schekel, knapp 160.000 Euro, pro Lastwagen. Später wurden die
Gebühren auf rund 250.000 Schekel, etwa 67.000 Euro, gesenkt.
Diese Veränderung ist auf den Märkten in Gaza direkt spürbar, der Preis des
iPhone 17 – Apples neuestes Modell – ging jüngst ein wenig zurück. Vor
einem Monat kostete es fast 18.000 Schekel, etwa 4.700 Euro. Nun sind es
etwa 10.000 Schekel, etwa 2.700 Euro.
Der Händler Mohammed Al-Shawa sagt: Diese überhöhten Gebühren, die Israel
bei der Einfuhr nach Gaza erhebt, fließen direkt in die israelische
Staatskasse.
Laut dem Verband der Handelskammern im Gazastreifen überstieg der
Gesamtwert der zwischen Oktober 2023 und Oktober 2025 erhobenen
„Koordinierungsgebühren“ für Waren 950 Millionen US-Dollar. Die Gebühren
seien eine Ursache der heftigen Inflation in Gaza. Die Preise einiger
Artikel seien um mehr als 3.300 Prozent angestiegen.
Und noch etwas lässt sich derzeit in Gaza beobachten: Die Preise auf den
Märkten verändern sich stetig. Während [4][der totalen Blockade von Gütern]
war die Einfuhr – Schmuggelware – monopolisiert. Nachdem plötzlich wieder
Güter durchgelassen wurden, brachen die Preise teils ein.
## Manche denken an die Pager-Explosionen in Libanon
Und eine weitere Sorge haben manche im Zusammenhang mit den derzeit
eingeführten Smartphones: Könnten die begüterten Nutzer der neuen Telefone
etwa durch vorinstallierte Überwachung ins Visier genommen werden?
Insbesondere, wenn darüber sensible Informationen geteilt werden.
Viele hier in Gaza erinnern sich an das, was im Libanon im Sommer 2024
geschah: [5][Als in den Händen von Hisbollah-Kämpfern, aber auch
Zivilistinnen und Zivilisten Pager explodierten]. Hunderte wurden damals
verletzten. Die Hisbollah beschuldigte Israel, diese Angriffe orchestriert
zu haben.
In Gaza sind wir auf unsere Smartphones angewiesen, sie sind unsere
Verbindung in die Welt – überlebenswichtig. Und damit ein beliebter Artikel
– trotz der Preise, trotz der Sicherheitsbedenken.
Karima Shehab stammt aus Gaza-Stadt. Sie ist 30 Jahre alt und arbeitet
schon eine Weile als Journalistin. In ihrer Freizeit malt und fotografiert
sie gerne.
Internationale Journalist*innen können seit dem Beginn des Krieges
nicht in den Gazastreifen reisen und von dort berichten. Im „Gaza-Tagebuch“
holen wir Stimmen von vor Ort ein.
Aus dem Englischen Lisa Schneider
5 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://www.timesofisrael.com/gold-plated-iphone-17s-now-available-in-gaza-at-exorbitant-cost/
(DIR) [2] /Olivenernte-in-Gaza/!6134442
(DIR) [3] /Hilfslieferungen-fuer-den-Gazastreifen/!6050052
(DIR) [4] /Humanitaere-Hilfe-fuer-den-Gazastreifen/!6085972
(DIR) [5] /Krieg-in-Nahost/!6034482
## AUTOREN
(DIR) Karima Shehab
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