# taz.de -- Bauvorhaben am Berliner Molkenmarkt: Landeseigenes Luxusquartier
> Nach der Kritik des Landesrechnungshofs fordert nun auch die Initiative
> Offene Mitte Berlin, den Kostenplan am Molkenmarkt einzuhalten.
(IMG) Bild: Historisches Disneyland oder günstiger Wohnraum? Seit Jahren passiert auf dem Molkenmarkt nicht viel
Die Kritik an den Planungen für den Berliner Molkenmarkt reißt nicht ab.
Nach dem Landesrechnungshof meldete sich nun auch die [1][Initiative Offene
Mitte Berlin] zu Wort. „Die Molkenmarkt-Planung muss kostengünstiger und
zügiger gestaltet werden“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die
Siegerentwürfe müssen so angepasst werden, dass die Kostenvorgaben
eingehalten werden.“
Am Donnerstag vergangener Woche hatte der Landesrechnungshof in seinem
Jahresbericht die Planungen für das aktuell größte innerstädtische
Bauvorhaben gegenüber dem Roten Rathaus als „zu langwierig, zu aufwändig
und zu teuer“ kritisiert.
Fast zehn Jahre nach Festlegung des Bebauungsplans 2016 stehe noch kein
einziges Gebäude, heißt es im Bericht. Und weiter: „Der Rechnungshof
fordert die Senatsverwaltung auf, sich auf die Maßnahmen zu konzentrieren,
die zwingend erforderlich sind, damit endlich mit dem Bauen begonnen werden
kann.“
Während Bausenator Christian Gaebler (SPD) sonst keine Gelegenheit
verstreichen lässt, einen „Bauturbo“ zu fordern und dafür auch ein
„Schneller-Bauen-Gesetz“ vorgelegt hat, steckt der Molkenmarkt immer noch
im Planungsstadium. Laut Rechnungshof haben die zahlreichen Planungs- und
Beteiligungsprozesse bislang 5 Millionen Euro gekostet – ohne, dass eine
einzige Wohnung gebaut worden wäre.
Das sieht die Initiative Offene Mitte, die sich seit Jahren für die
Schaffung von [2][preisgünstigem Wohnraum am Molkenmarkt] einsetzt,
ähnlich. Kritisiert werden vor allem die Ergebnisse des
Architekturwettbewerbs für die ersten Bauvorhaben, die Senatsbaudirektorin
Petra Kahlfeldt am 13. November vorgestellt hatte. „Das Ergebnis waren
Siegerentwürfe, deren Kosten um 23 Prozent über den Kostenvorgaben liegen“,
so die Initiative.
## 1.000 Euro pro Quadratmeter mehr
Die Entwürfe betreffen das Areal an der Ecke zur Grunerstraße, wo die
Wohnungsbaugesellschaft Mitte WBM 100 Wohnungen errichten soll. Die Hälfte
der Wohnungen soll an Wohnungssuchende mit Wohnberechtigungsschein vergeben
werden.
Um die Wirtschaftlichkeit des Neubaus sicherzustellen, hatte die WBM im
Sommer mit einem Baupreis von 3.580 Euro pro Quadratmeter kalkuliert.
Stattdessen geht die Wohnungsbaugesellschaft nun von 4.500 Euro aus.
Zurückzuführen sind die Preissteigerungen unter anderem auf historisierende
Elemente, darunter den Bau von Laubengängen. [3][Kahlfeldt hatte sich immer
wieder für eine solche an der zerstörten Altstadt angelehnte Architektur
ausgesprochen.]
Auch für die Baufelder, für die ein Architekturwettbewerb noch aussteht,
fürchtet die Initiative offene Mitte Berlin Kostensteigerungen. Die am 24.
November veröffentlichten Bauleitlinien, heißt es in der Pressemitteilung,
„enthalten sehr rigide Vorgaben zu Gebäudebreiten, Raumhöhen und
Fassadengestaltungen, die kostentreibend wirken“.
In der Ägide der Senatsbaudirektorin ist der Molkenmarkt aber nicht nur
deutlich teurer geworden. Er kann inzwischen für sich auch den fragwürdigen
Titel beanspruchen, eines der am meisten verzögerten Bauvorhaben der
Hauptstadt zu sein. Auch dafür zeichnet sich Kahlfeldt verantwortlich.
Als sich beim städtebaulichen Wettbewerb abzeichnete, dass die Mehrheit der
Jury eher dem modernen der beiden Entwürfe zuneigte, die nach einem
Werkstattverfahren übrig blieben, stoppte Kahlfeldt das Verfahren, ohne
dass es einen Sieger gab. Für die damalige Präsidentin der Berliner
Architektenkammer, Theresa Keilhacker, war das ein Präzedenzfall. „Ich
persönlich habe so etwas noch nie erlebt“, sagte sie der taz. Von einem
„Scherbenhaufen“ sprach Keilhacker, berichtete von den Anrufen vieler
Kolleginnen und Kollegen, die sich überlegten, überhaupt noch einmal an
einem Wettbewerb in Berlin teilzunehmen.
Der Bebauungsplan für den Molkenmarkt war 2016 festgelegt worden. Insgesamt
sollen 450 Wohnungen errichtet werden – allesamt von den landeseigenen
Gesellschaften WBM und Degewo. Lange Zeit hatte sich Kahlfeldt dafür
eingesetzt, dass auch private Investoren zum Zuge kommen. Das wiederum
haben Kritiker wie der grüne Wohnungsbauexperte Julian Schwarze abgelehnt.
„Am Molkenmarkt darf kein Luxusquartier entstehen“, sagte er.
1 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Uwe Rada
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