# taz.de -- Fälschen für den guten Zweck: Fast geschenkt
       
       > Ein italienisch-dänisches Nonprofit-Unternehmen bildet digital Kunstwerke
       > nach. Es behauptet, so das Kulturerbe zu schützen.
       
 (IMG) Bild: Gerade keine 450 Millionen zum Mitbieten? Egal: Save the Artistic Heritage bietet seine Digital-da-Vincis viel preiswerter an
       
       Super. Jetzt hat die 2018 gegründete italienisch-dänische organizzazione
       no-profit „Save the Artistic Heritage“ (SAH) endlich ein elektronisches
       Verfahren zur Verfügung, [1][täuschend echte Reproduktionen von Kunstwerken
       herzustellen]. Entwickelt und patentiert hat es das Unternehmen Cinello,
       das im Handelsregister [2][als gemeinnützige Firma] steht.
       
       Auf seiner Homepage wirbt Cinello indes mit dem Slogan „Own the
       Impossible“, der schon eher nach Geschäft klingt. Aber geschenkt. Oder
       wenigstens fast: Es bedeutet nämlich: Wer gerade keine 450 Millionen,
       sondern bloß ein paar 100.000 Euro über hat, kann sie nun, statt in
       zweifelhafte Gegenwartskunst und ihre unbequem lebendigen Urheber*innen
       in Cinellos zertifizierte und limitierte Digitalkopien von Leonardos
       „Salvator Mundi“ stecken. Die sind garantiert schön.
       
       Noch schöner wären nur von den echten ununterscheidbare Geldscheine! Die
       würden dann den Erwerb von Leonardos wahrem Gemälde erlauben. Aber das ist
       verboten. Außerdem beteuern die Männer an der Spitze – es sind alles
       Männer! – von SAH, gar nicht die Vermarktung im Sinn zu haben.
       
       Sie wollen die Zugänglichkeit der Werke erhöhen. Und die Museen, deren
       Schätze hier multipliziert werden, sollen etwas von den Einnahmen bekommen.
       Das hat SAH-Gründer John Sergio Blem fest versprochen. Die
       Umsatzbeteiligung sei „ein wesentlicher Bestandteil des Projekts“, so der
       italienisch-dänische Unternehmer zu Associated Press. Die Höhe aber bleibt
       unbeziffert.
       
       ## Kopien schützen Originale
       
       Nun ist es ja möglich, Originale durch Kopien zu schützen. Der Andrang vor
       allgemein anerkannten Meister*innenwerken ist oft so groß, dass er sie
       [3][in Gefahr bringt]. Und wer könnte dann feststellen, ob er gerade eine
       Original- oder eine gut gefakte Mona Lisa bestaunt? Die ethische Frage, ob
       man die Besucher*innen mit solchen Reproduktionen betuppen darf, haben
       etliche Museen längst mit Ja beantwortet. Und mehrere Kuratoren – alles
       Männer – loben in Testimonials die neue technische Möglichkeit.
       
       [4][Was ist der Wert] des Originals? [5][Vielleicht ist darüber neu
       nachzudenken]. Was zähle, sei, so hat ihn der Kunsthistoriker Ernst
       Gombrich im vergangenen Jahrhundert bestimmt, dass ein Werk „das
       Endergebnis eines langen Weges durch Schemata und Korrekturen ist“. Die
       Digitalisierung täuscht solche Spuren höchstens vor.
       
       3 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://savetheartisticheritage.org/
 (DIR) [2] https://italianbusinessregister.it/en/company-detail?p_p_id=risultatiricercaimprese_WAR_ricercaPIportlet&p_p_lifecycle=0&p_p_state=normal&_risultatiricercaimprese_WAR_ricercaPIportlet_view=%2Frisultatiricercagratuita%2Fdettaglio_impresa.jsp&_risultatiricercaimprese_WAR_ricercaPIportlet_pageToken=eyJhbGciOiJIUzI1NiIsInR5cCI6IkpXVCJ9.eyJjb3VudCI6MjUwLCJleHAiOjE3NjQ3Njc4MDl9.N5yTMQspi-CFGjPf3WTEbWD6Oi2Q1fDyWZCfTAdN-QI
 (DIR) [3] /Asiatika-Diebstahl-in-Museen/!5997017
 (DIR) [4] /die-sache-ist/!6109293&s=Fritz+Overbeck&SuchRahmen=Print/
 (DIR) [5] /Kunstprojekt-Bildvergrabungen/!6112976
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Benno Schirrmeister
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fälschung
 (DIR) Kunstwerk
 (DIR) Museen
 (DIR) Gemälde
 (DIR) Kunstmarkt
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) wochentaz
 (DIR) Cyberkriminalität
 (DIR) Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Copy Art von Klaus Urbons: Grautöne, wie es sie nicht mehr gibt
       
       Der Künstler Klaus Urbons hat eine Sammlung von Fotokopierern
       zusammengetragen. In einem Museum in Mühlheim an der Ruhr kann man diese
       nicht nur besichtigen.
       
 (DIR) Illegale Kopien von Nachrichtenseiten: Wie ich einen taz-Klon aus dem Internet verbannte
       
       Die taz wurde von einer Website kopiert. Ebenso wie die „Bild“ und
       „Merkur“. Doch wieso? Die Spur führt zu einer Kryptobörse im Ausland.
       
 (DIR) Beschwerde gegen OpenAI in der EU: Datenschützer kritisieren ChatGPT
       
       Dass ChatGPT auch Unsinn liefert, ist bekannt. Wenn die KI-Software
       allerdings Fake News über Personen ausspuckt, könnte das gegen EU-Recht
       verstoßen.