# taz.de -- Wahlkampf mit und ohne Dodik: Das große kleine Puppentheater
> Der kleine Führer der serbischen Minderheit in Bosnien-Herzegowina ist
> das Role Model für alle autoritären Herrscher unserer Tage. Auch für
> Trump.
(IMG) Bild: Nach seiner Wahl: Sinisa Karan (Mitte), Kandidat der SNSD für das Amt des Präsidenten der Republika Srpska, am23.11.2025
Der groß gewachsene Spitzenkandidat der Regierungspartei SNSD, Sinisa
Karan, steht auf dem Wahlplakat zwar deutlich im Vordergrund. Doch hinter
ihm steht der ebenfalls groß gebaute Ex-Präsident der serbischen Entität in
[1][Bosnien und Herzegowina], Milorad Dodik. Das Wahlplakat sollte wohl
zunächst den Nachfolger-Kandidaten Sinisa Karan im Wahlkampf gegen den
Spitzenkandidaten der Opposition, Branko Blanusa, stützen.
Das Plakat zeigt offen die Machtverhältnisse in diesem Teil Bosniens und
Herzegowinas, der Republika Srpska, an. Wie eine Art Drohung an Freund und
Feind: Ihr seid mich noch nicht los, denkt nicht daran, mich zu verraten,
denkt nicht einmal daran, dass meine Politik gescheitert ist, ganz gleich,
ob ich nicht selbst gewählt werden kann. „Ich habe immer noch die Zügel in
der Hand“, Sinisa Karan ist für ihn nichts mehr als eine Puppe, ein
nützlicher Idiot.
[2][Dodik] wütet wie eh und je und weiß sich mit seinen großen Freunden
Donald Trump und Wladimir Putin, den er oft besuchen durfte, verbunden. Er
war es ja, der noch vor Trump den Ton für Autokraten aller Arten gesetzt
hat, indem er Gegner beschimpfte und bedrohte, die Lüge und die Leugnung
von Kriegsverbrechen zur Wahrheit erhob, ganz so wie Trump dies später tat.
Seine kürzlichen Tiraden gegen das „nach Cevapcici stinkende“ schmutzige
Sarajevo oder den für die internationale Gemeinschaft agierenden Hohen
Repräsentanten Christian Schmidt, den er als Nazi beschimpfte, ihn mit
einem SS-Helm aus dem 2. Weltkrieg in Verbindung setzte, zeigt aber auch,
dass er blind um sich schlägt.
Der „Führer“ von gerade einmal 200.000 Anhängern in der Republika Srpska
wurde zwar mit Hilfe Europas abgesetzt, doch durfte er auf Geheiß der USA
und Trumps alle von ihm und seiner Familie zusammengerafften Besitztümer
behalten. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Doch ausgerechnet in
Serbien und dem serbischen Teilstaat wächst der Unmut gegen ihn. Nächstes
Jahr kommen aber die richtigen Wahlen.
24 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Bosnien-und-Herzegowina/!t5018983
(DIR) [2] /Milorad-Dodik/!t5021748
## AUTOREN
(DIR) Erich Rathfelder
## TAGS
(DIR) Milorad Dodik
(DIR) Bosnien-Herzegowina
(DIR) Republika Srpska
(DIR) Wahlen
(DIR) Bosnien und Herzegowina
(DIR) Reden wir darüber
(DIR) Social-Auswahl
(DIR) Republika Srpska
(DIR) Milorad Dodik
(DIR) wochentaz
(DIR) Reden wir darüber
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Wahlsieger in der Republika Srpska: Der Schattenregent
Im serbischen Teil von Bosnien-Herzegowina bleibt der langjährige
Machthaber Milorad Dodik indirekt im Amt: dank Wahlsieger Siniša Karan.
(DIR) Wahlen in bosnischer Teilrepublik: Sinisa Karan gewinnt Präsidentschaftswahl
Bei vorgezogenen Wahlen in der Republika Srpska gewinnt der Kandidat des
abgesetzten Serbenführers Milorad Dodik. Die Wahlbeteiligung ist sehr
niedrig.
(DIR) 30 Jahre Dayton-Abkommen: Die letzten Tage des Bosnienkrieges
Unser Korrespondent erinnert sich an Enttäuschungen über die internationale
Gemeinschaft – und die Rückkehr des Lebens im belagerten Sarajevo.
(DIR) 30 Jahre Friedensabkommen: Dayton ist gescheitert
Das Abkommen vom 21. November hat Bosnien und Herzegowina Frieden gebracht.
Doch das Denken entlang ethnischer Grenzen wurde verfestigt.